Karola Rösch empfängt Besuch gerne in der eigenen Wohnung mitten in der Radolfzeller Innenstadt. Die Begrüßung ist herzlich, man einigt sich sofort aufs „Du“ – und schon an der Türschwelle geht das Gespräch los.

Es entsteht sofort eine Atmosphäre, die sich auch in der Wohnung widerspiegelt. Großzügig und offen wirkt sie. Das sichtbare Fachwerk macht sie gemütlich. Die Gastgeberin sagt, man sollen die Schuhe anlassen, der Boden sei so blöd. Sie sagt „blöd“, nicht kalt. Nichts scheint kalt zu sein in Karola Röschs Leben.

Für ihr außergewöhnliches gesellschaftliches Engagement wird sie in diesem Jahr mit dem SPD Bürgerpreis ausgezeichnet.

Jeder Handball-Spieler kennt Karola Rösch

Und ihr Leben ist geprägt von einem außerordentlichen Engagement im Ehrenamt. In der Handball-Gemeinde, die in Radolfzell beträchtlich ist, ist sie natürlich in erster Linie für ihre Arbeit mit den Minis beim HSC bekannt. Das sind die fünf- und sechsjährigen Kinder vor ihrem Eintritt in die F-Jugend.

Diese trainiert sie einmal pro Woche. Ergo: alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die in Radolfzell Handball spielen, sind durch Karola Röschs Hände gegangen.

Karola Rösch
Karola Rösch | Bild: SPD Radolfzell

Es greift jedoch viel zu kurz, diese Trainingseinheiten ausschließlich als Training der Sportart Handball zu betrachten. Ihre unnachahmliche Art, ihre Herzlichkeit, ihr Verantwortungsgefühl, ihre Verbindlichkeit, ihre freundliche Strenge und das Vorleben einer immensen Lebensfreude machen das „Handballtraining“ zu einer ganzheitlichen Persönlichkeitsschulung für die Kleinen.

Dies lässt sich besonders an der Übung „Karottenziehen“ illustrieren, mit der bei Karola Rösch jede Trainingseinheit endet. Dabei liegen alle – bis auf zwei – Kinder bäuchlings auf dem Boden im Kreis und fassen sich fest an den Händen.

Karottenspiel als Motivation und Spaßfaktor

Sie sind die im Boden verwurzelten Karotten. Die zwei anderen Kinder werden zu Bauern bestimmt, die nun die Karotten ernten müssen, indem sie sie an den herausragenden Beinen versuchen, aus dem Karottenkinderring herauszuziehen.

Sobald eine Karotte gezogen ist, wird sie zum Bauern und hilft bei der Ernte. Irgendwann sind alle Karotten raus. Gefragt, was ihr so gut an diesem Spiel gefällt, sagt sie: „Das steht für alles, was mir wichtig ist: Teamwork und Jeder kann es schaffen.“

Engagement ist vielseitig und abwechslungsreich

Das Mini-Training – obgleich es scheinbar der Schwerpunkt ihres Engagements – ist nur ein Baustein unter vielen. Was macht Karola Rösch denn sonst noch so?

Es sprudelt aus ihr heraus: Sie organisiert dieses Jahr zum zehnten Mal das Handballcamp des HSC in Kooperation mit dem THW Kiel. Bei der Organisation des jährlichen Zeltlagers der HSC-Jugend in Liggeringen arbeitet sie an vorderster Front mit.

Sie hält die gesamte Rahmenplanung, das heißt die Versorgung und Infrastruktur, der Heimspieltage des HSC in der Unterseesporthalle in der Hand.

Kinder sollen beste Startbedingungen ins Leben bekommen

Sie ist eine von zwei Personen, die das bekannte Piratennest des HSC am Fasnachtssonntag auf dem Marktplatz gestaltet. Beim Tag der offenen Tür an der Ratoldusschule stellt sie den HSC vor. Dort leitet sie außerdem Koch- und Ernährungskurse der Hector-Kinderakademie sowie – wie könnte es anders sein – eine Handball-AG. Mit dieser nimmt an der Handball-„WM“ in Singen teil, bei der Schulen gegeneinander antreten.

Darüber hinaus ist sie im Vorstand des Familienverbandes Radolfzell/Konstanz aktiv. Was haben all diese Aktivitäten gemein? Handball – das alles verbindende Element? Nein. Kinder. Sie betont: „Wo Kinder sind, da mache ich auch gern was. Da kriegt man viel zurück.“

Privat ist sie zu Opfern bereit

Wie sie all dies mit ihrem Beruf – sie arbeitet als Hauswirtschafterin im Montessori-Kinderhaus – und ihrer eigenen Familie vereinbaren könne?

Sie überlegt einen Moment und sagt dann, dass ihre beiden Kinder ja nun schon groß seien und ihr Mann, der inzwischen auch mit am Tisch sitzt, sie unterstütze. „Und sonst,“ meint sie „mache ich halt alles abends oder nachts.“ Für Großveranstaltungen wie das Handballcamp nimmt sie Urlaub.

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Offiziell ist Karola Rösch zweite Kassiererin des HSC Radolfzell. Außerdem beherbergt sie in ihrer Wohnung die offizielle Geschäftsstelle des Vereins. Ihr sei das ehrenamtliche Engagement praktisch in die Wiege gelegt worden, sagt Karola Rösch: „Meine Eltern waren Vereinsmeier, da kriegt man es mit.“

Ehrenamt muss attraktiv bleiben

Und sie möchte diese Mentalität an junge Menschen weitergeben. Um das Ehrenamt aufrechtzuerhalten, sei es von Bedeutung, dass ebensolches Engagement gesehen und anerkannt werde. „Karolas Glas ist immer halbvoll“, sagt Wolf-Dieter Rösch über seine Ehefrau. (pm/ans)