Für die Stadt ist die Aktionsgemeinschaft Radolfzell ein Segen. Denn der Zusammenschluss aus Einzelhändlern, Dienstleistern, Banken, Gastronomie- und Hotelbetrieben und anderen Gewerbetreibenden sorgt mit vielen Veranstaltungen für viel Aufmerksamkeit, die allen Bürgern der Stadt zugute kommt.
Neben den drei verkaufsoffenen Sonntagen organisiert der Verein unter anderem zwei Erlebnissamstage und den beliebten Christkindlemarkt in Eigenregie. "Unser Ziel ist es, unsere idyllische Innenstadt zu beleben" und sowohl Radolfzellern als auch auswärtigen Gästen etwas zu bieten", heißt es auf der Internetseite der Aktionsgemeinschaft.
Mit den Aktionen ist man im Laufe der Jahre zu einem Partner der Verwaltung geworden. Selbst viele Radolfzeller wissen nicht, dass hinter diesen Veranstaltungen nicht die Stadtverwaltung, sondern die Aktionsgemeinschaft steckt.
Verein steht selten im Fokus der Aufmerksamkeit
"Wir werden nicht so wahrgenommen", räumt Barbara Burchardt von der Aktionsgemeinschaft ein. "Wir wissen manchmal nicht, wie wir uns darstellen sollen." Das könnte mit ein Grund dafür sein, dass man es auch bei der Aktionsgemeinschaft nicht leicht hat, die Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen.
Denn wie in praktisch allen anderen Vereinen auch reißen sich die Mitglieder nicht um das Ehrenamt oder die aktive Mitarbeit. "Es wäre schön, wenn sich mehr Mitglieder einbringen würden", sagt dazu der Vorsitzende Helmut Schütz.
Die meisten Mitglieder sind Einzelhändler
Derzeit zählt der Verein 113 Mitglieder, von den die meisten aus der Sparte der Einzelhändler kommen. Umso mehr ärgert man sich bei der Aktionsgemeinschaft darüber, dass es nach wie vor Einzelhändler gibt, die zwar gerne auf den Zug der verkaufsoffenen Sonntage mit den vielen Aktionen drumherum aufspringen, auf der anderen Seite aber gerne behaupten, dass sie nicht von der Arbeit der Aktionsgemeinschaft profitieren.
Das liegt aber unter anderem auch an einer veränderten Struktur innerhalb der Innenstädte. "Früher hatten wir in Radolfzell eigentlich nur inhabergeführte Geschäfte, für die es selbstverständlich war, Mitglied in der Aktionsgemeinschaft zu sein", erklärt Andreas Joos, 2. Vorsitzender des Vereins.
Selbst organisieren als Markenzeichen
Doch der Erfolg komme nicht von allein, erklärt die Marketingstrategin Barbara Burchardt: "Aus infrastrukturellen Gründen kommt keiner nach Radolfzell. Wir müssen alle dafür sorgen, dass die Menschen in die Stadt kommen." Ganz bewusst setzt man dabei auf selbst organisierte Veranstaltungen. "Das ist ein steiniger Weg, aber es passt zu Radolfzell", sagt sie.
"Wir sind offen dafür, dass mehr mitmachen"
Die größeren Nachbarstädte haben es da manchmal etwas leichter: "Singen kann es sich leisten, am verkaufsoffenen Sonntag einfach nur die Türen zu öffnen", erklärt Joos. "Wir in Radolfzell mussten schon immer mehr machen", sagt der Fahrradhändler.
"Aber wir würden es nicht machen, wenn wir keinen Spaß hätten", verrät Barbara Burchardt. Schon allein deshalb hofft sie, dass künftig mehr Mitglieder bei der Organisation der Veranstaltungen mithelfen: "Wir sind offen dafür, dass mehr mitmachen", formuliert sie den Wunsch diplomatisch.
Der Verein
Die Aktionsgemeinschaft Radolfzell existiert seit 1976. Seither organisiert der Verein so beliebte Veranstaltungen wie den Christkindlemarkt, die verkaufsoffenen Sonntage und bis vor einigen Jahren sogar das Altstadtfest. Zurzeit hat die Aktionsgemeinschaft 113 Mitglieder. Die Vorstandsmitglieder treffen sich rund zehn Mal pro Jahr, um Pläne zu schmieden und Weichen zu stellen. Die Veranstaltungen organisiseren die Akteure dann in Arbeitskreisen. Die Geschäftsstelle des Vereins in der Seestraße ist mit einer Halbtagsstelle besetzt.