Trautes Heim, Glück allein. So lautet das bekannte Sprichwort. Doch für die meisten reicht es zum glücklich sein, zu wissen, dass es irgendwo ein schönes Zuhause gibt. Man muss jetzt nicht immer drin sitzen.

Täglich geht es zur Arbeit, die Wochenende werden mit Ausflügen und Shopping-Touren verbracht und im Urlaub fährt oder fliegt man eh weg. Das traute Heim war ein Ort, an dem das Bett steht, der Kleiderschrank und eine Dusche. Bis jetzt.

Schon lange wurde nicht mehr so viel Zeit daheim verbracht

Es ist sehr lange her, dass Menschen so viel Zeit in ihren vier Wänden verbracht haben. Es entstehen Situationen, die es so lange nicht mehr gab.

Zum Beispiel, wenn jetzt mittags die Zeugen Jehovas klingeln. Für die Mitglieder der Religionsgemeinschaft, die zum Klinkenputzen abgeordnet sind, ist die Heimarbeit der anderen natürlich super. Da sollte doch einer da sein, der über Gott und Glauben reden möchte. In Krisenzeiten ohnehin ein tolles Thema.

Keine blöden Ausreden mehr

Endlich nicht mehr umsonst losziehen und sich lahme Ausreden anhören. Niemand muss mehr „schnell weg“ oder ist „aufm Sprung“. Alle bleiben schön daheim.

Dasselbe gilt allerdings auch für lästige Anrufe von Tante Irmgard, die mal wieder sämtlichen Klatsch und Tratsch ihrer Nachbarschaft ausbreiten möchte. Wer keinen prüfenden Blick aufs Telefondisplay wirft, bevor er abnimmt, hat ein zweistündiges Telefonat an der Backe.

Welche Ausrede hat man, wenn man nicht ran geht

Aber: Wenn man nicht ans Telefon geht, fehlen einem auch die notwendigen Ausreden. Wo soll man denn gewesen sein? Bei der Arbeit? Ausgegangen mit Freunden? Schwierig in Zeiten von Corona. Auch Postboten müssen sich in diesen Tagen vermehrt die Mühe machen und klingeln.

Der Empfänger ist aktuell mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Hause. Da reicht es nicht gleich einen Abholschein einzuwerfen, da die üblichen Verdächtigen noch nie da waren.

Tiere sind sehr verwirrt

Gleichzeitig löst die plötzlich ständige Anwesenheit bei vorheriger ständiger Abwesenheit Irritationen aus. In sozialen Netzwerken kursieren etliche Videos von verwirrten Haustieren, die die Welt nicht mehr verstehen.

Doch es gibt Unterschiede. Hunde freuen sich überschwänglich, dass Frauchen endlich so viel Zeit mit ihnen verbringt, wie sie es sich immer gewünscht haben. Katzen schauen ihre Besitzer argwöhnisch an und fragen sich, wann die Person endlich ihr Haus verlassen möge.

Viele soziale Kontakte warten Zuhause

So sehr wir also angehalten sind, soziale Kontakte zu meiden, lauern zu Hause jede Menge Kontakte, denen wir davor aus dem Weg gegangen sind.

Vielleicht sollte man die Zeit nutzen, um mit Tante Irmgard ausführlich die Beetbepflanzung ihrer Nachbarin zu besprechen. Was Spannenderes wird die nächsten Tage ohnehin nicht passieren.

Die Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.

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