Aktuell werden Leichtverpackungen, also Verkaufsverpackungen aus Kunststoff, Aluminium, Weißblech und Verbundmaterialien, von privaten Haushalten in Orsingen-Nenzingen wie in den meisten Städten und Gemeinden im Landkreis Konstanz in gelben Säcken gesammelt. Nun hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, auf die ausschließliche Sammlung mittels gelber Tonne umzustellen. Die Einführung der gelben Tonne wird zum 1. Januar 2025 angestrebt. Die Verwaltung wurde deshalb beauftragt, gegenüber den den Betreibern von Duales System Deutschland (DSD) eine entsprechende Rahmenvorgabe gemäß Verpackungsgesetz zu erlassen.
Bürgermeister Stefan Keil nannte im Gemeinderat einige Vorteile einer solchen Umstellung: Umweltbeeinträchtigungen durch das Reißen der dünnen Säcke und daraus resultierende Müll-Verwehungen würden verhindert. Außerdem kämen Tiere nicht an die gesammelten Verpackungen – was letztendlich auch den Tieren, beispielsweise Igeln, zu Gute käme, die sich beim Herumwühlen in zerbissenen oder zerrissenen Säcken an scharfen Kanten verletzen können.
Vorteile durch Zuordnung der Tonnen
Bei den meisten Grundstücken der Gemeinde werde eine 240-Liter-Tonne ausreichen, sagte Keil. Zwar könnten in der Tonne mehr Dinge landen, die nicht hineingehören, dies könne aber gegebenenfalls dadurch eingedämmt werden, dass jede Tonne einem bestimmten Grundstück zugeordnet werde. An der Straße abgestellte gelbe Säcke lassen sich dagegen nicht zweifelsfrei zuordnen.

Die nächste Ausschreibung für die Vergabe der Sammlung von Leichtverpackungen durch die DSD-Betreiber erfolgt zum 1. Januar 2025. Frühestens ab dann ist eine Umstellung möglich. Der Bürgermeister informierte den Gemeinderat über das weitere, recht komplexe Vorgehen, für das inzwischen zur Erarbeitung einer Rahmenvorgabe eine Anwaltskanzlei beauftragt wurde. Auf Nachfrage sagte er, für die Umstellung samt Beschaffung der gelben Tonnen entstünden für die Gemeinde keine Kosten, da diese komplett durch das DSD getragen würden.
Es braucht eine Rechtsberatung
Nikolaus Langner (CDU) befürwortete wie alle anderen Gemeinderäte einen Umstieg, fragte aber nach der Auswahl der Anwaltskanzlei. Stefan Keil erläuterte, man habe sich auf Bürgermeisterebene ausgetauscht. Volkertshausen und Eigeltingen würden sich auch dort helfen lassen, daher habe er für Orsingen-Nenzingen deren Entscheidungsfindung übernommen. Weil die Zeit drängte, musste die Beauftragung bereits vor der Gemeinderatssitzung erfolgen.
Stefan Stemmer (CDU) erinnerte daran, dass „bei Sturm das Zeug im Dorf rumgelegen“ habe. Er wollte wissen, ob 240 Liter für einen Vier-Personen-Haushalt ausreichen würden, denn er sehe unterschiedlich viele gelbe Säcke vor den Häusern. Man könne bei Bedarf auch größere Behälter beantragen, so Keil. Größere Häuser könnten eventuell einen Container erhalten.
Es sei „kurios, dass zur Einführung der gelben Tonne eine Anwaltskanzlei beauftragt werden muss“, befand Antonie Schäuble (FWV). Auch Joachim Kiewel (FWV) zeigte sich entsetzt: „Da muss man ein Fass aufmachen, das viel Geld kostet. Das ist alles recht kompliziert.“

Viele Fragen und Hinweise aus dem Gremium
Andere Gemeinderäte hatten praktische Fragen. Harry Metzger (FWV) interessierte, ob bei mehr Müll gelbe Säcke neben die gelbe Tonne gestellt werden können. Das müsse laut Stefan Keil wahrscheinlich verhandelt werden.
Roman Roth (FWV) wies darauf hin, dass nicht überall genug Platz für eine vierte Tonne sei. Außerdem habe er gelesen, dass gelbe Tonnen aufwendiger für die Entsorger seien als gelbe Säcke. Ob daraus Mehrkosten entstünden? Dazu konnte Hauptamtsleiter Rudolf Schlichenmaier aktuell noch keine Aussage machen. Christoph Joos (FWV) sagte, bis jetzt benötige das Entsorgungsunternehmen drei Personen für ein Müllauto, mit Einführung der Tonne dann nur noch eine Person, die das Auto fährt, wenn die Tonne automatisch aufgenommen und entleert würde. Der Entsorger werde also Personal einsparen.
Einsparungen erhoffte sich auch Sabine Hins (FGL): Eine gelbe Tonne könne vielleicht für einige eine Herausforderung sein, weniger Abfall zu produzieren. „Das wäre der beste Effekt überhaupt.“ Auch ihr Kollege Ralph J. Schiel (FGL) sagte, bestenfalls würden die Leute mehr reflektieren und ihr Einkaufsverhalten anpassen. Das wünschte sich auch Christine Leithe (FWV).