Es war eine denkwürdige Sitzung des Öhninger Gemeinderates am Dienstagabend. Denkwürdiger als die am 29. November 2022, an die sich offenbar einige der Gemeinderäte nicht mehr richtig erinnern konnten. In der Novembersitzung hatte der Rat, so stellte es Bürgermeister Andreas Schmid anhand der Protokolle dar, über das weitere Vorgehen und die Planung des Haus der Vereine abgestimmt.

Schule erhebt heftige Vorwürfe

Ausführlich sei auch der Standort des neuen Vereinsheimes für den FC Öhningen und den Musikverein Öhningen diskutiert worden, so Schmid. Im SÜDKURIER-Artikel der Sitzung, der online am 3. Dezember veröffentlicht wurde, steht dazu: „Sie diskutierten auch über dessen Lage und über Wegebeziehungen, die auch andere Probleme sowohl für die Grundschule wie aus dem Zulieferverkehr für die neuen Restaurationen im teilsanierten Augustiner Chorherrenstift lösen könnten – indem das Haus der Vereine im Westen senkrecht an die Grundschule integriert werden könnte.“

Ein halbes Jahr später scheint diese Diskussion in Vergessenheit geraten zu sein und nicht nur einige Gemeinderäte waren unsicher, was sie da beschlossen hatten. Auch die Schule, in der Sitzung vertreten durch die stellvertretende Schulleiterin Verena Robertson und einige Mitglieder des Lehrerkollegiums, scheinen von diesem Beschluss keine Kenntnis erlangt zu haben. Robertson erhob während der jüngsten Gremiumssitzung heftige Vorwürfe gegen die Gemeindeverwaltung, die sie zuvor schon in einem offenen Brief kommuniziert hatte.

Standort sei nie abgesprochen worden

Der Standort sei zuvor nie mit der Schule abgesprochen worden, sie hätten keine Gelegenheit gehabt, diesen Vorschlag ins Schulgremium zur Beratung zu tragen, sie seien nicht ausreichend einbezogen worden und überhaupt würde das Haus der Vereine an dem Standort viele Nachteile für die Schule mit sich bringen. Man würde die Bedürfnisse der Vereine über die der Schule stellen, lautete der Vorwurf einer Lehrerin.

Die Verwaltung sei gesetzlich verpflichtet, solche Sachen mit der Schulleitung zu besprechen, dies sei nicht geschehen, so Robertson. Bürgermeister Andreas Schmid zeigte sich verwundert darüber, laut ihm sei der Standort immer allen klar gewesen. Doch versprach er für die Zukunft Transparenz und weitere Gespräche, auch über Standortalternativen.

Die Vereinshütte des FC Öhningen soll durch einen Neubau an der gleichen Stelle ersetzt werden. Doch die Schule sieht die Nähe zum Haus ...
Die Vereinshütte des FC Öhningen soll durch einen Neubau an der gleichen Stelle ersetzt werden. Doch die Schule sieht die Nähe zum Haus der Vereine als Nachteil. | Bild: Jarausch, Gerald

Während Gemeindeverwaltung, Gemeinderat und Schulleitung über die Gültigkeit des Beschlusses, die Anwesenheit des Schulleiters Jörg Dening in den Sitzungen und dessen Beteiligung am Planungsprozess diskutierte, blieben zwei Personen still: Roland Pleli, Vorsitzender des FC Öhningen, und Anne Faisst, Vorsitzende des MV Öhningen. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Konflikt zwischen Schule und Verwaltung nun auf dem Rücken der Vereine ausgetragen wird“, sagte Anne Faisst am Abend vor der Gemeinderatssitzung.

Vereine hatten zum Gespräch eingeladen

Die beiden Vereine hatten Montagabend zum Gespräch an der Vereinshütte des FC geladen. Bei einem Getränk und einer Stadionwurst wollten sie mit Eltern und Lehrern ins Gespräch kommen, die in der benachbarten Schule an diesem Abend über das selbe Thema diskutierten. „Wir dachten, es ist besser miteinander zu reden, der offene Brief der Schule hat uns doch überrumpelt“, sagte Roland Pleli. Gekommen waren aber wenige.

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Die Sorgen der Grundschule um ihren Schulhof und den geschützten Raum für die Schülerinnen und Schüler teilen die beiden Vereinsvorsitzenden. Doch sehen sie keines dieser Probleme als unlösbar. Die Wegeführung lasse sich sicher regeln, so Anne Faisst. Dass die Schule den Zugang zum Multifeld behalte, sei allen wichtig – man wisse doch, dass dieses in den Pausen oft genutzt werde.

Überhaupt erhalte die Schule durch das Haus der Vereine einen eingeschlossenen Schulhof. Und dieser könne im Zuge des Neubaus neu gestaltet werden, das sei doch auch im Sinne der Kinder. „Die Hälfte aller Grundschüler ist ohnehin bei uns im Verein angemeldet“, sagt Roland Pleli.

Seit Jahren sind die Vereinsheime marode

Seit Jahren schon sei allen im Ort klar, dass beide Vereine dringend eine neue Unterkunft brauchen. Die sanitären Anlagen im Vereinsheim des FC seien „kaum noch zumutbar“, wie einer der Spieler am Montagabend berichtet. Und auch der Musikverein braucht seit bald einem Jahrzehnt neue Räume.

Der Zusammenschluss zu einem Haus der Vereine würde FC und MV zukunftsfest machen, wie Pleli und Faisst betonen. „Eigentlich wollen wir doch das selbe wie die Schule, wir wollen etwas für die Jugend hier im Ort bewegen“, sagt Anne Faisst.

Anne Faisst (MV Öhningen) und Roland Pleli (FC Öhningen) sehen ihre Pläne und die Bedürfnisse der Schule nicht in Konkurrenz, sie würden ...
Anne Faisst (MV Öhningen) und Roland Pleli (FC Öhningen) sehen ihre Pläne und die Bedürfnisse der Schule nicht in Konkurrenz, sie würden das selbe Ziel verfolgen. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Der Standort am Sportplatz neben der Schule sei aus Sicht des FC ideal. Schließlich sei das am Wochenende bei Spielen der Treffpunkt im Ort, dort finde noch Dorfleben statt, betont Pleli. Die Schulleitung befürchtet hingegen, der Schulhof werde dadurch vermüllt. „Für den Müll, die Scherben oder Zigarettenstummel sind viele Gruppen verantwortlich, nicht ausschließlich der FC“, wehrt sich der FC-Vorsitzende gegen die Anschuldigungen.

Gemeinderat will das Projekt weiter verfolgen

Die Gemeinderäte der Netzwerk-Fraktion, Andrea Dix, Stefan Singer und Vera Floetenmeyer-Löbe, forderten die Entscheidung zu verschieben. Die Stimmung im Ort sei gespalten, es seien noch nicht alle Stimmen gehört, die Diskussion noch nicht befriedet, und die Vereine hätten jetzt Jahre gewartet, was mache es noch etwas länger zu warten, so die Argumente.

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Dem gegenüber standen die Gemeinderäte, die sich noch an die Sitzung im November erinnern konnten. „Wir haben sieben Varianten durchgesprochen und dies war der einzige Standort, der finanziell machbar ist“, so Frank Leitner (OBF). Jeder andere Standort sei mit höheren Kosten verbunden und die Gemeinde habe sich einen Kostendeckel von 2,5 Millionen Euro gesetzt. Er sah durch die Diskussion auch den Ruf des Projektes grundsätzlich in Gefahr und betonte: „Das ist eine tolle Sache für die gesamte Gemeinde.“

Letztlich entschied sich das Gremium mit vier Gegenstimmen und einer Enthaltung doch dafür, das Projekt weiter zu verfolgen und zum Beispiel den Statiker oder Pläne für die Haustechnik in Auftrag zu geben. Nur so könnten verlässliche Kosten für das Projekt berechnet werden.