Von einem „Fahrradhotel“ war lange die Rede, doch die Bautafel wirft Fragen auf: Direkt am Bahnhof Wollmatingen und Bodensee-Radweg soll eine Unterkunft mit 89 Zimmern entstehen. Kapital sollen dabei nicht in erster Linie Banken oder ein Bauträger einbringen, sondern Privatpersonen. Nun fragt sich die Fraktion von FGL&Grünen im Konstanzer Gemeinderat, ob damit die Voraussetzungen von einst überhaupt noch gegeben sind – und ob die Baugenehmigung durch die Stadt unter diesen Umständen noch gültig ist.

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Das Thema aufgebracht hat Gisela Kusche, Stadträtin der größten Fraktion im Konstanzer Rat. Sie befürchtet demnach, dass es in Wirklichkeit gar kein Hotel werden soll, das auf dem Grundstück des früheren Pizza-Bahnhofs an der Station Wollmatingen errichtet werden soll.

Kritische Fragen zu einem Bauvorhaben in der Riedstraße: Gisela Kusche, Stadträtin von FGL&Grüne, sorgt sich, dass da in Wirklichkeit ...
Kritische Fragen zu einem Bauvorhaben in der Riedstraße: Gisela Kusche, Stadträtin von FGL&Grüne, sorgt sich, dass da in Wirklichkeit gar kein Hotel entstehen könnte. | Bild: Inka Reiter/FGL

„Dieses Hotel war ursprünglich als Fahrradhotel geplant“, so ihre Anfrage an die Stadtverwaltung. Jetzt sehe man aber unter anderem auf Plakaten vor Ort, „dass dort ein Investorenmodell für Appartements umgesetzt werden soll“. Und fragt: „Wurde diese Nutzungsänderung genehmigt, und falls ja, von wem und warum?“

„Im Rahmen der zulässigen hoteltypischen Nutzung“

Die Stadtverwaltung hat diese Anfrage nun beantwortet, und daraus geht hervor, dass die Behörde keine Nutzungsänderung sieht, nur weil die Finanzierung etwas ungewöhnlich ist. „Die geplante Nutzung des betreffenden Objekts stellt aus baurechtlicher Sicht keine Nutzungsänderung dar“, so die im Ratsinformationssystem aktuell veröffentlichte Einschätzung des Baudezernats. Denn „die angebotene Nutzung bleibt im Rahmen der zulässigen hoteltypischen Nutzung, sodass eine separate Genehmigung hierfür nicht erforderlich ist.“

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Die Nutzung der Apartments durch die Eigentümer steht nach einer früheren Aussage der Bauherren nicht im Zentrum. Auf Recherchen des SÜDKURIER hin hatte die E&G Immobilien in Stuttgart bekräftigt, dass das als „The Reed“ beworbene Projekt tatsächlich ein Hotel wird. Auch den Namen des Betreibers hatte E&G bereits öffentlich gemacht: Pächter soll die Firma H World International sein, die Nachfolgefirma der Steigenberger-Gruppe. Geplant ist demnach ein Hotelbetrieb, und die Lage direkt am Bodensee-Radweg wird auch ausdrücklich beworben.

Bisher stehen keine Kräne und Bagger am Bauplatz

Offen bleibt unterdessen, wann die eigentlichen Bauarbeiten beginnen sollen. Den im Internet genannten Eröffnungstermin 2026 hat E&G gegenüber dem SÜDKURIER bereits auf das zweite Quartal 2027 korrigiert. Ein Baustart ist den Angaben zufolge „vorgesehen, sobald circa 30 Prozent der Einheiten verkauft sind“. Für eine schnelle und zugleich umweltschonende Realisierung solle unter anderem die Holzmodulbauweise mit vorgefertigten Teilen sorgen. Begleiten solle das Vorhaben die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Und: Eine Instandhaltungsrücklage, wie sie gerade bei schnell verschließenden Hotelzimmern besonders wichtig ist, sei bei der Kalkulation bereits berücksichtigt.