Schulen in Konstanz seien kein sicherer Raum für Schwarze – das schrieben Aktivisten von Black Lives Matter Konstanz jüngst in den sozialen Medien. Die Organisation will Schwarzen eine Stimme verschaffen. Auf Instagram beschrieben sie, dass es Lehrenden an der nötigen Sensibilität fehle.
Hautfarbe ist selbstverständlich beige
Erfahrungen würden nicht verstanden, toleriert oder heruntergeredet. Und weiter: „So wird im Musikunterricht beispielsweise davon ausgegangen, man könne singen und tanzen, da dies ja im Blut liege, im Sportunterricht erwarte man Bestleistungen, weil dies in den Genen liege und im Kunstunterricht wird nach ‚der Hautfarbe‘ (beige) gefragt.“
Eine mögliche Lösung sieht Black Lives Matter in verpflichtenden Seminaren über rassismuskritisches Denken für Schüler und Lehrer. Die Stadt Konstanz hat bereits darauf reagiert und Black Lives Matter mit der Stabsstelle Konstanz International vernetzt.
Den Beschluss über eine feste Einrichtung der Kurse an Schulen oder im Lehramtsstudium müsste aber das Land fällen. SÜDKURIER hat bei sechs der Kandidierenden für den Landtag für den Wahlkreis Konstanz/Radolfzell nachgefragt: Würden Sie sich dafür einsetzen?
Die Antworten der Kandidierenden erscheinen ungekürzt oder bearbeitet.
Das sagt Petra Rietzler (SPD)
„Black Lives Matter-Konstanz hat das Bewusstsein für offenen und strukturellen Rassismus geweckt. Das Thema gehört direkt in Schule und Kita. Lehrende und Kinder müssen sich damit beschäftigen. Das Bewusstsein dafür muss tagtäglich gelebt werden. Zum Beispiel beim Lehr- und Lernmaterial oder Bilderbüchern für die Jüngsten: Da findet man unzählige Bilder und Aufgaben, die alles andere als korrekt sind. Biases und Rassismus müssen zur Ausbildung von Pädagog*innen gehören, genau wie in anderen Berufen. Auch woanders müssen wir das angehen, zum Beispiel in Behörden, Polizei, Handel, ÖPNV – da haben wir ebenfalls Handlungsbedarf.“
Das sagt Jürgen Keck (FDP)
„Wem die Freiheit wichtig ist, der kämpft vor allem auch für das Recht auf ein Leben frei von Benachteiligung und Diskriminierung. Rassismus zu begegnen und Lehrkräfte stärker in dieser Thematik zu schulen, ist ein wichtiger Schritt. Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir hierbei Menschen einbinden und mitgestalten lassen würden, die aus ihren eigenen Erfahrungen sprechen können. Das wäre mir sehr wichtig. Allerdings dürfen wir das Problem Rassismus nicht den Betroffenen allein überlassen, sondern müssen uns als gesamte Gesellschaft, Seite an Seite dagegen engagieren.“
Das sagt Antje Behler (Linke)
„Lehrkräfte und Angestellte im öffentlichen Dienst sollten sich antidiskriminierenden Schulungen unterziehen müssen. Gerade aufgrund von racial profiling will ich auch eine von der Polizei unabhängige Beschwerdestelle schaffen. Während der Schulzeit muss jede:r Schüler:in kostenlos an einer Bildungsfahrt zu einer Gedenkstätte teilnehmen können. Antirassismus und Antifaschismus will ich in der Landesverfassung verankern und eine Enquete-Kommission gegen Rassismus einsetzen. Ich bin für eine stärkere Förderung von Projekten zur Gewaltprävention, zur Demokratieförderung und für Antirassismus.“
Das sagt Levin Eisenmann (CDU)
„Das Netzwerk ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ leistet hier schon gute Arbeit und sollte weiter ausgebaut werden. Auch sollte bei der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften ein hoher Fokus auf Antirassismus gelegt werden. Wir leben in einer offenen Gesellschaft, die Sozialen Netzwerke stellen uns aber vor neue und große Herausforderungen. Daher müssen wir im Schulunterricht nicht nur die Werte unserer Demokratie vermitteln, sondern auch die Medienkompetenz stärken. Nur so können wir dem Hass und der Hetze gerade auch im digitalen Bereich besser begegnen.“
Das sagt Nese Erikli (Grüne)
„Wir stehen an der Seite der Black Lives Matter-Bewegung und solidarisieren uns mit Organisationen und Initiativen, die sich für Antirassismus und Antidiskriminierung in unserer Gesellschaft einsetzen – so wie es sich auch aus unserem Grundgesetz ergibt. Wir Grünen unterstützen diese Forderung von Black Lives Matter Konstanz und wollen, dass rassistisches Denken in der Schule keinen Platz hat. Das Lehramtsstudium muss deshalb eine Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus umfassen. Für Lehrkräfte wollen wir entsprechende Fort- und Weiterbildungen anbieten.“
Vom AfD-Kandidaten Thorsten Otterbach erreichte uns keine Antwort auf unsere Anfrage zu diesem Thema.
App laden: Über die SÜDKURIER Online-App informieren wir Sie direkt auf Ihren Handy-Startbildschirm über den Wahlkampf in Ihrer Region und am Wahlsonntag über die Wahlergebnisse Ihrer Gemeinde. Um Push-Nachrichten zu empfangen, melden Sie sich in der App an, wählen Ihren Heimatort und aktivieren in Ihren Profileinstellungen das Empfangen von Push-Nachrichten für Ihren Heimatort. Sie nutzen die App noch nicht? Jetzt kostenlos herunterladen: www.sk.de/wahlpush
Tipp: Auch auf der Landingpage finden Sie die aktuellen, neuen Artikel zur Wahl:
https://www.suedkurier.de/region/landtagswahl/