Sie bauen mittelständischen Unternehmen Solaranlagen auf die Dächer und übernehmen Planung, Finanzierung, Betrieb und Service. Die Firmen müssen so nicht investieren und sparen Kosten für Strom, zwischen 15 und 35 Prozent, während die beiden, die ihr Startup vor einem Jahr (im Februar 2021) gründeten, ihr Auskommen haben. Und die Solaranlagenbauer, mit denen sie kooperieren, bekommen Aufträge. Schlussendlich gewinnt aber vor allem die Umwelt.

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„Wir befinden uns in einer Sandwich-Position“, erklärt Joachim Plesch: Für Privatkunden gibt es schon etwas, genauso wie für Großkunden, wo zum Beispiel der Singener Rene Müller mit „Solarkomplex“ unter anderem Hegauer Bauern riesige Solaranlagen auf ihre Felder baut. Plesch liegt dazwischen. „Unsere Anlagen gehen von 50 Kilowattstunden Peak (kWp) Höchstleistung, was schon sehr klein ist, bis 300 kWp.“

Auf den Dächern von mittelständischen Unternehmen

Die kleinen Unternehmen, so Plesch weiter, haben oft nicht das Kapital, „um mal schnell 150.000 Euro in eine Photovoltaikanlage zu stecken.“ Zumal diese dann mindestens sechs Jahre braucht, um sich zu tragen. „Das Geld investiert die Firma dann meist eher in neue Produktionsanlagen, die sich vielleicht schon nach zwei Jahren rentieren.“ Und Personal, um sich um so eine Anlage zu kümmern, fehlt meist auch.

In diese Lücke geht „Gorfion Green Energy“. Und steigt seinen Kunden erstmal aufs Dach. Statik und Belastungsfähigkeit werden geprüft, was nicht immer einfach sei. „Die Dächer sind so unterschiedlich, deshalb muss jedes einzeln geplant werden“, sagt Joachim Plesch. Aber man nehme sich die nötige Zeit dafür, auch wenn die Nachfrage gerade stark ansteigt. Schon jetzt bearbeiten er und sein Freund aus Grundschulzeiten, Sebastian Pingel, zwei bis vier Anfragen pro Woche.

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Ein Geschäftsmodell, bei dem niemand verliert?

Der 43-jährige Volkswirt Plesch, der seinen Master in Konstanz gemacht hat, erzählt gerne von ihrem ersten Projekt in Spaichingen, einer Metallhärterei. Die hat einen enormen Stromverbrauch, er ist der zweitgrößte Posten in ihrer Bilanz. Klar, dass die Firmenchefs möglichst billig Strom einkaufen wollen. Auch klar, dass die neue 170-kWp-Anlage da nur einen kleinen Teil einspart.

Aber immerhin: Über 8000 Euro weniger Energiekosten im ersten halben Jahr kann man sich freuen. Zumal die Arbeit dafür ja „die anderen“ erledigt haben. Dazu ist der Strommix auch noch umweltfreundlicher und der Strompreis aus der Anlage für die kommenden 25 Jahre gesichert. Ein Geschäftsmodell, bei dem niemand verliert? Scheint aufzugehen.

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Joachim Plesch war nach seinem Studium in einigen Firmen als Geschäftsführer tätig. Sein erstes Unternehmen, „Lotus Systems“ in Geisingen, produzierte Maschinen zur Solarzellen-Herstellung, geriet in der Finanzkrise an die falschen Finanzierungspartner und ging insolvent. Was ihn heute noch schmerzt, denn dieses kollegiale Miteinander dort blieb ihm in lebhafter Erinnerung. Da will Plesch mit seinem Startup auch wieder hin.

Plesch: „Wir wollen uns lieber schrittweise entwickeln“

Die Radolfzeller Solarfirma Klinkenberg ist hier in der Region der Partner, mit dem dieses kollegiale Miteinander schon funktioniert. „Wir brauchen keine Verträge, alles läuft per Handschlag und im Vertrauen“, erzählt der Gründer – etwas, das in der Firmenwelt verloren zu gehen droht. Als bei seiner letzten Anstellung 2018 eine Gesellschafterin einfach entschied, ihr gesamtes Kapital abzuziehen – auch diese Firma ging pleite – war für ihn der Punkt gekommen, auszusteigen und „sein eigenes Ding zu machen.“

Im Mai 2021 erschien ein Artikel über sein drei Monate junges Startup in einem Photovoltaik-Magazin. Damals seien gleich finanzkräftige Investoren auf ihn zugekommen, wollten groß einsteigen. „Ihr müsst schnell wachsen!“, war ihre Aussage. Plesch lehnte ab: „Wir wollen uns lieber schrittweise entwickeln.“ Beschränkung auf den süddeutschen Raum, sich mögliche Partner in Ruhe anschauen – bewusste Entscheidungen, um sich dem Turbokapitalismus zu entziehen.

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Sein Mitstreiter Sebastian Pingel ist Diplomphysiker und forscht am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Joachim Plesch ist für die kaufmännische Seite zuständig. Beide bezeichnen sich als „Überzeugungstäter für die Energiewende“. Noch sind sie nur zu zweit, aber in naher Zukunft, wenn es die Auftragslage zulässt, soll noch jemand für die Projektleitung eingestellt werden. Damit das Geschäftsmodell weiter funktioniert, bei dem niemand verliert.