Bei Diskussionen zu Baugesuchen und Bauvoranfragen gibt es in den meisten Fällen einen gültigen Bebauungsplan, an welchem sich die Gemeinderäte orientieren können. In der jüngsten Sitzung des Mühlinger Gemeinderates allerdings gab es zwei Bauvoranfragen im sogenannten Innenbereich und somit keinen gültigen Bebauungsplan, an welchen sich die Eigentümer in einigen Punkten halten müssen. Also musste der Gemeinderat entscheiden, ob ein modernes Mehrfamilienhaus-Block zum Kernort und eine hohe Bebauung zu Zoznegg passen.
Im Falle der Bauvoranfrage für den Neubau eines Mehrfamilienhauses in Mühlingen wurde rege diskutiert. Dabei geht es um insgesamt acht Wohneinheiten, eine Tiefgarage mit neun Stellplätzen und weitere drei Stellplätzen außerhalb des Gebäudes. Auch seitens der Angrenzer gab es Bedenken. Bürgermeister Thorsten Scigliano berichtete von zwei eingegangenen Einwänden, welche im Rahmen der Angrenzeranhörung eingegangen seien, und mit der gemeindlichen Stellungnahme an das Stockacher Baurechtsamt weitergegeben werden.
Gemeinderat Christoph Auer (CDU) wies darauf hin, dass ihn ortskundige Personen auf die Hombühlquelle, welche offensichtlich das Grundstück tangiere, aufmerksam gemacht hätten. Dieser Hinweis werde auch seitens der Gemeinde angeführt, so Scigliano.
„Zu modern, zu groß und zu flach für das Ortsbild“
Ebenso gab es auch aus dem Rat Bedenken wegen parkender Autos und zu wenig Stellplätzen für dieses große Bauprojekt. Ortsvorsteher Markus Traber (CDU) erläuterte die Sicht des Ortschaftsrates, welchem bewusst sei, dass Wohnraum knapp und gesucht sei. Der Rat wünsche sich selbstverständlich bezahlbaren Wohnraum in Mühlingen. „Auch die Tatsache, dass Wohnraum im Rahmen der Innenverdichtung entstünde und eine einsturzgefährdete Ruine aus dem Ortsbild verschwinden würde, wäre eine tolle Sache“, so Traber. Er sah jedoch ganz klar die Größe und den sehr modernen Charakter des Blocks als Knackpunkt für das Ortsbild.
„Es ist umgeben von Ein- und Mehrfamilienhäusern im üblichen Stil mit Satteldächern. Wir würden uns vom Bauherrn wünschen, dass er hier vielleicht von einem Flach- auf ein Satteldach mit flacher Neigung umdenken würde“, so Traber weiter.
Auch Gemeinderat Edgar Speck (Freie Wähler) führte dies in der Diskussion an. „So ein Flachdachbau zwischen all den Satteldächern fände ich nicht sehr passend. Es ist ein wunderschönes, modernes Haus, aber total am falschen Platz“, so sein Kommentar.
Mainwangens Ortsvorsteher und Gemeinderat Stefan Schilling (CDU) wollte sich hier nicht anschließen. „Bei der Gestaltung tue ich mir etwas schwer, Dinge vorzuschreiben“, so seine Sicht, welche er auch bei der Abstimmung zur Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens mit einem Ja unterstrich. Sechs weitere Mitglieder sahen das ebenso und stimmten zu, außerdem gab es eine Enthaltung und zwei Gegenstimmen. Final wird das Baurechtsamt in Stockach entscheiden.
Seltene Fledermausart hat Folgen in Zoznegg
Auch im Mühlinger Ortsteil Zoznegg möchte ein Grundstückseigentümer mehr Wohnraum auf seinem Grundstück verwirklichen. Hier allerdings könnten seltene Fledermausarten, welche in diesem Bereich bestätigt wurden, zum Problem werden. Auch hier äußerten Angrenzer mehrfach Bedenken.
Das geplante Gebäude würde selbst die nebenliegende Kirche, welche der Ortschaftsrat als ortsbildprägend sah, überragen – dies wäre mehrheitlich nicht gewünscht, so berichtete der Ortsvorsteher Josko Kozuha (Freie Wähler) dem Gremium. Weitere Punkte seien, in Anbetracht des Starkregenmanagements, die weiteren versiegelten Flächen. Auch die laut Plan schwierige Parkplatzsituation sowie die steile Zufahrt gefielen dem Gremium und den Angrenzern nicht. Hier ergab die Abstimmung ein klares Nein bei einer Enthaltung.