Die Gemeinde Orsingen-Nenzingen schreibt mit ihrem Einsatz für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Form des Pilotprojekts „Jeder Tropfen zählt“ eine Erfolgsgeschichte. Das wird gut ein Jahr nach dem Start des Projekts deutlich. Bürgermeister Stefan Keil berichtete kürzlich, dass in den ersten 14 Monaten fast 1400 Kilogramm gebrauchte Öle und Fette gesammelt und bis Ende 2024 schon rund 1630 Sammelbehälter getauscht worden seien.

Er sei dankbar für die rege Beteiligung der Bevölkerung, die damit zur Schonung des Kanalsystems und der Kläranlage beitrage. „Das Freispülen und Reinigen von Kanälen ist ein großer finanzieller Aufwand“, betont er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Ihn begeistere auch, dass das Altspeisefett zur Herstellung von klimafreundlichem Bio-Kraftstoff chemiefrei aufbereitet werde und dadurch einen zweiten Lebenszyklus erhalte.

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Zum Start waren viele zögerlich

Nach der Verteilaktion seien nur wenige der hitzebeständigen grünen Behälter zurückgegeben worden. Inzwischen kämen eher Bürger, um noch einen zusätzlichen Behälter zu holen. Auch allen Neubürgern werde ein Sammelbehälter angeboten, den die meisten sehr erfreut entgegennehmen, sagt der Bürgermeister.

In der Gemeinde existieren insgesamt 1000 Behälter – leere und volle. Frank Zimmermann, Leiter des Bauhofs, gewährte dem SÜDKURIER einen Blick in einen der beiden Sammelautomaten. Durch den Einwurfschacht gelangt ein voller Behälter in die bereitstehende Rollcontainerbox. Danach wird ein leerer Behälter ausgegeben. Zimmermann sagt: „Wir haben fünf solcher Boxen. In jede passen 200 dieser Kunststoffbehälter. Wenn vier Boxen voll sind, werden die Behälter abgeholt und vom Anbieter neue bereitgestellt.“

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Vereinzelt kommt es zu Störungen

Wie bei jedem technischen Gerät kann es gelegentlich zu einer Störung kommen. „Oft melden sich Bürger dann direkt bei uns. Das zeigt, dass der Automat genutzt wird“, so Keil. Frank Zimmermann spricht von etwa einer Störung pro Monat, die manchmal auch einer Fehlnutzung geschuldet sei. „Wenn zu heißes Fett in den Behälter kommt, bläht er sich auf. Wird er dann mit Gewalt in den Schacht gedrückt, bleibt er stecken.“

Auch falsche Behälter sorgten für Probleme. „Die Firma informiert uns direkt über eine Störung und wir sehen zu, dass wir sie zeitnah beheben. Es ist schließlich auch in unserem Interesse, dass die Bürger den Automaten nutzen“, erklärt der Bauhofleiter.

Betreiberfirma zieht positive Bilanz

Christian Hilbert, Projektleiter der Jeder Tropfen zählt GmbH, ordnet die bisherige Bilanz ein: „Im Schnitt kamen in Orsingen-Nenzingen 320 Gramm Altspeisefett pro Bürger und Jahr zusammen. Das ist wirklich gut, denn das Sammeln ist ja etwas komplett Neues.“ In anderen Kommunen werde dieser Wert erst nach drei bis vier Jahren erreicht, wenn sich das Sammeln etabliert habe.

Hilbert weist nochmals darauf hin, dass Altöl und -fett ungesiebt in den grünen Behälter gegeben werden können. Kleinteile wie Fischgräten oder Schafskäsebrösel würden von ihnen herausgefiltert.

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Orsingen-Nenzingen könnte zum Vorbild für andere werden. Denn auf die Frage, ob sich andere Gemeinden nach dem Erfolg des Projekts erkundigt hätten, antwortet der Bürgermeister: „Ich werde immer wieder von Bürgern aus der Verwaltungsgemeinschaft angesprochen, die bedauern, dass es das bei ihnen nicht gibt. Sie fänden es eine tolle Sache.“ Er setzt hinzu: „Ich würde mich natürlich über mehr Kommunen, die mitmachen, freuen.“