Orsingen-Nenzingen will Anreize schaffen, um die Gemeinde als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Die Mitarbeiter wurden daher im Frühjahr gefragt, was ihnen wichtig ist – und hatten einige Ideen. Vor einigen Wochen beschloss der Gemeinderat darauf basierend, dass neben einer Zusatzversorgung, flexiblen Arbeitszeiten und der Unterstützung vermögenswirksamer Leistungen künftig auch ein Fahrrad geleast werden kann.
Die meisten Gemeinderäte sahen darin eine kostengünstige Möglichkeit, die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und für neue Mitarbeiter interessant zu sein. Deshalb setzen auch andere Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft auf freiwillige Leistungen, wie eine Anfrage des SÜDKURIER zeigt.

Bereits im Oktober war der Tarifvertrag zur Entgeltumwandlung zum Zwecke des Leasings von Fahrrädern im kommunalen öffentlichen Dienst in Kraft getreten. Die Tarifparteien verpflichteten sich darin, dessen praktische Umsetzung zu prüfen und ihn dann umzusetzen. In Orsingen-Nenzingen können nun Teile des Entgelts für ein Rad mit oder ohne Elektroantrieb, außer S-Pedelecs, umgewandelt werden – ähnlich wie beim Leasing eines Dienstwagens.
Diese Möglichkeit gibt es für alle Beschäftigten außer für Auszubildende, Schüler, dual Studierende, Praktikanten und geringfügig Beschäftigte. Der Wert darf samt Zubehör bis zu 7000 Euro betragen. Die Gemeinde macht einen Vertrag mit dem Leasingpartner Deutsche Dienstrad. Nach drei Jahren kann der Beschäftigte sein Rad für etwa 15 Prozent des Neupreises erwerben.
Jährliches Budget zur Teamstärkung
Laut Sitzungsvorlage wählen fünf bis zehn Prozent der Beschäftigten einen Fahrradleasing- Vertrag. Bürgermeister Stefan Keil führte in der Sitzung damals aus, für das umgewandelte Gehalt müssten weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Die Ersparnis könne der Arbeitgeber beispielsweise für eine Inspektions-Pauschale einsetzen.
Das Gremium beschloss als zweite Zusatzleistung zudem, jährlich ein Budget in den Haushaltsplan einzustellen, mit dem die einzelnen Einrichtungen gemeinsame Aktivitäten planen können, um ihre Teams zu stärken. Pro Jahr und Mitarbeiter, der daran teilnimmt, werden 50 Euro vorgesehen.
Diese Leistungen bieten andere Gemeinden
Florian Zindeler, Bürgermeister von Hohenfels, berichtet auf SÜDKURIER-Nachfrage, die Angestellten der Verwaltung erhalten tarifgemäß eine leistungsorientierte Bezahlung. Die Beamten seien davon nicht betroffen. „Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit sogenannten Benefits, aber die Maßnahmen sind noch nicht abschließend definiert“, bleibt Zindeler unkonkret. Daneben stünde man „im ständigen Austausch mit den Führungskräften“ und suche nach kurz- und mittelfristigen Lösungen zur Verbesserung des Arbeitsumfelds.
Lilli Meineke, stellvertretende Kämmerin und Personalleitung von Eigeltingen, listet auf Nachfrage mehrere Arbeitgeberleistungen auf, zum Beispiel Weiterbildungsmöglichkeiten, eine betriebliche Altersvorsorge und Jahressonderzahlungen. Zudem habe die Gemeinde ebenfalls wie Orsingen-Nenzingen ein Bikeleasing im Angebot. Geplant sei zudem ein Firmenfitness, zum Beispiel mit der Firma Hansefit, zur Gesundheitsförderung einführen. Dabei erhalten Mitarbeiter Rabatte auf die Mitgliedschaft in bestimmten Fitnessstudios.
Was machen Stockach und Bodman-Ludwigshafen?
Die Stadt Stockach bietet ihren Beschäftigten „verschiedene klassische Arbeitsgeberleistungen an“, informiert Pressesprecherin Tanja Ferrari. Dazu gehörten unter anderem flexible Arbeitszeiten, ein Fahrrad-Leasing, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie jährliche Betriebsfeste und -ausflüge. Zudem gebe es zur Gesundheitsvorsorge Arbeitsplatzbrillen, Grippeschutzimpfungen sowie Rückentraining oder Gymnastik-Angebote. „Die Angebote werden gut und gerne von den Mitarbeitenden angenommen“, so Ferrari.
Auch die Angestellten der Verwaltung von Bodman-Ludwigshafen profitieren von freiwilligen Arbeitgeberleistungen, wie Bürgermeister Christoph Stolz mitteilt. So gebe es ebenfalls eine Kooperation mit Hansefit, eine Leasing-Möglichkeit über Job-Rad sowie ein flexibles Arbeitszeitmodell über die klassische Gleitzeit-Regel hinaus. Die Fortschreibung werde gerade ausgearbeitet.
Auch gebe es Homeoffice-Optionen und regelmäßige Inhouse-Fortbildungen, zum Beispiel das eigene Format „Lunch & Learn“, bei dem die Gemeinde das Mittagessen bezahle und nebenbei inhaltlichen Input biete.