Stefan Keil ist seit vier Jahren als Bürgermeister von Orsingen-Nenzingen im Amt. Zur Halbzeit seiner ersten Amtsperiode spricht er über die herausfordernde Anfangszeit, die angenehme Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitenden und dem Gemeinderat und den Projekten, die in den nächsten vier Jahren anstehen.

Herr Bürgermeister Keil, wie war der Start ins Amt und wie läuft die Arbeit inzwischen?

Stefan Keil: Der Einstieg war sehr spannend und von vielen neuen Eindrücken geprägt. Ich startete ja quasi direkt im Krisenmodus, denn mein Amtsantritt fiel in die Pandemie, mit all ihren Regularien und Herausforderungen – gefolgt von der Energiekrise. Wir haben in dieser Zeit viele Maßnahmen ergriffen, die uns langfristig bei Krisen helfen sollen.

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Diese beiden Krisen dominieren nun zum Glück nicht mehr den Alltag, haben aber unter anderem dazu geführt, dass die Kommunen resilienter geworden sind. Seither haben wir in weitere Netzeinspeisepunkte und Notstromaggregate investiert, das war davor nie ein großes Thema. Auch unser Katastrophenschutzkonzept haben wir vor diesem Hintergrund erarbeitet. Inzwischen hat sich im Rathaus alles gut eingespielt, und ich freue mich über die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird.

Haben Sie sich Ihre Tätigkeit so vorgestellt?

Stefan Keil: In vielem ja, die vielfältigen Themen und die Verantwortung waren mir bewusst. Gleichzeitig hat die Praxis viele Details und Dynamiken, die man erst mit der Zeit richtig kennenlernt und dann auch einschätzen kann.

Welche Projekte (Ihres Vorgängers und eigene) haben Sie inzwischen umgesetzt?

Stefan Keil: Wir haben zahlreiche angefangene und geplante Vorhaben aus der vorherigen Amtszeit erfolgreich abgeschlossen oder Beschlüsse herbeigeführt. Zum Beispiel das Großprojekt Kunstrasen auf dem Sportplatz des SV Orsingen-Nenzingen, die Friedhofsüberplanung, das neue Logo der Gemeinde, die neue Internetseite, Sanierung von Straßen und Gebäuden oder die Sanierung der Rebberghalle.

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Wir haben die Digitalisierung vorangetrieben und beispielsweise ein Ratsinformationssystem etabliert und vieles mehr. Aktuell stellen wir gerade den Spielplatz des Ganztagskindergartens fertig, ein Projekt, das mir sehr am Herzen lag. Für das Sanierungsgebiet Weiher war ein zweiter Beschluss notwendig. Wir warten auf den 1. Januar 2026, dann kann die Umsetzung starten. Bis dahin könnte der Satzungsbeschluss gerügt werden.

Welche Erfahrungen haben Sie im Amt gemacht? Dauern manche Abläufe länger als gedacht?

Stefan Keil: Es hat sich gezeigt, dass viele Prozesse mehr Zeit erfordern, als man zunächst denkt – gerade bei Abstimmungen mit verschiedenen Stellen oder bei umfangreichen Planungen. Geduld und ein langer Atem sind oft gefragt. Das nervt mich zugegebenermaßen hin und wieder.

Wie ist die Zusammenarbeit in der Verwaltung und im Gemeinderat?

Stefan Keil: Ich erlebe eine gute und konstruktive Zusammenarbeit, sowohl in der Verwaltung als auch im Gemeinderat. Natürlich gibt es unterschiedliche Ansichten und Diskussionen – das ist wichtig, um gute Lösungen zu finden. Letztlich verfolgen wir alle dasselbe Ziel: unsere Gemeinde gemeinsam voranzubringen. Klar ist aber auch: Die Arbeit im Rathaus ist nur im Team zu schaffen. Jeder muss seinen Teil beitragen, um die Vielzahl an Aufgaben zu bewältigen. Ich habe das große Glück und die Freude, dabei auf eine engagierte Mannschaft zählen zu können. Deshalb gehe ich auch jeden Tag gerne ins Büro.

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Welche Schwierigkeiten gibt es – vielleicht auch mit Einwohnern oder anderen Behörden?

Stefan Keil: Es gibt gelegentlich unterschiedliche Erwartungen oder Prioritäten – das gehört zwar zur Aufgabe dazu, zerreißt einen aber auch mitunter. Bei einzelnen Themen müssen wir auch Kompromisse finden oder mit anderen Behörden Lösungen erarbeiten. Das allerdings ist die größte Herausforderung. Die Abhängigkeit von Dritten und die langwierigen Prozesse habe ich unterschätzt. Wir sind im Rathaus wirklich sehr fleißig und oft geht es nicht voran, weil wir auf andere Behörden warten müssen. Es ist nicht immer einfach, dem Bürger das zu erklären.

Welche Aufgaben stehen aktuell an?

Stefan Keil: Zurzeit beschäftigt uns natürlich noch unser 50-jähriges Jubiläum, zum anderen nach wie vor der Bau unserer Containeranlage für Geflüchtete. Auch die Sanierung des Kanalnetzes wird uns sehr fordern.

Welche Projekte sollen in einigen Monaten kommen oder abgeschlossen werden?

Stefan Keil: In den nächsten Monaten wollen wir in Orsingen die Bushaltestellen barrierefrei ausbauen und den Parkplatz vor der Kirnberghalle mit einer Photovoltaik-Anlage überdachen. Dann stehen noch diverse Sanierungen an. In der Verwaltung treiben wir nach wie vor das Thema Digitalisierung voran. Wenn alles gut läuft, wollen wir in diesem Jahr noch die Prädikatisierung Erholungsort erhalten. Die Waldhütte zwischen Sportplatz und Camping wird gebaut. Das angesprochene Sanierungsgebiet Weiher, die kommunale Wärmeplanung und klimaneutrale Verwaltung sowie die Weiterentwicklung des Gewerbegebiets Spital sind weitere Aufgaben.

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Was wünschen Sie sich für die nächsten vier Jahre?

Stefan Keil: Ich wünsche mir weiterhin eine offene und konstruktive Zusammenarbeit, sowohl im Gremium als auch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Mein Ziel ist es, unsere Gemeinde mit Augenmaß und Herz weiterzuentwickeln – gemeinsam mit allen, die sich hier engagieren.

Und was steht heute noch auf dem Programm?

Stefan Keil: Heute habe ich mal wieder die besondere Ehre, eine standesamtliche Trauung durchzuführen. Das ist neben den Geburtstags– und Jubilarsbesuchen die schönste Aufgabe in meinem Amt.