Baudezernatsleiter Thomas Nöken brachte es auf den Punkt: „Das Baugebiet ‚Unterm Freiwiesle‘ ist für Stahringen ein bedeutungsvolles Projekt. Ziel des heutigen Workshops ist es, das Gebiet gemeinsam zu entwickeln und gestalten.“ Der Bürgersaal des Stahringer Rathauses war komplett gefüllt – rund 40 Bauinteressierte zeugten vom großen Bedarf an Bauplätzen in Stahringen.
Nachdem erste konkrete Planungen auf das Jahr 2016 zurückgehen, hat laut Nöken „das Thema Bäume die Gremien und Öffentlichkeit in den vergangenen Monaten stark bewegt.“ Am 17. Juli habe der Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik (PUT) den Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans „Unterm Freiwiesle“ gefasst. Es gelte jedoch zu prüfen, in welcher Form auch Mietwohnungsbau im Bebauungsplan berücksichtigt werden kann. Zudem hat das Gremium einen Prüfauftrag in Hinblick auf den Erhalt möglichst vieler der auf dem Baugebiet befindlichen Streuobstbäume gestellt sowie eine Umweltanalyse beauftragt.
Artenschutz und Bäume
Bernadette Siemensmeyer vom Büro Freiraum-Werkstatt hat die Umweltanalyse im Hinblick auf den Artenschutz vorgenommen. Die Bestandsaufnahme habe ergeben, dass es auf dem Baugebiet fünf sehr erhaltenswerte Bäume gebe – eine Linde sowie jeweils einen Apfel-, Birn-, Walnuss- und Kirschbaum. Zudem wurde eine Flugstraße der Zwergfledermäuse registriert.

„Wir sehen keine Ausschlusskriterien aus Artenschutzsicht, die gegen eine Bebauung sprechen“, lautete das Fazit der Umweltanalyse. Sie sprach die Empfehlung aus, dass die fünf sehr erhaltenswerten Bäume erhalten bleiben.
Als Vorbereitung auf den Bürgerworkshop erläuterte Waltraut Fuchs im Namen des beauftragten Planungsbüros die aktuellen Rahmenbedingungen und Vorgaben für das Baugebiet. Unter anderem gelte es einen Abstand von fünf Metern zu einer angrenzenden Obstplantage ebenso zu berücksichtigen wie einen Abstand von 15 Metern zur Kreisstraße. Zudem erfordern die Hänge der Homburg ein Regenrückhaltebecken.
Neue Planungsvariante
Nachdem in den vergangenen Monaten bereits mehrere Bebauungsvarianten vorgestellt worden waren, stellte Fuchs basierend auf Empfehlungen des Gestaltungsbeirats und des PUT-Ausschusses eine neue Variante vor. Diese sieht neben dem Erhalt der fünf sehr erhaltenswerten Bäume auch den Erhalt von 17 weiteren Bäumen vor, außerdem eine Wendefläche für Müllfahrzeuge, drei Mehrfamilienhäuser sowie eine im Vergleich zu bisherigen Entwürfen reduzierte Anzahl von elf Einheiten für Einfamilienhäuser oder Doppelhäuser.

Basierend auf den ausführlichen Darlegungen leitete Rita Nassen von der Stadtplanung den Bürgerworkshop. 20 Bauinteressierte diskutierten in vier Arbeitsgruppen ihre Ideen und Anregungen bezüglich der Gestaltung des Baugebiets, der Straßenführung, der Bauformen sowie ökologischer Aspekte. Ziel des Workshops war es, ausgehend von den Ergebnissen Kernaussagen zu formulieren, welche die Grundlage für die weitere Entwicklung der Bebauungspläne darstellen sollen.
Mehr Häuser und Ringstraße
Anhand der Ergebnisse haben sich einige klare Vorstellungen herauskristallisiert: Im Baugebiet soll die Anzahl an Einfamilien- und Doppelhäuser maximiert werden, die Grundstücksgröße 400 bis maximal 500 Quadratmeter betragen und bezüglich der Straßenführung fand eine Ringstraße großen Zuspruch. Bei der Formulierung einer Kernaussage zu den Bäumen hingegen gingen die Meinungen auseinander. Sie reichten von „Erhalt der Bäume ist wichtig“ bis hin zu „Bauplatz vor Baum“.
Begründet wurde letztere Aussage mit der bereits ausgewiesenen großen Ausgleichsfläche und der Tatsache, dass davon auszugehen sei, dass die neuen Grundstücke auch bepflanzt werden. Die Aussage, dass eine sinnvolle Bebauung mit einer Konzentration auf den Erhalt der fünf sehr erhaltenswerten Bäume wünschenswert ist, fand bei den meisten Bauinteressierten Zuspruch.

Thomas Nöken hatte es zu Beginn des Workshops formuliert: „Die Planung des Baugebiets ist ein Prozess. Der heutige Workshop ist dabei ein wichtiger Meilenstein.“ Nun gilt es, basierend auf dem Feedback des Workshops einen Konsens für eine sinnvolle Bebauung zu finden.
Das Baugebiet „Unterm Freiwiesle“
Konkrete Planungen für das 1,4 Hektar große Baugebiet „Unterm Freiwiesle“ am nördlichen Ortsausgang Stahringens begannen 2016. Seither wurden mehrere Vorentwurfsvarianten erstellt sowie die Bebauung mehrfach im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik (PUT) diskutiert, vor allem im Hinblick auf den Bestand an Streuobstbäumen. Am 17. Juli hat der PUT-Ausschuss die Aufstellung des Bebauungsplans „Unterm Freiwiesle“ und eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen. Die Vermarktung der Grundstücke ist für Ende 2020 vorgesehen. Bis zum 8. Oktober können Bürger und Interessierte im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit Stellung nehmen.