Welch schönes Lebenszeichen inmitten einer seltsamen Zeit: Thomas Weber und Diana Mock, Leiter des Kinderhauses und der Krippe am Salzberg, schrieben Ende März an all ihre Familien eine E-Mail: „Ganz schön still ist es derzeit hier. Wir vermissen den Alltag mit euch: Euer Lachen, eure Streiche, die gemeinsamen Gespräche, Tanzen, Werkeln, euch beim vertieften Spielen zu beobachten, das Toben im Garten. Ohne euch ist es manchmal richtig langweilig hier!“

Das könnte Sie auch interessieren

Nur rund 210 betreute Kinder

Kein Wunder: Von eigentlich 3300 in Konstanzer Kitas betreuten Kindern (zum Stichtag 1. März 2020) besuchen derzeit nur rund 210 die Notbetreuung. Bei vier Familien wird noch geprüft, ob ihre Kinder Anspruch auf eine Notgruppe haben. Voraussetzung dafür ist, dass beide Elternteile oder die/der Alleinerziehende in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, beispielsweise im medizinischen Bereich oder bei Polizei und Feuerwehr.

Ablehnung für städtische Kitas

„Wir mussten 32 Kinder ablehnen“, teilt Sabine Haag auf Nachfrage mit. Sie ist bei der Stadt Konstanz für die Kindertagespflege zuständig. Ihre Zahlen beziehen sich auf städtische Einrichtungen und solche freier Träger, denn alle schultern die Notbetreuung gemeinsam.

Freiraum für Familien

Und alle gemeinsam achten darauf, den für die Gesellschaft wichtigen Eltern so viel Freiraum wie möglich zu schaffen. Das heißt: Würden Familien statt eines Vormittagplatzes plötzlich Ganztagsbetreuung benötigen, soll auch dies ermöglicht werden. Sogar eine erste Anfrage nach Wochenendbetreuung liegt der Stadt vor, wie Joachim Krieg von der städtischen Jugendhilfeplanung in einem Newsletter an alle Kitas schrieb.

In kleine Gruppen aufgeteilt

Für die Kinder und Erzieher in den Notgruppen ist einiges anders als sonst. Die Kinder sind in Kleingruppen aufgeteilt, nur zwischen zwei und vier werden gemeinsam betreut anstatt wie sonst zwischen zehn (Krippe) und 22 (verlängerte Öffnungszeit). Die Erzieher achten darauf, dass die einzelnen Gruppen das gesamte Haus nutzen und sich möglichst nicht untereinander treffen.

25 Kinder im Kinderhaus Salzberg

Thomas Weber, in dessen Kinderhaus am Salzberg mit 25 Kindern die meisten Kleinen betreut werden, gibt Einblicke in den Alltag: Neben einem Sportprogramm und Freispiel findet ein täglich wechselndes Angebot statt (Backen, Osterbasteln, Gesellschaftsspiele). Isabel Schlögl von der Kindergartengeschäftsführung der katholischen Kirche sagt: „Positiv betrachtet werden nun auch individuellere Dinge angeboten, die mit der vollen Gruppenstärke schwieriger umzusetzen sind.“

Das könnte Sie auch interessieren

Immer erst einmal Händewaschen

Aber strenge Hygieneregeln und kleine Kinder: Wie lässt sich das vereinbaren? „Bei uns waschen sich alle nach dem Betreten der Kita zuerst die Hände“, schildert Isabel Schlögl. Die Reinigungsfirma arbeite noch gründlicher, Erzieher desinfizierten selbst Türgriffe. Für die 15 katholischen Einrichtungen in ihrem Zuständigkeitsbereich gelte: „Wenn eine Erzieherin mit zwei Kindern im Raum ist, hält sie Abstand beim Sitzen und Spielen, auch in den Gemeinschaftsräumen sitzt man an großen Tafeln mit Abstand zusammen anstatt an kleinen Tischen. Zurzeit hat bei uns außerdem jedes Kind seine eigene Toilette mit eigenen Hygieneartikeln. Es gibt aber kein Kontaktverbot, solange alle gesund sind.“ Abstand halten ist vor allem in der Krippe nicht möglich.“ Gerade in unsicheren Zeiten ist Körperkontakt besonders wichtig“, sagt auch Thomas Weber.

Weniger Personal notwendig

Derzeit wird nur ein Bruchteil des Personals benötigt. Im Kinderhaus am Salzberg sind täglich nur rund neun statt sonst 42 Erwachsene anwesend. Und was tun die anderen? Sabine Haag klärt auf: „Seit dem 23. März arbeiten die städtischen Mitarbeitenden in den Kitas nach einem wöchentlich rollierenden System.“ Wer einer Corona-Risikogruppe angehört, wurde unter Einsatz von Resturlaub oder Überstunden zunächst freigestellt. Alle anderen dürfen mit Kindern arbeiten.

Tausch bei den Diensten

Die Kinderhausleitungen teilen ihre Mitarbeiter in zwei Gruppen ein. Die eine kümmert sich zuerst um die Kinder, die andere arbeitet daheim an pädagogischen Themen. In der Folgewoche wird getauscht. „Aufräumarbeiten fanden nur in den ersten Tagen nach der verordneten Schließung statt“, schreibt Sabine Haag für die städtischen Kitas. Auch in den katholischen Einrichtungen wird an Pädagogik oder Qualitätsmanagement gearbeitet, doch die Erzieher werden auch handwerklich tätig, wie Isabel Schlögl mitteilt: „Manche streichen Räume oder bringen den Garten auf Vordermann“.