Im Herbst 2019 wurde beim Mobilfunk in Deutschland der 5G-Standard eingeführt. Das Besondere daran ist die extrem hohe erzielbare Datenrate sowie eine geringe – so genannte – Verzögerungszeit. Die 5. Generation beim Mobilfunk soll nahezu eine Echtzeit-Übertragung ermöglichen. Doch sechs Jahre später kämpfen Bürgerinnen und Bürger, Selbstständige, Lieferanten und Touristen immer noch damit in Öhningen via Smartphone kleine Textnachrichten über einen Messenger-Service zu übermitteln, eine Bestellung oder Bankgeschäfte zu tätigen, einen Navigator zu nutzen oder einen ganz normalen Anruf auszuführen. Der Grund: Mobilfunknutzer empfangen nicht einmal die Vorgängertechnologie 4G, die vor 15 Jahren an den Start ging.

Öhningen lebt „hinter dem Mobilfunk-Mond“, wie es Bürgermeister Andreas Schmid bereits im Jahr 2021 sagte, als er die Deutsche Telekom erstmals zu einer Gemeinderatssitzung einlud. Seit vier Jahren soll nun in Öhningen der Mobilfunkstandard aufgerüstet werden. Erneut wurde das Upgrade verschoben. Künftig soll sich aber etwas tun – dafür steht nun ein neuer Standort für einen Funkmast im Raum.

„Die Versorgung in Öhningen ist sehr schlecht“

Lukas Fiederer ist der neue kommunale Ansprechpartner für das Mobilfunknetz der Deutschen Telekom. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats sagte er ein Upgrade für zwei Kreisstraßen nach Schienen und Wangen zu. Dazu sei die Telekom verpflichtet worden, sagte Fiederer. Öhningen und Wangen seien jedoch so klein, dass die Deutsche Telekom keine Versorgungsauflage habe, führte er fort. Die Telekom wolle aber dennoch eine Versorgungssicherheit in beiden Ortschaften anbieten.

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„Die Versorgung in Öhningen ist sehr schlecht“, sagte Lukas Fiederer: „Wir haben hier ein enormes Defizit und müssen etwas dagegen machen“. Doch das würde nicht funktionieren, wenn der Standort für einen Mobilfunkmast weit weg ist. Das gehe nur mit einem zentralen Standort. Fiederer sprach damit eine strategische Planänderung bei der Telekom an, die sein Vorgänger, Daniel Eger, konkretisierte.

Aufgrund der Nähe zur Schweiz habe ein Standort für einen Mobilfunkmast besondere Herausforderungen zu meistern, sagte Eger. Im Hinblick auf den 5G-Standard solle der Standort dahingehend geplant werden, dass er in den nächsten Jahren aktiv bespielt werden kann.

Mobilfunk am Sportplatz?

Unerwartet schlug er anstelle des bisher geplanten Standorts im Gewann Metzger einen neuen am Sportplatz vor. Es müsse einerseits sichergestellt werden, dass der Mobilfunkmast nicht das Schweizer Netz störe. Und für dessen Bau im Gewann Metzger bedarf es eigens eine Verlegung von Glasfaser, damit der Sendemast überhaupt in Betrieb gehen könne, sagte Eger. Für 400.000 Euro Mehrkosten an Neubauten rund um das Gewann Metzger bekäme man nur 70 Prozent der Abdeckung. Ein zentraler Standort am Sportplatz könne Öhningen indes zu 95 Prozent abdecken, ohne dass das Schweizer Netz gestört werde.

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Die Telekom sei bereit, den Standort im Gewann Metzger trotz der Risiken der hohen Kosten für die Anbringung und der geringeren Abdeckung umzusetzen. Doch könnten interne Kontrollinstanzen der Deutschen Telekom die deutlichen Mehrausgaben für nur 70 Prozent der Abdeckung blockieren und das Geld besser in andere Orte investiert – zumal es für Öhningen bisher keine Versorgungsverpflichtung gebe.

Soll für die Telekom ab 2030 eine noch schärfere Verpflichtung kommen, so müsse dann neben dem Gewann Metzger ein zusätzlicher Standort für die Versorgungssicherheit gesucht werden, erklärte Eger. Nach fünf Jahren erfolgloser Verhandlungen mit dem Gemeinderat schlug er ihm drei Optionen vor: Den Standort Metzger – ohne Planungssicherheit wegen den ökonomischen Risiken -, den Standort Sportplatz mit einem Mast in Höhe von 25 Metern – mit Planungssicherheit und einer Abdeckung von 95 Prozent – oder keinen Ausbau des Mobilfunknetzes.

Bedenkzeit bis Herbst

Rein emissionstechnisch sei die aktuelle Versorgung äußerst schlecht, da durch die langen Distanzen zum Sendemast die Sendeleistung eines Smartphones erhöht werde und so den Nutzer belaste, sagte Eger. Der neue Standard könne die Last aber durch eine bessere Selektion minimieren.

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Die schlechteste Versorgung – aber auch die geringste Strahlenemission – gebe es direkt und unmittelbar im Funkschatten beim Sendemast. Die Grenzwerte zum Schutz vor den Emissionen würden nicht nur für Erwachsene gelten, sagte Eger, sondern vor allem für Kinder, für alte Menschen und für Erkrankte. Der Gemeinderat erbat sich bis Herbst eine Bedenkzeit, um Anrainer am Sportplatz in die Entscheidung einzubinden.