Die Gartenfreunde Radolfzell melden auf Ihrer Homepage im Internet: Momentan seien keine freien Parzellen abzugeben. Das könnten sich über kurz oder lang ändern. Die Anlage der Gartenfreunde befindet sich an der Landstraße Richtung Rickelshausen auf der rechten Seite nach dem Höri-Kreisel. Jetzt könnte sich für die Gartenfreunde eine Erweiterungsmöglichkeit im rückwärtigen Teil Richtung Bahnlinie ergeben. Das Gewann dort heißt "Reichenauer Wiesen" und ist bis jetzt in den Plänen als Gewerbegebiet ausgewiesen. Diese Planung soll nun aufgegeben werden. Der Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik hat grundsätzlich einem Solarpark auf der Hälfte des Grundstücks Richtung Bahnlinie zugestimmt und will die andere Hälfte für "eine sinnvollen Nutzung vorhalten", so der Beschluss. Die sinnvolle Nutzung könne ein ökologisches Ausgleichsgebiet oder eben die Erweiterung der Kleingartenanlagen sein.

Angestoßen hat das Thema die Firma Solarcomplex aus Singen, die auf dem Gelände eine 750 Kilowatt Photovoltaik-Freianlage errichten will. Diese Anlagen stehen ebenerdig auf einer freien Fläche. Schon in der Nachbarschaft der "Reichenauer Wiesen" steht entlang der Bahnlinie ein solcher Solarpark. Doch der Name "Reichenauer Wiesen" verspricht mehr, als er hält: "Es ist ein schlechter Acker oder eine intensiv genutzte Wiese", befand Jörg Durr-Pucher als Vertreter der Firma Solarcomplex im Ausschuss bei der Bestandsaufnahme.

Von einer gewerblichen Nutzung – wie im bisherigen Bebauungsplan vorgesehen – hätten alle Interessenten bisher nach einer Prüfung wieder Abstand genommen. Der Untergrund sei zu feucht, erläuterte Thomas Nöken vom Baudezernat. Aus Sicht der Stadtverwaltung spräche nichts gegen einen Solarpark. "Es entspricht auch den klimapolitischen Zielen", ergänzte Oberbürgermeister Martin Staab. Auch den finanziellen: Da das Grundstück der Stadt gehört, könnte sie nach dem Bau eines Solarparks Pachteinnahmen erzielen.

Im Ausschuss stellte Günther Oschwald vom Seniorenrat die Frage, ob man daraus nicht ein Bürgerprojekt machen könne: "Ich bin nicht einverstanden mit der Vergabe an eine externe Firma." Für die Stadtwerke Radolfzell erklärte Geschäftsführer Andreas Reinhardt ein "grundsätzliches Interesse" einer Teilhabe an einem solchen Projekt. Jörg Dürr-Pucher zeigte sich für eine Zusammenarbeit mit diesen Partnern offen: "Solarcomplex versteht sich selbst als Bürgerunternehmen in der Region und wir arbeiten auf einigen Feldern mit den Stadtwerken Radolfzell zusammen."

Wie das Projekt konkret umgesetzt werden soll und wer den Zuschlag für das Projekt Solarpark auf den Reichenauer Wiesen erhält, soll im weiteren Verfahren entschieden werden. Nun sollen zuerst die erforderlichen planungsrechtlichen Schritte eingeleitet werden.

 

Solar-Freilandanlage

Nach den Bestimmungen des Erneuerbaren Energiegesetzes dürfen Photovoltaik-Freianlangen bis zu einem Abstand von 110 Metern zu Eisenbahnanlagen gebaut werden. Für den Bau einer 750 Kilowatt-Anlage würde ungefähr eine Fläche von rund einem Hektar benötigt, das ist etwas mehr als die Hälfte des Grundstücks "Reichenauer Wiesen" zwischen Eisenbahnlinie und Kleingartenanlage am Ortsausgang von Radolfzell Richtung Rickelshausen. Durch die Nähe zum Gewerbegebiet sei sichergestellt, dass der erzeugte Strom direkt verbraucht werden könne, so Jörg Dürr-Pucher. Im Osten Richtung TRW-Werksgelände befindet sich bereits ein Solarpark.