Wie bringt man in Konstanz selbst in Corona-Zeiten ein Bodenseeforum voller Gäste zum Schmunzeln? Claudius Marx, Moderator beim Meet & Greet von Wirtschaft und Politik am Donnerstag, schaffte es mit dieser Bemerkung über den Onliner vom Dienst: „Er sucht eine Wohnung, vier Zimmer, Küche, Bad, Altbau, Seezugang, was man so kennt, wenn Sie eine haben, melden Sie sich bitte.“ Das zieht in der Konzilstadt, die in gleichem Maße von Wohnungsnot betroffen wie beliebt ist. Pandemie hin oder her.

Konstanzer Unternehmen wollen nach vorne schauen
Doch auch darüber hinaus war die Stimmung bei dem von Marketing und Tourismus GmbH Konstanz und Wirtschaftsförderung der Stadt initiierten Treff gut. Obwohl Corona alle Branchen hart getroffen hat – das wurde mehr als deutlich –, die Konstanzer Unternehmen krempeln die Ärmel hoch, wollen nach vorn schauen statt zu verharren, bis die Welle vorbei ist.

Denn das Virus wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Davon ging die große Mehrheit der rund 90 Teilnehmer vor Ort aus. Zusätzlich hatten sich mehrere Dutzend Personen digital zugeschaltet, um den insgesamt acht Blitzlichtvorträgen aus verschiedenen Branchen mit anschließender Diskussion beizuwohnen.
Mainau hat große Einbußen
Eine der Rednerinnen war Bettina Gräfin Bernadotte von der Insel Mainau GmbH. Sie nannte die Zahlen von Ende Juni: 300.000 Besucher weniger als im Vorjahr, der Umsatz „73 Prozent unter unserem Plan, ein Minus von zehn Millionen“. Auch wenn die Leute kommen, würden sie weniger ausgeben. Aus Sorge.

„Auch Feiern macht weniger Spaß, wenn nicht getanzt werden darf.“ Im Bereich Veranstaltungen hagele es Absagen. Dennoch war sie hoffnungsvoll: „Im Juli liegen wir mit den Zahlen im Plan, ich hoffe, dass wir 60 bis 70 Prozent unsere Gäste in diesem Jahr noch erreichen.“
Bitte an die Politik: Neueinstellungen trotz Kurzarbeit
Ihre Bitte an die Politik: „Bitte helft uns, dass wir in die Kurzarbeit hinein einstellen dürfen, um nach der Krise wieder durchstarten zu können.“ Hoffnung und Freude, so Gräfin Bernadotte, machten ihr die Mitarbeiter. Sie würden zusammenrücken und Solidarität zeigen. Etwa, wenn ein Angestellter im Bereich Garten dem Kollegen aus der Gastronomie, der auf null in Kurzarbeit ist, Arbeit abgibt.
SÜDKURIER hat neue Ideen entwickelt
Auch Michel Bieler-Loop, Geschäftsführer des Medienhauses SÜDKURIER, berichtete vom Engagement der Belegschaft trotz Kurzarbeit und Homeoffice – und wie ihm das Auftrieb gebe. Ideen, die neu entstanden sind, von der Plattform SK on Air für lokale Kulturschaffende bis hin zur Nachbarschaftshilfe, seien zum großen Teil von Mitarbeitern gekommen.

Manchmal aber fühle er sich „wie im falschen Film“, sagte er. Zum Beispiel, wenn das Interesse der Bürger an regionalen Nachrichten, geschrieben von professionellen Journalisten, massiv steigt, was großartig ist – aber gleichzeitig Werbeerlöse drastisch einbrechen.
Nur wenige Lehrstellen
Zahlen brachte auch Alexandra Thoß mit, die bei der IHK Hochrhein-Bodensee den Bereich duale Ausbildung verantwortet. Die Ausbildung an sich laufe trotz Corona. Große Sorge bereite ihr, dass viele keine neuen Azubis eingestellt hätten.
Ihr Appell: „Bildet aus, damit uns nicht am Ende ein Jahr fehlt!“

Ausbilden – das tun viele von denen, über die Jürgen Norbert Baur, Geschäftsführer Frischemärkte Baur, sprach: Handel, Gastronomie und Hotellerie. „Die hohe Arbeits- und Lebensqualität in Konstanz ist ein Zusammenspiel dieser drei Branchen“, sagte er und unterfütterte es mit Zahlen, zum Beispiel die zehn Millionen Euro Gewerbesteuer pro Jahr oder die fast 10.000 Arbeitsplätze.

Konstanz lebt auch vom Tourismus
In der Krise hätte sich die Stärke von Konstanz in eine Schwäche verwandelt: die Lage am See und an der Grenze, die Besucher und Touristen anzieht. Die Umsatzeinbrüche seien dramatisch, selbst nach dem Lockdown. Vor der Grenzschließung betrugen sie in einzelnen Märkten um die 70 Prozent.

In Richtung OB Uli Burchardt sagte er: „Ich wäre froh, wenn Gemeinderat und Stadt sehr sanft an gewisse Veränderungen herangehen.“ Dazu gehört sicher nicht zuletzt der Plan, Besucherparkplätze zu reduzieren.