Ein Rettungshubschrauber über dem Dorf und die Nachricht, dass die Straße nach Sentenhart wegen eines Polizeieinsatzes gesperrt ist, hat die Einwohner von Liggersdorf am Samstagnachmittag aufgeschreckt. Zudem jagten immer wieder dunkle Limousinen mit Blaulicht die Serpentinen der Landesstraße von Mahlspüren im Tal nach Kalkofen hinauf, wo sie dann nach Liggersdorf abbogen.
35-Jähriger unter dringendem Verdacht
Die Szenen markierten ein schreckliches Ereignis, über das die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Konstanz am späten Samstagnachmittag berichteten. Ein 35-jähriger Mann wird dringend verdächtigt, einen 46-Jährigen getötet zu haben. Anschließend soll der 35-Jährige zwei Kinder im Alter von neun und zwölf Jahren angegriffen und schwer verletzt haben. Die Tat spielte sich am Samstag gegen 12.30 Uhr ab.
Ein Rettungshubschrauber brachte die Kinder zur sofortigen Behandlung in Krankenhäuser. Der ebenfalls schwerverletzte Tatverdächtige wurde von Polizeibeamten festgenommen und in ein Krankenhaus eingeliefert. Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums auf Nachfrage informiert, gebe es keine neue Erkenntnisse, die Stand Sonntag mitgeteilt werden könnten. Staatsanwaltschaft und Polizei räumen in diesem Fall dem Opferschutz höchste Priorität ein.
Warum die Ermittler vorerst keine weiteren Angaben machen
In einem kleinen Ort wie Liggersdorf, wo fast jeder jeden kennt, setzen die Ermittlungsbehörden an den Opferschutz sehr hohe Maßstäbe an. Liggersdorf ist mit knapp 900 Einwohnern der größte Ortsteil von Hohenfels, die Gemeinde am Ostrand des Landkreises Konstanz hat insgesamt derzeit 2106 Einwohner. Deshalb macht die Polizei auch keine Angaben zum Tathergang. Zudem müsse für die Vernehmung des Tatverdächtigen dessen Untersuchung und Behandlung in der Klinik abgewartet werden.

Für Bürgermeister Florian Zindeler steht der Opferschutz auch an erster Stelle: „Das ist ein Schock für uns alle.“ Die Tat beschäftige die ganze Gemeinde. „Unsere Gedanken sind bei der Familie, wir hoffen, dass die Kinder die Situation überstehen.“ Die Tragödie war auch beim sonntäglichen Kirchgang ein Thema. Die Bedrückung sei überall zu spüren gewesen, gerade bei Familienvätern, die Kinder in einem ähnlichen Alter hätten, so ein Kirchgänger.
Gemeinde richtet Einsatzzentrale in Hohenfelshalle ein
Am Samstag richtete die Polizei in der Hohenfelshalle ihre Einsatzzentrale ein. 30 Beamte der Kriminalpolizei Rottweil und noch einmal 20 weitere Polizisten aus dem Kreis Konstanz brauchten einen Anlaufort. „Wir haben die Hohenfelshalle in Windeseile präpariert“, berichtet Bürgermeister Zindeler. Das sei möglich gewesen, weil die Halle aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin nicht genutzt werde. Bereits am späten Samstagabend gaben die Polizeibeamten den Schlüssel für die Hohenfelshalle zurück. Die Ermittlungen werden seit Sonntag wieder vom Dienstort der Kripo in Rottweil aus vorgenommen.