Wer sich früher einmal in den Innenhof der Sparkasse verirrt hat, hat diesen wohl meist nur als Durchgang zwischen Marktstätte und Dammgasse benutzt, oder wollte Geld abheben. In Zukunft könnte sich das ändern: Hier stehen jetzt Tische und Stühle, Pflanzen und große grüne Sonnenschirme. Seit Donnerstag, 23. Juni, ist das Burger-Restaurant „Hans im Glück“ hier Zuhause.
Am ersten Tag kommen schon zahlreiche Gäste
Für den ersten Tag ist es bereits ziemlich voll. Groß und klein, alt und jung sitzen bereits an den Tischen in und vor dem Restaurant und warten auf ihre Burger. Jens Hallbauer, Geschäftsführer von „Hans im Glück“, freut sich: „Wir hoffen auf einen guten Start und dass wir gut angenommen werden.“

Auf die Frage, warum die Kette sich für den Standort Konstanz entschieden hat, antwortet er: „Für unsere Standorte suchen wir immer nach Städten, in denen wir Potenzial sehen, und in denen die Struktur für eine bestimmte Zielgruppe gegeben ist. Das sind unter anderem Menschen zwischen 20 und 40 Jahren. Konstanz passt da sehr gut, und wir liebäugeln tatsächlich schon länger mit dieser Stadt.“
Prominente Adresse, aber etwas versteckt an der Markstätte
Das Gebäude stelle eine kleine Herausforderung dar, da man hier keine besonders gute Sichtbarkeit, also keine auffällige Fensterfront mit viel Betrieb davor, habe. Deswegen gibt es zwei Eingänge: zum Bahnhof und in den Innenhof. Andererseits passe diese Lage auch gewissermaßen zu der Idee eines Restaurants mit Rückzugsmöglichkeiten, so Jens Hallbauer.
Nach Zalando jetzt wieder eine Kette: Gibt es erneut Aufruhr?
Bereits im vergangenen Jahr gab es am selben Standort die Eröffnung einer „Zalando-Outlet“-Filiale. das sorgte für schwere Kritik, unter anderem im OB-Wahlkampf 2020: Muss die Sparkasse ausgerechnet an einen Online-Versender vermieten, der als Bedrohung des stationären Handels in der Innenstadt (und damit auch auch der klassischen Sparkassen-Geschäftskundschaft) gilt? Warum jetzt die zweite Kette?
Die Sparkasse jedenfalls hat sich in diesem Fall nicht selbst für „Hans im Glück“ entschieden. Das teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Die Fläche wurde an den Hotelier mitverpachtet, der in den oberen Geschossen Zimmer anbietet – es sind die Nachbarn, die auch das „Halm“ betreiben. Sie haben die Fläche an „Hans im Glück“ weitergegeben und haben sich dazu zunächst nicht geäußert.
Die Branchenverbände geben sich freundlich-diplomatisch
Kette statt Familienbetrieb, international tätiges Unternehmen statt regionaler Firma, und das an einer der prominentesten Adressen der Stadt: Wie stehen die Konstanzer Branchenvertretungen Dehoga und Treffpunkt nun zur Eröffnung der Konstanzer „Hans im Glück“- Filiale?
Manfred Hölzl, zweiter Vorsitzender des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga sagt dazu: „Früher hat man hier immer gemeint, mit McDonald‘s und Burger King reicht es, große Ketten haben immer eher große Städte gesucht. Mittlerweile hat sich vieles getan: in den letzten Jahren ist ein großer Fokus auf Konstanz als Standort entstanden, unter anderem durch Faktoren wie die Grenznähe. Das kann ja als durchaus positive Entwicklung gesehen werden.“
Und diplomatisch fährt der Interessenvertreter der Konstanzer Gastronomen fort: Er gibt auch zu bedenken, dass eine prominente Stelle wie diese an der Marktstätte zahlungskräftige Investoren brauche und dadurch für eine bereits etablierte Kette durchaus geeignet sei.

Für Hölzl ist das Bild allerdings gemischt: „Wir freuen uns also einerseits über die Ergänzung des attraktiven Gastronomie-Angebots in Konstanz, andererseits sieht man natürlich auch immer öfter – besonders im Einzelhandel – die Verdrängung kleiner einheimischer Läden durch große Ketten, was die Individualität der Stadt gewissermaßen verringert.“ Trotzdem werde man natürlich den neuen Geschäftsführer als Teil der Konstanzer Gastronomie in die Gemeinschaft aufnehmen. „Er muss sich dann genauso beweisen wie jeder andere.“, findet er.
Treffpunkt: „Hans im Glück“ ist zwar nicht regional, aber interessant
Auch Daniel Hölzle, erster Vorsitzender der Händler- und Gewerbevereinigung Treffpunkt, meint: „Grundsätzlich begrüßen wir immer alle neuen Anbieter und sind ihnen gegenüber offen eingestellt. Allgemein gilt in unserer Stadt natürlich die Grundlinie: umso regionaler verwurzelt, desto schöner, da das zur Individualität der Stadt beiträgt.“ Aber: „Hans im Glück“ sei ein interessanter Anbieter, der das gastronomische Angebot der Stadt bereichern werde. „Deswegen sind wir ihm gegenüber positiv eingestellt“, so Hölzle.

Jens Hallbauer ist optimistisch: „Wir hoffen, die Stadt mit unserem Restaurant zu bereichern. Es ist schön, diesen Innenhof mit Leben füllen zu können und ihn bunter zu machen.“ Es gehe ja auch nicht darum, ein alt eingesessenes, lokales Restaurant von hier zu verdrängen, sondern in der Stadt ein zusätzliches Angebot zu machen, erklärt der Geschäftsführer.
Die Kette hat den Veggie-Trend längst erkannt
Das kulinarische Angebot des Restaurants bezeichnet Hallbauer als zeitgemäß und breit gefächert. Hohe Produktqualität sei ihnen wichtig, und es handele sich bei „Hans im Glück“ keineswegs um ein Fast-Food-Restaurant. Zudem seien 30 Prozent des Angebots mittlerweile vegetarisch oder vegan. „Vielen Menschen ist das, aufgrund des in den letzten Jahren gestiegenen Gesundheits- und Umweltbewusstseins, sehr wichtig“, erklärt der Geschäftsführer.

Trotzdem bleibe natürlich das Angebot von Fleisch, da die Nachfrage nach wie vor bestehe. „Wir versuchen dennoch unseren Beitrag dazu zu leisten, den Menschen vegetarisches Essen näherzubringen. Viele Leute denken immer noch, bei einem vegetarischen Essen fehle ihnen etwas. Wir wollen zeigen, dass vegetarische Gerichte genauso vollwertig sind wie fleischhaltige.“, ist Jens Hallbauer überzeugt.
Und die Gäste? Die freuen sich über die Bereicherung
Janine El Mais ist mit ihrer Mutter zu Besuch im Restaurant: „Ich komme aus Zürich und mache heute einen Tagesausflug nach Konstanz. ‚Hans im Glück‘ kannte ich bisher nicht, ich habe es aus Zufall entdeckt und es gefällt mir sehr gut!“
Robin Kazmaier, Debbie Dilger, Sarah Kickhöfer und Leander Fiedel studieren gerade die Speisekarte. Sie erzählen: „Wir studieren in Konstanz und wollten das Restaurant heute mal testen. Wir hatten schon davon gehört und freuen uns, dass es jetzt auch hier in Konstanz eine Filiale hat. In Zukunft würden wir aber trotzdem nicht nur noch hier hingehen. Es gibt hier viele gute lokale Restaurants, man sollte nicht immer nur die großen Ketten unterstützen.“