Der Krieg in der Ukraine dauert an, die Zahl der Flüchtlinge steigt täglich. „Es wird mit 2,7 Millionen Ukraine-Flüchtlingen in Deutschland gerechnet, in der Stadt rechnen wir mit bis zu 1500 in diesem Jahr“, berichtet Andreas Osner, Leiter des Krisenstab Ukraine der Stadt Konstanz, dem Gemeinderat. „Worst case“ (schlimmster Fall), fügt er hinzu.
Doch nicht allein die Zahl der unterzubringenden Menschen stellt die Kommune vor eine große Herausforderung. Aktuell ein großes Problem sei die „dynamische“ Einreise, womit Osner das individuelle, unstrukturierte Ankommen in unterschiedlichsten Kommunen meint. „Die Einreise ist noch chaotisch. Wir, die Kommunen und Landkreise, sind nicht Herr des Verfahrens“, so Osner.
Die Landeserstaufnahmestellen (Lea) seien bereits an ihre Kapazitätsgrenze gelangt. Flüchtlinge würden ohne komplette Registrierung an Landkreise und Kommunen weitergeleitet. Konstanz habe sich bereits aufgestellt, um die Formalitäten strukturiert erledigen zu können.
Im Verwaltungsgebäude in der Laube sollten die Flüchtlinge sich im Bürgerbüro anmelden und dann im selben Gebäude bei der kommunalen Ausländerbehörde die Aufenthaltserlaubnis beantragen.
Um finanzielle Unterstützung, Wohnraum, medizinische Versorgung und dergleichen herhalten zu können, muss ein gesonderter Antrag beim Amt für Migration und Integration (Ami) des Landratsamtes Konstanz gestellt werden.
Damit die Antragsteller nicht extra zum Benediktinerplatz müssen, „wollen wir ein Mini-Büro in unserem Amt (Laube) einrichten, um eine unkomplizierte Aufnahme möglich zu machen“, schildert Osner. All dies verlaufe noch nicht reibungslos, denn die Personalressourcen seien erschöpft; es sollen weitere Mitarbeiter eingestellt werden. Wichtig ist dem Bürgermeister: „Wir werden keinen Flüchtling abweisen.“

Dringlich sei die Unterbringung der Flüchtlinge. „Der Landkreis ist am Zug mit den Gemeinschaftsunterkünften“, erklärt Andreas Osner. Die Stadt selbst kümmere sich darüber hinaus um den Ausbau der bestehenden Anschlussunterkünfte (AU). Er geht davon aus, dass hierdurch 15 bis 30 Plätze generiert werden können.
Auch die Wobak, Spar- und Bauverein, Spitalstiftung, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben täten das Ihrige, so dass Osner davon ausgeht, dass 60 weitere Plätze geschaffen werden könnten. Die Fertigstellung der AU in der Luisenstraße sei für Juli vorgesehen, wodurch 60 bis 65 zusätzliche Plätze zur Verfügung stünden.
Dank an Private, die Wohnraum zur Verfügung stellen
Auch die Akquise privaten Wohnraums laufe auf Hochtouren. Über das städtische Projekt Raumteiler gäbe es bereits 54 registrierte Wohnraumangebote. „Etwa 100 weitere Angebote sind in der Pipeline“, schildert Andreas Osner. Ferienwohnungsbesitzer und Hotels seien ebenfalls angefragt; auch hier gebe es Angebote.
Darüber hinaus stünden bereits 100 Ehrenamtliche in den Startlöchern, um den Geflüchteten entsprechend Hilfe zu leisten. „Wir sind im Krisenmodus. Sprint“, stellt Andreas Osner fest. „Aber wir müssen uns auf einen Marathon einstellen. Wir müssen davon ausgehen, dass uns das Thema die kommenden zwei bis drei Jahre beschäftigen wird.“
Die Gemeinderäte sind allen privaten Wohnraumbesitzern dankbar für ihre Mithilfe. Oberbürgermeister Uli Burchardt appelliert allerdings eindringlich an die privaten Wohnungsbesitzer, sie mögen sich eine Aufnahme gut überlegen, und sich „nicht kopfüber reinstürzen“.
Denn eine Aufnahme von traumatisierten Menschen „kann auch sehr belastend sein“. Damit will er Schnellschüssen und Enttäuschungen für alle Seiten vorbeugen, denn Hilfesuchende nach einer Woche wieder vor die Türe zu setzen, sei nicht hilfreich.