"Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert, wie schön es hier ist", sagt Julian Bayer am Rande der Dreharbeiten zur ARD-Serie WaPo Bodensee auf der Straußen-Farm in Airach. Dennoch war er viele Jahre nicht mehr hier, am Heimatort seines Vaters. Julians Vater, Hans Bayer, ist in Radolfzell aufgewachsen und ebenfalls Schauspieler. Von Radolfzell aus startete er seine Karriere auf deutschen Bühnen. Er ist seit 1986 als freiberuflicher Schauspieler tätig, spielte 1989 den Faust im "Urfaust" mit Nikolaus Paryla als Mephisto in Ettlingen und ging zweimal auf Tournee mit Parylas Münchner Inszenierung von Goldonis "Diener zweier Herren", welche mehr als 200 Mal aufgeführt wurde. Neben der Schauspielerei arbeitet er als Sprecher für den Deutschlandfunk, WDR und verschiedene Synchronfirmen. "Ich habe viele schöne Erinnerungen an meine Jugend in Radolfzell", sagt Hans Bayer, der lange in Köln und München gelebt hat und kürzlich nach Berlin gezogen ist.

Schauspieler Hans Bayer ist in Radolfzell aufgewachsen. Bild: Ide Lödige
Schauspieler Hans Bayer ist in Radolfzell aufgewachsen. Bild: Ide Lödige

Dass sein Sohn den gleichen Berufsweg eingeschlagen hat, hat Hans Bayer eigentlich verwundert. "Es ist ein riskantes Geschäft und ich war früher viel unterwegs. Dennoch hat er sich dafür entschieden, obwohl er alle Nachteile kennt", sagt Hans Bayer. Sohn Julian ist, anders als sein Vater, mehr im Fernsehen zu sehen. Er spielte eineinhalb Jahre in der RTL-Vorabendserie "Alles was zählt" eine Hauptrolle, hatte Auftritte unter anderem bei "Unter uns", ebenfalls RTL, und "Dahoam is Dahoam" im Bayrischen Rundfunk. In der neuen Folge der Serie WaPo Bodensee drehte er auf der Straußenfarm in Airach, mimte den Sohn der Farm-Besitzerin, der keine Lust auf die großen Vögel hatte, sondern lieber eine Surf-Schule in Spanien aufmachen wollte.

Julian Bayer in einer Drehpause zu einer neuen Folge der WaPo Bodensee. Er ist wie sein Vater Hans Bayer Schauspieler und kehrt für den ...
Julian Bayer in einer Drehpause zu einer neuen Folge der WaPo Bodensee. Er ist wie sein Vater Hans Bayer Schauspieler und kehrt für den Dreh in dessen alte Heimat zurück. Bild: Viktoria Nitzsche

Die Region ist ihm aus Kindertagen bestens bekannt. "Wir waren früher oft in Radolfzell bei meinen Großeltern, eine Tante wohnt auch noch hier", erzählt der 29-Jährige. Dabei ist die Familiengeschichte der Bayers keine, die in Radolfzell ihren Lauf nimmt. Vater Hans Bayer ist 1947 in einer Kaserne in Passau geboren, auf der Flucht. Die Eltern flohen nach dem Krieg aus dem Sudetenland, der damaligen Tschechoslowakei. In Radolfzell bauten sie sich ein neues Leben auf. Der Vater war Postbeamter, die Mutter bei Schiesser angestellt. Hier besuchte Hans Bayer bis 1965 die Volks- und Mittelschule, wechselte 1968 nach Konstanz, um das Wirtschaftsabitur zu machen. Mit einem klassischen Beruf konnte er sich nicht sonderlich anfreunden. "Ich fing eine Buchhändlerlehre an, musste aber feststellen, dass man da nicht wirklich zum Lesen kommt", erzählt er. Da er auch nicht vorhatte, Lehrer zu werden, entschied er sich, seiner eigentlichen Neigung nachzugehen. Also wagte er den mutigen Schritt in die Schauspielerei und wurde am Max-Reinhardt-Seminar in Wien angenommen. Für Berlin sei er zu spät mit der Anmeldung dran gewesen. "Zum Glück", sagt er heute.

Julian Bayer hat es seinem Vater gleich getan. "Durch meinen Vater hatte ich ein ziemlich realistisches Bild vom Schauspieler-Leben", sagt er. Er absolvierte seine Ausbildung in München. Als Schauspieler müsse man quasi ständig auf der Suche nach neuen Projekten sein. Von ein paar Drehwochen pro Jahr könne keiner leben, sind sich die beiden Männer einig. Auch die Rolle in WaPo Bodensee verdankt Julian Bayer dem Regisseur Raoul Heimrich, mit dem er schon für die ARD-Serie "Der Alte" zusammengearbeitet hat. Als Nächstes steht eventuell ein Kurzfilm an, verrät Julian Bayer.

Seine Zeit in Radolfzell hat der 29-Jährige auf jeden Fall genossen. "Erst als ich wieder hier war, ist mir aufgefallen, wie lange ich eigentlich weg war", sagt er. Seit dem Tod der Großeltern 1999 sind die Besuche am Bodensee seltener geworden. Die Folge der zweiten Staffel WaPo Bodensee mit Julian Bayer auf der Straußenfarm in Airach wird es vermutlich im kommenden Frühjahr zu sehen geben.

Zur Serie

Die erste Staffel der Serie Wapo-Bodensee lief Anfang des Jahres im ARD-Vorabendprogramm. Es war eine Mischung aus Krimi- und Familienunterhaltung. Im Mittelpunkt der Serie steht laut der ARD Nele Fehrenbach (Floriane Daniel). Sie spielt eine Kommissarin, die aus Hamburg zurück an den Bodensee gezogen ist, um in ihrer alten Heimat die Leitung der Wasserschutzpolizei zu übernehmen. (mku)