Die Frage provoziert: „Schon mal überlegt, dass nicht meine Prothesen das Problem sind, sondern die verdammte Treppe?“ Mit diesem pikanten Slogan wirbt die „Aktion Mensch“ für Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Es sind die Stufen, die die Menschen behindern und nicht die Behinderung, so die Botschaft.
Das merken Senioren mit ihren Rollatoren ebenso wie Eltern mit Kinderwägen und Wintersportler mit Gips und Krücke. Stufen schränken Mobilität ein. Besonders auffällig ist das auf der Halbinsel Höri, wenn man den öffentlichen Personennahverkehr – in diesem Fall den Höri-Bus von Radolfzell nach Öhningen und zurück – mit Rollator, Rollstuhl oder Krücken nutzen muss. Mobilität macht den Menschen plötzlich zum Bittsteller – manche temporär, manche für immer.
Öhningen plant barrierefrei
Als erste Höri-Gemeinde stand nun in Öhningen der barrierefreie Zugang an Bushaltestellen auf der kommunalen Agenda. Das grundlegende Gesetz gibt es seit 20 Jahren. Mit dessen Einzug ins Personenbeförderungsgesetz auch mit Stichtag Neujahr 2022 – natürlich mit Ausnahmen. Der Gemeinderat nahm sich in der jüngsten Sitzung der Barrierefreiheit an und bereitet Umbauten für je eine Haltestelle in Öhningen (Enddorf) und in Wangen (Rathaus) vor.

Bürgermeister Andreas Schmid lud für die Sitzung den von der Gemeinde dafür beauftragten Ingenieur Felix Kormann ein. Stufenlos in große Gelenkbusse hinein und ohne Stufe zu der Haltestelle, beschreibt Korman die Herausforderung an den Umbau für die Niederflurbusse. Blinde und sehbehinderte Menschen werden beim Einstieg durch starke Kontraste und Riffelungen unterstützt.
Kormann stellte für die Haltestelle Enddorf in Öhningen Varianten vor, bei der eine vom Rat beschlossen wurde. Die Haltestelle an der Staldenstraße in Öhningen möchte Andreas Schmid nach der Sanierung der Landesstraße angehen. Für die Haltestelle Linde am Rathaus habe er noch keine Lösung gefunden.
Einspruch am Rathaus Wangen
Bei den Räten bereitete der Haltestellenumbau am Rathaus Wangen noch Kopfzerbrechen: An dessen Bucht entstehen gefährliche Situation durch Autofahrer, die Busse überholen und das Ampelsystem übersehen könnten. Hier erhob die Polizei Einspruch. Der Ortschaftsrat Wangen befürchtet zudem „eine Verstädterung in Lichtgeschwindigkeit“, so Ortsvorsteher Bruno Bohner.