Der Mann am Klavier ist ein Multitalent: Poet, Sänger und feinsinniger Humorist. Bodo Wartke zeigte im Milchwerk sein jüngstes Klavier-Kabarett-Programm "Was, wenn doch?" und reflektierte darin scharfsinnig über Liebe, Leben und Leiden. Das Publikum im nahezu ausverkauften Milchwerk hing dem charmanten Conférencier förmlich an den Lippen. Bei einigen Liedern stand ihm die nicht minder talentierte Duett-Partnerin und Kabarettistin Melanie Haupt zur Seite.
Bodo Wartke brachte Lieder ins Milchwerk, mit denen er selbst nicht gerechnet hatte. Wie dasjenige über die Liebe zu dritt, bei der die Zahl der Möglichkeiten zwar immens erschienen, doch die Anzahl seiner Gliedmaßen begrenzt war. Der Kavalier am Klavier zeigte einen vorbildlichen Umgang und todesmutigen Einsatz beim anderen Geschlecht ebenso wie seine Kompromissbereitschaft bei schönen Frauen. Bei manchem Lied glaubte der Zuhörer, dass es um eine Frau ging, bis es sich herausstellte, dass es sich um eine Krankheit handelte.
Während eines Musikstudiums lernt ein Student vor allem, Werke richtig zu interpretieren. Doch früh erkannte Bodo Wartke, dass es viel mehr Spaß macht, die Stücke anders auszudeuten. Der Virtuose schreckte nicht davor zurück, ein Präludium von Johann Sebastian Bach mit einem urkomischen Text über das wirksame Gift weiblicher Reize zu versehen. Ebenso bedurfte die Arie der Königin der Nacht dringend eines neuen Textes. Das vorgelesene Original brachte das Publikum zum Tränen lachen. Kein Wunder, dass es genuschelt gesungen werde. Den Opernsängerinnen sei der Text viel zu peinlich, vermutete Wartke.
Gemeinsam mit Melanie Haupt verwandelte Wartke das Milchwerk in eine wahrhaft komische Oper. Ernste Musik und schwere Dramen? Nicht mit Bodo Wartke. Aus seiner Feder fließt Antigone ebenso erfrischend neu wie er es versteht, Mozart mit Popgrößen zu verbinden und dem Publikum einen Schnellkurs im Beat-Boxen zu geben. Bodo Wartke macht aus Kleinkunst ein großartiges Spektakel.