Noch steht der Bauzaun auf dem Konzilsvorplatz. Die neuen Staudenbeete haben ihre erste Saison bereits hinter sich und die Unterkonstruktion für die Sitz- und Liegegelegenheiten sind ebenfalls fertig. Was noch fehlt, ist die Holzbeplankung.
Der Einbau war eigentlich für vergangenen Sommer vorgesehen gewesen. Doch nicht die Corona-Pandemie machte dem Einbau einen Strich durch die Rechnung – das Holzlager des Lieferbetriebs war abgebrannt. Jetzt, zum Winter hin, wollen die Technischen Betriebe der Stadt (TBK) die Holzplanken aber nicht verbauen. „Mitte Februar wollen wir beginnen“, sagt Andreas Hoffmann von den TBK.
Warum die Planer noch warten? Die Nutzung wäre aktuell gering, demgegenüber stünde die witterungsbedingte „starke Abnutzung“, so Hoffmann. Die neuen Sitzmöglichkeiten „wollen wir zu einem Zeitpunkt übergeben, zu dem sie auch genutzt werden“, stellt er fest.
Mitte März soll der Platz eröffnet werden
„Ziel ist es, den Platz Mitte März eröffnen zu können“, sagt Hoffmann. Andere, die das Ende der scheinbar unendlichen Geschichte der Konzilsvorplatz-Umgestaltung herbeisehnen, seufzen, weil sie noch auf die Vollendung warten müssen; auch Thomas Stegmann, Leiter des Hochbauamtes der Stadt Konstanz, der für die Planung verantwortlich zeichnet.
Ihm wäre es auch lieber gewesen, wenn schon im Sommer 2020 Einheimische und Gäste am See-Eingangstor von Konstanz in schönem Ambiente hätten verweilen können.
Aber immerhin: Ein Ende ist in Sicht. Seit vielen Jahren schon steht die Verschönerung des Platzes in der Diskussion. Thomas Stegmann hätte viel über die Vorgeschichte zu erzählen – von den zahlreichen unterschiedlichen Ideen, die dann doch wieder verworfen wurden, zumeist weil sie zu teuer waren, von den Hochbeeten, die zum Konziljubiläum auf der Wiese eingerichtet wurden und nach deren Abbau Ödnis herrschte.
150.000 Euro für die Neugestaltung
Warum er sich mit diesem Thema so gut auskennt? „Brunnen fallen in die Zuständigkeit des Hochbauamtes“, sagt er schmunzelnd. Und Brunnen sind schon lange ein zentrales Element der Platzgestaltung gewesen und werden es auch künftig sein.
Dass der unattraktive Status quo nicht so belassen werden kann, sah letztlich auch der Gemeinderat ein. Thomas Stegmann hatte im vergangenen Jahr seine Planung vorgestellt, deren Realisierung mit 150.000 Euro veranschlagt wurde.
„Wenig Geld für diesen außergewöhnlichen Ort“, sagt der Architekt. Der Gemeinderat entschied sich für diese Lösung, die deutlich günstiger ist als zuvor vorgeschlagene Modelle. Stegmann war erleichtert: „Drei Versuche hat es allein in den vergangenen sechs Jahren gebraucht“, bis endlich das Ziel erreicht war.
Staudenbeete spiegeln Historie des Konzils wider
„Die Planung ist aus der Historie des Ortes abgeleitet“, erläutert Thomas Stegmann sein Konzept, das auch die vielen Nutzungen des Platzes, wie Weihnachtsmarkt oder Seenachtfest, berücksichtigt. Er weist auf das Konzilgebäude hin, das ursprünglich als Lagerhaus erbaut wurde und Dreh- und Angelpunkt des Warenumschlags war.
„Früher war das hier ein Lagerplatz für Güter“, bemerkt Thomas Stegmann mit Blick auf den Vorplatz. Die trapezförmigen Staudenbeete, die zwischen Konzil und Wiese angelegt wurden, symbolisierten Lagerplätze, erläutert er.
Pflanzen als robuste Nahrungsquelle
Für die Bepflanzung zeichnet die Insel Mainau verantwortlich. Gartenbaudirektor Markus Zeiler war nicht nur die Optik, sondern auch die Sinnhaftigkeit der Bepflanzung wichtig. Sie solle zum einen Insekten als Nahrungsquelle dienen. Zum anderen musste er robuste Pflanzen wählen, denn Asphalt- und Kiesflächen strahlen im Sommer enorme Hitze aus.
Im Januar 2021 werden die Mitarbeiter der TBK noch eine Eiche pflanzen. Der prägnante Solitärbaum gebe dem Ensemble eine Mitte, ohne aber den Blick auf das Konzilgebäude zu versperren, erklärt Stegmann. Er erinnert an eine Fotografie von 1913, auf welcher der Konzilsvorplatz mit einer Vielzahl an Bäumen zu sehen ist.
Auch barrierefreie Zugänge zu Decks
Der eigentliche Clou sind die Holzdecks, deren Unterkonstruktion bereits fertig ist. Bei der Planung dachte er an Holzlager und Stege. „Es sind fünf Elemente mit unterschiedlicher Funktion als Aufenthaltsort“, beschreibt Stegmann.
„Das erste Deck wird barrierefrei und ist auch für Rollstuhlfahrer zugänglich. Das zweite Element ist mit Rückenlehne zum Chillen, das dritte zum Liegen, wie in einer Gartenliege für Verliebte, das vierte ist eine klassische Bank und das fünfte Deck eine reine Liegefläche.“ Mit rund 120 Quadratmetern Holzdecks – verwendet wird die robuste europäische Holzart Robinie – werden die Brunnen quasi eingefasst.
„Ein Brunnen muss rund sein“
Die bestehenden Betonbecken und die Brunnentechnik werden wiederverwendet. Allerdings sind die Brunnen künftig rund, nicht mehr quadratisch. „Ein Brunnen muss rund sein“, sagt Stegmann. „Wasser ist etwas Fließendes; auch Tropfen sind rund.“
Das Wasser will er mit LED-Beleuchtung in Szene setzen und die Brunnen „in unterschiedlichen Farben bespielen“. Jetzt seufzt Thomas Stegmann tatsächlich, denn auch er kann es kaum erwarten, dem illuminierten Wasserspiel von einem der Holzdecks aus zuschauen zu können. Er liebt das Architekten-Dasein. „Das Schöne an diesem Beruf: Man sieht, was man geplant hat. Aus Visionen wird Realität.“