Samstag, 21. März, 12.20 auf dem Wochenmarkt: Vielleicht gerade noch erlaubter Kurzplausch am Eierstand über die Besucherzahl. Bilanz: erstaunlich wenig. In Zeiten wie diesen stehen Eier, frischer Salat und Gemüse sowie andere regionale Produkte nicht so hoch in der Gunst wie – sagen wir mal – Klopapier. Noch werden diese Rollen aber nicht als Zahlungsmittel auf dem Wochenmarkt angenommen.

Samstag, 21. März, 12.29 Uhr am Österreichischen Schlösschen: Erst beim Abbiegen vom Wochenmarkt die Hinweistafel der Marktbehörde entdeckt. Die eindrücklichen Empfehlungen lauten: „Verzichten Sie auf auf längere Gespräche und beschränken Sie Ihren Besuch auf den Einkauf.“ Oder: „Verzichten Sie auf das Händeschütteln und vermeiden Sie körperliche Kontakte.“ Der Tipp zum Schluss: „Waschen Sie bitte 30 Sekunden lang Ihre Hände, wenn Sie nach Hause kommen.“ Wie lange sind 30 Sekunden noch eimal? Entweder zwei Mal Happy Birthday singen oder ein Vaterunser beten.

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Samstag, 21. März, 17.15 Uhr im Redaktionspostfach: Helmut Villinger, der Vorsitzende der Sozialstation Radolfzell-Höri, schickt uns per E-Mail ein Bild mit folgendem Text: „Liebes Redaktionsteam, die Sozialstation hat sich über einen überraschenden Besuch von Herrn Glöggl sehr gefreut. Kurz vor Schließung seines Geschäftes dachte er an die vielen Pflegekräfte der Sozialstation und brachte jeder von Ihnen als Dank für die sehr gute Arbeit unter den derzeit schwersten Bedingungen ein Primele.“ Was heißt, dass Rainer Glöggl mit ganzen Paletten an Schlüsselblumen vor der Türe gestanden ist. Sabine Wegmann, Geschäftsführerin der Sozialstation, nahm die Blumen in Empfang. „Wäre das nicht auch einmal etwas zu veröffentlichen, wenn Menschen in der heutigen Zeit anderen ohne Verpflichtung etwas Gutes tun. Unsere Pflegekräfte haben sich auf jeden Fall sehr gefreut“, fragt Helmut Villinger. Solch eine Bitte kann man nicht abschlagen. Wollen wir auch nicht, Bild mit Rainer Glöggl, Sabine Wegmann und vielen Primele siehe unten.

Sonntag, 22. März, 11.40 Uhr in der Haselbrunnstraße: Nein, es ist nicht Sonntagsfahrverbot.

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Sonntag, 22. März, 18 Uhr in der Innenstadt: Sechs Stunden nach High Noon wirkt die Bismarckstraße immer noch wie dieser Weg vom Saloon in Hadleyville hinaus zur Bahnstation, wo die Ankunft der Banditen erwartet wird. Einsam und leer. Kontakt von mehr als zwei Personen gab‘s den lieben langen Tag nicht. Ein Duell auch nicht. Statt den Trommeln aus der Filmmusik heult kurz eine Sirene auf, unterm Redaktionsfenster fährt eine Polizeistreife mit Blaulicht vorbei. Dank Grace Kelly und Gary Cooper wissen wir: Die Guten siegen immer.

Die Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung.