Den Badegästen im Strandbad Bodman war kürzlich richtig was geboten. Sie waren Zeugen einer Tauchlehrer-Prüfung, die fünf Tage umfasste. Dabei mussten zehn Personen in Neoprenanzügen mit rund 30 Kilogramm schwerer Ausrüstung auf dem Rücken mehr als 500 Meter weit schwimmen. Schon die mit einem Fülldruck von 200 bar gefüllte Pressluftflasche wog knapp 16 Kilogramm.

Hinzu kamen dann noch acht bis zehn Kilogramm Blei in den Taschen der drei bis vier Kilogramm schweren Jacke oder des Gürtels sowie zwei Atemregler mit jeweils zwei Kilogramm. Tauchprüfungen fanden später im Bereich der Promenade statt. Einer der Prüfer war Tessen von Glasow, ehrenamtlicher Referatsleiter Tauchen des DLRG-Landesverbandes Baden. Er bildet seit über 30 Jahren Taucher im Einsatz- und Sporttauchbereich aus und gab dem SÜDKURIER Einblicke in die Prüfungstage.

Ganz schön viele Hürden

Wenn ein volljähriges DLRG-Mitglied bei der DLRG Tauchlehrer werden will, muss zunächst der Landes- oder Bundesverband die Ausbildung befürworten. Der Anwärter muss eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung nach den Richtlinien der DLRG nachweisen, versichert sein und bereits als Assistent in der Ausbildung anderer Mitglieder mitlaufen.

Außerdem benötigt er das Rettungsschwimmabzeichen in Silber oder Gold sowie ein Zertifikat als Sanitätshelfer, einer Vorstufe zum Rettungssanitäter. Im Gegensatz zu kommerziellen Anbietern sind Anwärter und Prüfer übrigens ehrenamtlich tätig.

Bevor es an die Tauchübungen vor der Promenade geht, findet eine kurze Lagebesprechung statt. Dann wird die Ausrüstung in die Fahrzeuge ...
Bevor es an die Tauchübungen vor der Promenade geht, findet eine kurze Lagebesprechung statt. Dann wird die Ausrüstung in die Fahrzeuge verladen. | Bild: Claudia Ladwig

Bei der Prüfung des DLRG-Landesverbandes Baden im Auftrag des Bundesverbandes traten neun Prüflinge an, um DLRG-Tauchlehrer (CMAS* Moniteur 1) zu werden. Sie dürfen nach bestandener Prüfung Anfänger ausbilden, verschiedene Fortbildungen anbieten, das Deutsche Tauchsport-Abzeichen und die CMAS*-Prüfung abnehmen.

CMAS* ist das Tauchzertifikat für Anfänger im Sporttauchen, das von der Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques (CMAS*) ausgestellt wird. Die CMAS* sichert die weltweite Anerkennung abgelegter länderspezifischer Prüfungen. Außerdem war eine Kandidatin dabei, um den Status DLRG-Tauchlehrer*** (CMAS* Moniteur 3) zu erwerben. Diese Stufe berechtigt zur Ausbildung und Prüfung von Tauchlehrern und stellt die höchste Qualifikationsstufe in diesem Bereich dar.

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Mindestens 130 Mal unter Wasser

Alle Teilnehmer hatten mindestens 130 Tauchgänge absolviert, besaßen das CMAS***-Zertifikat und brachten mehrere Jahre Erfahrung als Sport- und/oder Einsatztaucher mit. Eine von ihnen war die 28-jährige Einsatztaucherin Marcia Hirschle. Sie ist Mitglied der DLRG-Ortsgruppe Bodman und machte die Prüfung, um zusätzlich zu den erfahrenen Tauchlehrern Tessen von Glasow und seiner Frau weiterhin Taucher in der Ortsgruppe ausbilden zu können, wie sie erklärte.

Zum Hinauslaufen ziehen die Taucher die Flossen aus. Dadurch wird das Gehen im Flachwasser etwas weniger mühsam.
Zum Hinauslaufen ziehen die Taucher die Flossen aus. Dadurch wird das Gehen im Flachwasser etwas weniger mühsam. | Bild: Claudia Ladwig

Auch der 29-jährige Marcel Forschner war Tauchlehrer-Anwärter aus Bodman. „Tauchen ist ein schönes Hobby. Ich möchte es weiter fördern, damit mehr Mitglieder ihr Freizeithobby mit der Tätigkeit bei der DLRG verbinden“, erklärte er. Den Einsatzpart dürfe er jetzt schon ausbilden, den Sporttauchpart noch nicht.

Anderthalb Jahre Ausbildung

Hinter den Prüflingen lag eine Ausbildung über ein oder anderthalb Jahre. Wie erklärt wurde, gab es einen Theorieteil mit Prüfungsfragen, Vorträgen und Ausarbeitungen sowie einen praktischen Teil. Zum Schwimmen kamen das Apnoetauchen, bei dem der Taucher einen tiefen Atemzug nimmt und so lange abtaucht, wie er die Luft anhalten kann, das Zeittauchen (eine Minute), Streckentauchen (40 Meter) und Tieftauchen (zehn Meter) sowie sechs praktische Tauchgänge mit Rettungsübung.

„Wir Prüfer spielen die Auszubildenden und die Prüflinge müssen bei den Tauchgängen zeigen, dass sie mit bestimmten Situationen unter Wasser und ungeplanten Zwischenfällen umgehen können“, beschrieb Tessen von Glasow.

Teils auf dem Rücken, teils im Brustschwimmstil arbeiten sich die künftigen Tauchlehrer durch den Bodensee, bis die Prüfer entscheiden, ...
Teils auf dem Rücken, teils im Brustschwimmstil arbeiten sich die künftigen Tauchlehrer durch den Bodensee, bis die Prüfer entscheiden, dass sie umdrehen dürfen. | Bild: Claudia Ladwig

Die Teilnehmer tauchen auch privat. Der Prüfer sagte: „Man muss Spaß daran haben. Das gilt für uns alle, weil wir auch Jugendlichen Spaß vermitteln wollen. Um Nachwuchs heranzuziehen, brauchen wir einen Breitensportanteil. Kinder dürfen mit 14 Jahren anfangen zu tauchen.“

Um das Tauchen zu erlernen, gebe es einige Grundvoraussetzungen: Man sollte schwimmen können, keine Platzangst haben und eine gewisse Grundkondition aufweisen. Eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung, in der ein Tauchmediziner unter anderem die Ohren und die Lunge prüft und ein Belastungs-EKG vornimmt, um sicherzustellen, dass die wichtigsten Körperfunktionen in Ordnung sind, sei immer notwendig, egal ob man privat tauche oder ehrenamtlich im Einsatz sei.

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Getaucht wird immer zu zweit

Tessen von Glasow betonte: „Tauchen ist grundsätzlich eine Partnersportart. Man sollte nie allein tauchen, sondern mit einem Partner, den man kennt und auf den man sich verlassen kann.“ Doch letztendlich tauche man immer auf eigenes Risiko. Es sei gefährlich, wenn jemand im Ausland seinen Tauchschein mache und danach glaube, er könne tauchen.

„Dort war er vielleicht im warmen Meer und es war hell. Hier im Bodensee ist es kalt und dunkel, da werden manche Leute nervös.“ Der See habe schließlich in einer Tiefe von rund zehn Metern ganzjährig nur etwa zehn Grad Wassertemperatur, ergänzte der Tauchlehrer.

Udo Hurdes (DLRG-Bundesbeauftragter Tauchen, nimmt sich mit Marcel Forschner und Marcia Hirschle (beide DLRG-Ortsgruppe Bodman) sowie ...
Udo Hurdes (DLRG-Bundesbeauftragter Tauchen, nimmt sich mit Marcel Forschner und Marcia Hirschle (beide DLRG-Ortsgruppe Bodman) sowie Susanne und Tessen von Glasow (Tauchlehrer und Prüfer, alle von links) Zeit für ein Foto. | Bild: Claudia Ladwig

Auf die Frage nach der Faszination des Tauchens im Bodensee zog von Glasow spontan den Vergleich zum Bergwandern. „Ein Bergwanderer liebt die schroffen Eindrücke und die Ruhe. Das ist unter Wasser gleich: Dort gibt es schroffe Felsen und wunderschöne Steilwände bei toller Sicht, jede Menge Fische wie Hechte oder Welse. Auch Barschschwärme sind gerade riesig.“ Er erlebe beim schwerelosen Schweben außerdem den entspannenden Yoga-Effekt. Nach Prüfungsende hatte er gute Nachrichten: „Alle zehn Prüflinge haben bestanden.“