Um den Ruf vieler Immobilienmakler ist es nicht zum Besten bestellt. Sie gelten oft als geldgierige Haie, denen es nur um das schnelle Geschäft geht. Umso erfreulicher, wenn man dann ein junges Unternehmen kennenlernt, das ganz andere Ansprüche an seine Arbeit hat.
Herzberg-Immobilien ist im Januar dieses Jahres von Cecilia Herzberg, 23 Jahre, und Frederik Lange, 25, gegründet worden. Die beiden sind Firmen- und Lebenspartner. Sie ist in Berlin aufgewachsen, machte dort ihr Abitur. Er ist ein Allmannsdorfer, der ans Ellenrieder-Gymnasium ging und dort 2015 abschloss und für ein Freiwilliges Soziales Jahr in die Hauptstadt umzog.
Dafür, dass sie mit ihm nach dem Jahr an den See zurückkehrte, brauchte es nicht viel Überzeugungsarbeit. Ihre neuen Büroräume in der Lindauer Straße haben die beiden vor sechs Wochen bezogen. Genau gegenüber ist Frederik groß geworden, und dort wohnen sie jetzt auch.
Wie man zu Geld kommen kann
„Meine Mutter war 17, als ich zur Welt kam, noch in Ausbildung, mein Vater 19, studierte. Ich hatte keine schlechte Kindheit, aber für Besonderes wie zum Beispiel Reitunterricht war nie Geld da“, erzählt Cecilia Herzberg. So begann sie sich früh dafür zu interessieren, wie man Geld verdienen kann. Auf welchen verschiedenen Wegen man zu Geld kommen kann.
Robert Kiyosakis Buch „Rich Dad Poor Dad“ wurde ihr zur Offenbarung. Kurz gesagt geht es in dessen Lehre darum, „passives Einkommen“ zu schaffen, zum Beispiel durch Investitionen in Immobilien oder Unternehmen, um sich frei davon machen zu können, Zeit für Geld tauschen zu müssen. „Diese Idee hat mich fasziniert,“ gesteht die junge Firmengründerin.
Mit Frederik zusammen habe sie vor Jahren eine Internetseite für Bonsai-Bäume entwickelt, auf der die Aufzucht und Pflege genaustens beschrieben wird. Und klickt man von dort aus dann einen Online-Großhandel an, bekommen sie jedes Mal eine kleine Provision. 15 bis 30 Euro verdienen sie damit jetzt noch jeden Monat. „Ohne dass wir noch etwas dafür tun müssen.“ Ein kleines Beispiel für eine große Idee.
Unternehmen checkt Objekte mit Analyse-Liste
Ihr Immobilienunternehmen unterstützt und berät Kunden dabei, wenn sie ihr Geld in Immobilien anlegen wollen. Hausobjekte werden dafür von ihnen mit einer „extrem ausführlichen Analyse-Liste“ durchgecheckt: In welcher Gegend liegt das Objekt? Strukturschwach oder mit Entwicklungspotenzial? Wie ist es energetisch ausgestattet: Muss die Heizung, das Dach bald saniert werden? Sind alle Unterlagen vorhanden? Gibt es Mieter, die gehalten werden sollen? Und so weiter. „Wenn ein Käufer will, dass die Oma im dritten Stock rausfliegt,“ so Lange, „wir das aber nicht richtig finden, dann suchen wir eben weiter, bis wir jemanden finden, der die Oma drin lässt.“
Überhaupt schafften es nur 50 Prozent der geprüften Immobilien, dass sie diese in ihre Kartei aufnehmen. Arbeit, die ihnen erst einmal niemand bezahlt. „Aber die Kunden schätzen diese Sorgfalt.“ Und das sei der Unterschied zu vielen anderen Maklern. Dort herrsche oft eine Friss-oder Stirb-Mentalität. Möglichst schnell maximalen Gewinn erzielen, sich nicht drum kümmern, wie es mit der Immobilie weitergeht, und nichts wie weg, zum nächsten Verkauf.
Ihr Anspruch sei es dagegen, für die Immobilie auch einen langfristigen Entwicklungsplan zu erstellen: Welche Investitionen kommen wann auf den Käufer zu? „Und in diesen Plan kommt auch, wie man das Objekt in Zukunft nachhaltig ökologisch sauberer bekommt.“ Zum Beispiel durch Fotovoltaik, Wärmedämmung, Erdwärmeheizungen. Eine umfassende Analyse also, sodass der Kunde genau vor Augen hat, worauf er sich einlässt und Risiken und Chancen genaustens abwägen kann. „Außerdem streben wir keinen maximalen Preis an, sondern einen fairen – für alle Beteiligten.“
Das Unternehmen wächst weiter
Das erste Geschäftsjahr ist nun bald vorüber, die neuen Büroräume fast komplett eingerichtet. Mitarbeitende gibt es weitere drei, David Krüger, Ben Herzberg und Cleo Mirzwa, die für das Unternehmen gerade in Berlin eine Zweigstelle eröffnet hat. 30 bis 35 Objekte betreuten sie gerade.
Pro Quartal hätten sie bisher rund 100.000 Euro umgesetzt, mit deutlich sichtbarer Wachstumsrate. „Und was über die ausgerufenen Quartalsziele hinausgeht, wird aufgeteilt.“ Ein Teil wird an die Mitarbeitenden ausgeschüttet, ein Teil zurückgelegt. „Und einen letzten Teil investieren wir in ein „Hilfe zur Selbsthilfe“-Projekt in der Dominikanischen Republik“. Und für jede Bewertung, die über sie geschrieben wird, pflanzen sie einen Baum.
Herzberg und Lange blicken selbstbewusst auf das bisher Geleistete und das noch Kommende. „Was ich immer schon machen wollte, ist, renovierungsbedürftigen Häusern wieder Leben einzuhauchen“, so Herzberg.