Wie sich die Corona-Krise auf den Immobilienmarkt auswirken wird, ist noch unklar. Es gibt aber Tendenzen. Alexander Baum, Immobilien-Makler in Konstanz, kennt den Markt sehr gut. Seine Beobachtung: Im März habe er einen „Wahnsinns-Umsatz“ gemacht. Er erlebt eine gewisse Beschleunigung auf dem Markt. „Die Verkäufer wollen zum Höchstpreis realisieren, das merkt man“, sagt Baum.

Erziele ich in sechs Monaten noch einen guten Preis?

Sicher könne man es natürlich im Moment nicht sagen, aber eventuell stecke dahinter die Angst, dass dies – also die Erzielung eines hohen Preises – später nicht möglich sein werde. Hausbesitzer könnten also die Überlegung anstellen, ob es nicht sinnvoll sei, jetzt zu verkaufen, da in einem Jahr der Preis niedriger ausfallen dürfte.

Mehr Hausbesitzer signalisieren Bereitschaft zum Verkauf

Die Überlegung setzt voraus, dass es zu einer ordentlichen Rezession kommt, bei der manch Immobilienbesitzer gezwungen wäre, zu verkaufen. Er führe im Moment deutlich mehr Gespräche mit Personen, die gewillt seien, zu verkaufen, darunter Privatleute, Unternehmer, Dienstleister.

„Wenn die Corona-Geschichte weiter läuft, werden wir ein Fiasko erleben“, sagt Baum. Er glaubt aber auch, dass sich die Lage beruhigt, sobald sich die Bestimmungen lockern. „Trotzdem wird manch einer mehr verkaufen. Eventuell fallen die Preise geringfügig.“

Junge Familien warten eher ab

Geringfügig anders sieht das Baums Kollege Philipp Zimmermann. Der Immobilienmarkt entwickle sich nicht von heute auf morgen. „Ruhig ist es im Moment bei jungen Familien, die mit viel Mühe finanzieren müssten“, sagt er. Diese Klientel warte vorerst ab. Bei hochwertigen Objekten aber, wie es am See viele gebe, sei die Nachfrage weiter hoch. „Für die kapitalkräftige Klientel spielt Corona keine Rolle“.

Beste Wohnlage: In der Seestraße gibt es ohnehin keine Angebote an Immobilien. Das wird sich vermutlich auch nicht ändern.
Beste Wohnlage: In der Seestraße gibt es ohnehin keine Angebote an Immobilien. Das wird sich vermutlich auch nicht ändern. | Bild: Hanser, Oliver

Ob es Notverkäufe geben werde, sei momentan nicht absehbar. Zimmermanns Prognose: „Ich glaube nicht, dass wir am Bodensee eine Delle bekommen.“

Schulz erwartet stabile Preise

Auch Christoph Schulz von Joachim Mayer Immobilien nimmt an, dass die Preise am See eher stabil bleiben. Seit acht Jahren ist er im Immobiliengeschäft, vorher war er Bürgermeister einer Gemeinde bei Heilbronn. Er bringt einen weiteren Aspekt in die Diskussion. „Die Preise könnten auch steigen“, vermutet Schulz. Dies könnte eintreten, wenn viele Interessenten das Vertrauen in den ausländischen Immobilienmarkt verlören.

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Wenig Vertrauen in Spanien oder Italien

„Ich höre im Moment öfter, dass potenzielle Käufer nun doch kein Haus in Spanien mehr suchen, weil sie kein Vertrauen in das dortige Gesundheitssystem haben.“ Das könne einen noch stärkeren Druck auf den Konstanzer Wohnungsmarkt bedeuten. Dass allzu viele Hauskäufer wegen Kurzarbeit ihre Kredite nicht mehr bedienen könnten, glaubt Schulz nicht.

Bodenseekreis vermutlich stärker von Krise betroffen

Thomas Daiger, Geschäftsführer von Haus und Grund, setzt eher auf Stabilität: „Ich denke, es wird uns nicht so treffen wie die andere Seeseite“, sagt er. Automobilzulieferer wie ZF hätten dort mit größeren Problemen zu kämpfen. „Die Nachfrage dort war vor einem Jahr noch deutlich höher als vor Monaten.“ Auf der Konstanzer Seeseite bis Richtung Singen erwarte er nur wenig Veränderungen. Allerdings könne der eine oder andere gewerbliche Mieter, Einzelhandelsgeschäfte etwa, in Insolvenz gehen. Dann habe der Vermieter zunächst einen Leerstand – dies sei noch kein Grund für einen Verkauf.