Gerald Jarausch

Das Gasthaus Krone in Radolfzell ist eines der ältesten am Bodensee. Die Historie des Hauses reicht rund 400 Jahre zurück. In den vergangenen 20 Jahren hat der Koch Hans Weber die Krone mit seiner Frau Monika geleitet. Diese Ära geht nun dem Ende zu.

Nachdem das Restaurant des Hotels bereits Ende November zeitgleich mit der Verrentung von Monika Weber für den Publikumsverkehr geschlossen wurde, führt Hans Weber die altehrwürdige Krone nur noch als Hotel Garni. Damit sind auch die Tage gezählt, in denen der groß gewachsene Gastronom um die Mittagszeit im Eingang seines Hauses steht, um die Gäste bereits an der Haustür mit aller Freundlichkeit zu empfangen. Das hat Hans Weber über die zwei Jahrzehnte gerne gemacht. Bis vor einigen Jahren stand er dort, um eine Zigarettenpause zu einzulegen, bis ihn die Gesundheit dazu brachte, das Rauchen aufzugeben.

Nun will er aktiv seinen Ruhestand angehen. "Ich habe immer gesagt, mit 60 will ich meinen Ruhestand vorbereiten", sagt er. Die Krone hat er bereits im Internet zum Verkauf angeboten. Wie es mit dem Haus weitergehen wird, ist noch unklar. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude hat Weber selbst vor 20 Jahren erworben. Zuvor war er Privatkoch von Graf Bernadotte auf der Mainau und sieben Jahre als selbständiger Gastronom der "Nicolai Torkel" in Konstanz tätig. Bis zum Verkauf wird Hans Weber die Krone weiter führen. Besonders eilig hat er es nicht.

Allerdings freut sich der 62-jährige auf den Ruhestand: "Endlich hat man mal Zeit, überall dabei zu sein. Dinge wie Kultur zu erleben zum Beispiel", sagt er. Das war ihm während seines Berufslebens nicht vergönnt. Als Gastronom musste er arbeiten, wenn andere frei hatten und außerdem ist die Gastronomie ein zeitintensiver Broterwerb. Doch Weber ist zufrieden mit seinen bisherigen Entscheidungen: "Das ist alles immer gut gelaufen. Ich würde es wieder so machen", sagt er.

Viele der Erlebnisse in der Krone sind nach seiner Aussage ohnehin "nicht mit Geld zu bezahlen", wie er weiter ausführt. Der Abschied aus seinem Beruf und von der "Krone am Obertor" fällt ihm leicht, weil eines seiner Hauptziele fast schon erreicht ist. Nach Jahren des Dornröschenschlafs hat sich Radolfzell als Stadt zu einem echten Touristenziel am Bodensee gemausert. "Unser Wirken zeigt Früchte. Radolfzell ist im Tourismus professioneller geworden", stellt der ehemalige Leiter des Wirtekreises zufrieden fest. Ebenfalls erleichtert wird sein Entschluss von einer generellen Entwicklung in der Gastronomie. "Heute kann man an jeder Ecke etwas zu Essen kaufen. Als Gastronom muss man sich den Kuchen mit vielen Mitbewerbern teilen", stellt Weber nüchtern fest. Gleichwohl kann man seiner Ansicht nach auch in Zukunft mit einem Hotel noch ein gutes Auskommen haben, ist er sich sicher.

Wie sehr sich Hans Weber schon gedanklich von seinem Hotel und Restaurant getrennt hat, merkt man an seinen Plänen: "Mir wird nicht langweilig werden. Mein Boot wartet schon", sagt er. Für einen Freundeskreis, mit dem er und seine Frau den Ruhestand genießen wollen, haben sie längst gesorgt. Bis es soweit ist, muss Hans Weber noch weiter als Gastronom tätig sein. Aber es sei gut zu wissen, dass es ein Leben nach der Arbeit geben wird.

 

Zum Betrieb

Das Hotel Krone am Obertor spiegelt 400 Jahre Gasthausgeschichte wider. Der dreigeschossige Barockbau mit dem Fachwerkgiebel stammt teilweise aus Zeit um 1600. Rund 100 Jahre später wurde das Mansardendach errichtet. Die heutige Gestalt ergab sich im 18. Jahrhundert. Das Gebäude bietet rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche. Im Restaurant finden rund 70 Personen Platz, das Hotel bietet 17 Zimmer.