Als er sich am Telefon meldet, klingt Lars Breimaier heiterer als vor zwei Monaten. Zu der Zeit, mitten im Corona-Lockdown fehlte dem Gastronom völlig die Orientierung: würde das Schweizer Eck wieder öffnen dürfen wie die anderen Kneipen und Gaststätten? Welche Regeln gelten für Gaststätten, die keine Speisen anbieten?

15 Stunden Arbeit für 164 Euro

Inzwischen ist das Biertrinken und Zusammensitzen wieder Alltag. Mit der momentanen Situation sei er zufrieden. Es gebe Tage, da setze er bei 15 Stunden Arbeit 164 Euro um, das sei dann bitter. Es gebe aber auch solche mit 400 Euro. Früher habe er an Samstagen allerdings bis zu 1000 Euro Umsatz gehabt. „Aber wenn es so weiter geht, überleben wir das“, sagt Breimaier verhalten zuversichtlich.

Der Gastronom Lars Breimaier mit seiner Familie im Schweizer Eck. Das Geschäft laufe zumindest zufriedenstellend wieder an, sagt er.
Der Gastronom Lars Breimaier mit seiner Familie im Schweizer Eck. Das Geschäft laufe zumindest zufriedenstellend wieder an, sagt er. | Bild: Samira Matschinsky

Mancher Gast trinkt ein Bier weniger

Worin der Unterschied zu den vergangenen Sommern besteht, kann der Wirt gar nicht sagen. Die Stammgäste seien alle da, auch die Schweizer Gäste, sie kämen regelmäßig. „Aber vielleicht trinkt der ein oder andere Gast eben drei Bier statt vier“, sagt Breimaier.

Im Hafenbereich läuft das Geschäft

Anderswo ist das Geschäft mit großem Schub angelaufen. „Grundlegend läuft es gut bei uns nach dem Lockdown“, schreibt Jeannette Müller, Mit-Inhaberin von Steg 4 und Hafenmeisterei, auf Anfrage. Es seien sehr viele Touristen in der Stadt, das trage zum Erfolg bei. Dennoch: Die Verluste des Lockdowns könnten dennoch nicht kompensiert werden. Sie beobachte außerdem, dass einige Gäste inzwischen nur widerwillig ihre Kontaktdaten zum Infektionsschutz angäben. „Es gab Gäste, die das Formular nicht ausfüllen wollten und deshalb weitergingen“, schreibt sie.

60 bis 85 Prozent des gewohnten Umsatzes

Manfred Hölzl, Vorstandsmitglied bei Dehoga, äußert sich ebenfalls verhalten optimistisch. Die Betriebe kämen auf 60 bis 85 Prozent ihrer gewohnten Umsätze und seien zu etwa zwei Dritteln ausgelastet. „Durch die Corona-Auflagen allerdings haben alle mehr Arbeit und gleichzeitig weniger Gäste“, sagt Hölzl. Im Moment und unter den gegebenen Umständen könne man zufrieden sein.

Hölzl denkt aber auch einige Monate voraus. „Das Thema Corona ist nicht beendet“, sagt er. Im Moment sei die Lage gut, weil viele Touristen am See seien und man draußen essen könne. „Aber viele Menschen sind immer noch äußerst besorgt und scheuen den Weg ins Restaurant„, erläutert Hölzl.

Im Logan‘s Pub in Petershausen bleibt zwischen Drink-Mixen, Telefon und Bestellungen kaum Zeit für ein Gespräch. „Bei gutem Wetter ist sehr viel los“, sagt Mitarbeiter Aaron Forster. Er habe den Eindruck, die Leute gingen mehr aus als in den Vorjahren. Dass die Geschäfte gut angelaufen seien, bestätigt sein Chef, Ismail Arslan. Von einer Kompensation des Verlusts aus dem Lockdown könne allerdings keine Rede sein. „Man hat ja Kosten und muss wieder mehr Mitarbeiter bezahlen“, somit bleibe wenig Gewinn. Aber es gehe bergauf.

Sie sind alle froh, dass die Gastronmoiebetriebe wieder geöffnet haben: Jovana und Strahinja nedic mit ihrer kleinen Tochter Margita und ...
Sie sind alle froh, dass die Gastronmoiebetriebe wieder geöffnet haben: Jovana und Strahinja nedic mit ihrer kleinen Tochter Margita und Vivian Kremer, Servicekraft im Logan‘s Pub. | Bild: Wagner, Claudia

„Es läuft fast wieder normal“

Zufrieden mit dem aktuellen Geschäftsverlauf ist auch Julian Müller-Nestler, der das Burro-Burro in Stadelhofen und die Essbar in der Innenstadt betreibt. „Es läuft im Moment fast normal“, sagt er, „die Stadt ist voll und das Wetter hilft“. Die Umsätze seien vergleichbar mit jenen des Vorjahres, allerdings sei das eine Momentaufnahme.

Burro Burro Konstanz
Burro Burro Konstanz | Bild: Samira Matschinsky
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Wie es im Oktober aussehen werde, wisse er nicht, es macht ihm Sorgen. Er fürchtet weniger wie Hölzl, dass die Gäste aus Furcht vor dem Virus ausbleiben als, dass der Staat die Hygieneregeln nochmals verschärfe. „Davor sind wir machtlos“, sagt Müller-Nestler und ergänzt, dass er im Moment schlicht das Beste hoffe. Dass es im Moment so gut laufe, sieht der Gastronom weniger als eigenes Verdienst. „Das liegt an der attraktiven Lage am See. Wir haben großes Glück hier in Konstanz.“