Wer ab Freitag, 15. Juli, aus Richtung Allensbach oder Radolfzell zu den Konstanzer Bodanrück-Orten, zur Mainau oder zur Fähre fahren will, muss einen Umweg von etwa zweieinhalb Kilometern in Kauf nehmen. Die direkte Verbindung zwischen Allensbach-Hegne und Konstanz-Wollmatingen wird umgehend nach Eröffnung des neuen Tunnels an der Reichenauer Waldsiedlung gekappt. Kritiker hatten dies in einem weit beachteten SÜDKURIER-Artikel als „Schildbürgerstreich“ bezeichnet.
Während das Regierungspräsidium zunächst kein konkretes Schließungsdatum veröffentlichen wollte, schuf nun der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt Klarheit. Er sagte in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, es sei eine sofortige Sperrung nach Tunnel-Eröffnung vorgesehen. Die Inbetriebnahme findet am 14. Juli nachmittags statt.
Wo einst eine breite Straße war, ist am Ende nur noch ein Wirtschaftsweg
Die Kappung der Landesstraße 220 nördlich der Reichenauer Waldsiedlung ist eine ökologische Ausgleichsmaßnahme für den Straßenbau, wie auch OB Burchardt erklärte. Damit ist sie in der 2007 erteilten Baugenehmigung für die Straße, dem sogenannten Planfeststellungsbeschluss, rechtlich bindend vorgeschrieben. Laut OB Burchardt wird die Straße aber nicht sofort zurückgebaut. Dauerhaft soll dort, wo bisher eine voll ausgebaute zweispurige Straße verläuft, aber nur ein 3,5 Meter breiter Wirtschaftsweg übrig bleiben.
Vor allem im Konstanzer Teilort Dettingen wird nun die Sorge laut, dass nach der Sperrung der direkten Strecke vermehrt Autofahrer schon in Allensbach-Mitte von der Bundesstraße 33 abfahren und durch die Ortsmitte von Dettingen in Richtung Fähre oder Mainau fahren. Auch Ortsvorsteher Roger Tscheulin sprach in der Sitzung des Ausschusses dieses Szenario an.
Der Tunnel Waldsiedlung geht nach über drei Jahren Bauzeit ans Netz; in diesem beeindruckenden Video sind die Bauarbeiten im Zeitraffer zu sehen. Bisher waren Beobachter davon ausgegangen, dass die Sperrung der Landesstraße 220 erst in Kraft tritt, wenn die gesamte Bundesstraße 33 vierspurig ausgebaut ist. Dies wird nach aktueller Planung keinesfalls vor 2028 der Fall sein.
Bei Stau fahren bisher viele Autofahrer lieber über Westtangente
Die Landesstraße 220 war bisher auch eine gern genutzte Alternative, wenn es im Bereich der Kindlebild-Kreuzung oder an der Tunnelbaustelle zu Staus kam, gerade im Feierabendverkehr stadtauswärts. Die neue Verkehrsführung durch den Tunnel und ohne die stauanfällige Abzweigung bei der Waldsiedlung soll den Verkehrsfluss nach Überzeugung der Planer deutlich verbessern. Nach Ansicht des zuständigen Regierungspräsidiums wiegt dies auch die Nachteile durch den Umweg auf.