An diesem Abend wird der Astoria-Saal der Volkshochschule in der Katzgasse voll. Das verwundert keinen, es ist der 7. Oktober, der Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel. Die deutsch-israelische Gesellschaft hat aus diesem Grund Philipp Peymann Engel, den Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen, eingeladen, um über den aktuellen Antisemitismus in Deutschland zu sprechen.

Schnell wird für das Publikum klar: Engel wird nicht mit Kritik sparen an jenen, die in Deutschland aus seiner Sicht zu einer seit dem 7. Oktober 2023 rasanten Ausbreitung des Antisemitismus beitragen. Das sind, so seine Auflistung, in erster Linie bestimmte deutsche Politiker, die politische Linke und muslimische Einwanderer, die in großer Zahl antisemitische Haltungen mitbringen.

Hoffnung auf Rückkehr in einen freien Iran?

Im Gespräch mit Ruth Frenk, die für die deutsch-israelische Gesellschaft den Abend organisiert hat, und Leo Vöhringer, Sprecher des jungen Forums der deutsch-israelischen Gesellschaft, analysiert Engel die Stimmung, bringt aber auch persönliche Aspekte mit ein. Seine Mutter stamme aus dem Iran und jedes Jahr zum Pessach-Fest lebe die Hoffnung weiter, dass sie noch ihr Heimatland als freies Land besuchen könne. Er selbst glaube allerdings nur noch zum Teil daran.

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Engel geht auf den Antisemitismus der Linken ein, den er einzelnen Politikern der Grünen und der SPD zuschreibt. Dieser sei seit den 1960ern, dem Terror der RAF und der Ausbildung Linksextremer in Palästinenser-Camps, in Deutschland virulent.

Engel übt Kritik am deutschen Bundespräsidenten

Engel kritisiert den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der an Holocaust-Gedenktagen Kränze niederlege und wenige Tage später im Iran den Mullahs die Hand schüttele. Diese Form der Realpolitik sei nicht ehrlich. Dennoch zitiert er Steinmeier, der in Israel auch gesagt habe: „Deutschland ist nicht bei sich, wenn Juden dort nicht sicher leben können.“

Die Sicherheit der Juden in Deutschland treibt Philipp Engel ebenso um. Es vergehe kein Tag, an dem auf pro-palästinensischen Demos nicht antisemitische Parolen gerufen würden, meist auf Arabisch. Die Polizei greife nicht ein, oder jedenfalls viel zu selten.

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Was wäre zu tun? Wie kommt Deutschland wieder „zu sich“? Das fragt Moderator Leo Vöhringer. Darauf hat Philipp Engel Antworten: Er fordert einen starken Staat, eine Polizei, die bei jeder antisemitischen Äußerung durchgreife. Er möchte, dass Zuwanderer, die sich antisemitisch äußern, ihr Bleiberecht in Deutschland verlieren.

Darüber hinaus wünscht er sich noch mehr soziale Projekte, bei denen beispielsweise mit arabischstämmigen Jugendlichen über Antisemitismus diskutiert werde. „Es braucht einen Strauß an Maßnahmen. Aber vor allem braucht es eine Ebene des klaren Benennens.“

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Und darf man Israel als Staat kritisieren, ohne, dass einem Antisemitismus vorgeworfen werde? Natürlich dürfe man, antwortet Engel wie selbstverständlich. Aber es gebe auch kaum einen Staat, der wie Israel tagtäglich von allen Seiten kritisiert werde.