Das Projekt ist umstritten: Die Kreisstraße K6113 zwischen Raithaslach und Heudorf im Bereich des Heudorfer Rieds soll zurückgebaut werden. Doch vor allem die Landwirte, die Flächen im und um das Heudorfer Ried bewirtschaften, wollen, dass die Straße erhalten bleibt. Auch Pendler betonen, dass sich durch die Sperrung ihre Fahrwege verlängern, was nicht nur für sie mehr Kosten und Zeitaufwand bedeute, sondern auch der Umwelt schade.

Allerdings ist die Straße durch den moorigen Untergrund stetig sanierungsbedürftig, da sie oft unterspült wird. Es gilt, beim Rückbau naturschutzrechtliche Belange zu berücksichtigen, gleichzeitig soll aber das Versorgungsgebäude der Bodensee-Wasserversorgung weiterhin erreichbar sein. Die Zufahrt zu dem Versorgungsgebäude wurde erst vor Kurzem saniert.
„In diesem und im nächsten Jahr wird die Umsetzung des Projekts auch hinsichtlich der naturschutzrechtlichen Belange geplant und abgestimmt“, erklärt nun Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landratsamts.
Der praktische Rückbau sei für das Jahr 2028 vorgesehen. Um die Anbindung an bestehende Feldwege sowie an das Versorgungsgebäude zu gewährleisten, würden abschnittsweise geschotterte oder asphaltierte Wirtschaftswege angelegt beziehungsweise belassen, fügt Pellhammer an.
Landwirte wollen Rückbau nicht einfach hinnehmen
Die Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen ist auch Eigeltingens Bürgermeister Alois Fritschi wichtig. Im Sommer erklärte er: „Die Bauern wollen kämpfen. Sie wollen nicht auf die Zufahrt auf ihre gepachteten Felder über die K6113 verzichten und keine Umwege in Kauf nehmen.“
Anlass war damals die Sommertour des Bundesabgeordneten Jürgen Kretz (Grüne), bei der sich im vergangenen Jahr Grünenpolitiker, Ortsvorsteher, Bürgermeister aber auch betroffene Bürger und Mitarbeiter des Straßenbauamts des Landkreises getroffen, um über das Projekt „Rückbau und Renaturierung einer Kreisstraße in der Gemeinde Eigeltingen, Wiedervernetzung von Niedermoorflächen“ zu sprechen.
Dabei fügte Fritschi auch an: „Es ist für die Gemeinde finanziell nicht machbar, vorhandene Feldwege so zu erschließen, dass die schweren Maschinen der Landwirte dort fahren können.“ An diesen Fakten habe sich nichts geändert, erklärte er nun auf Nachfrage. Bei der Maßnahme gelte es, die Bürger schon in der Planungsphase mitzunehmen, um Konsens zu schaffen.
Durch Rückbau soll Natur geschützt werden
Trotz des Widerstands aus Eigeltingen gilt: Der Abschnitt der K6113, der innerhalb eines FFH-Gebietes (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet) liegt, wird komplett zurückgebaut. Denn das Projekt verbindet mehrere Anliegen miteinander, unter anderem Klimaschutz.

Das Heudorfer Ried ist ein Hochmoor mit vielen schützenswerten Biotopen, in denen wiederum schützenswerte, teilweise sogar vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tieren leben. Zudem sind Moore wichtige CO2-Speicher. Deshalb sollen sie geschützt, erhalten und renaturiert werden. Durch den Rückbau der Straße werden die Flächen wieder miteinander vernetzt, die zuvor von der Straße durchschnitten wurden. Doch der Rückbau ist nicht einfach, denn dadurch könnten Giftstoffe in das sensible Ökogebiet gelangen. Es gilt also, alles genau zu planen.
Die meisten Flächen im Heudorfer Ried sind im Besitz des Landes Baden-Württemberg. Für die Bewirtschaftung gibt es einen landschaftspflegerischen Begleitplan. Es gibt zudem noch FFH-Flächen. Unter den dort beobachteten Tieren und Pflanzen sind auch seltene und vom Aussterben bedrohte Arten. Langfristig war seit der Ausweisung geplant, das Naturschutzgebiet zu erweitern. Bisher war an der Kreisstraße offiziell Ende.