Georg Lange

In der jüngsten Sitzung des Radolfzeller Behindertenrates gab es einige Neuigkeiten, die das Leben von Menschen mit Behinderung in der Stadt betreffen. So sei die erste Ausschreibung für einen neuen städtischen Behindertenbeauftragten erfolglos geblieben. Eine weitere soll diese Woche folgen. Der Behindertenrat sucht nicht nur nach einem neuen Vorsitzenden, sondern auch nach sachkundigen Bürgern, die sich für die Belange behinderter Menschen in der Stadt einsetzen wollen. Auf der Wunschliste des Gremiums steht ebenso, dass der Behindertenbeauftragte Anträge in den Gemeinderat einbringen können soll. Für die Neuerungen müsse jedoch die Satzung geändert werden, so Gunilla Fehr.

Barrierefreier Ausbau von Bushaltestellen läuft

Die Stellvertreterin des zum Jahreswechsel zurückgetretenen Beauftragten Johannes Rosenberg leitete kommissarisch im Rathaus die Sitzung des Gremiums mit Vertretern des Seniorenrates wie den heimischen Wohlfahrtsverbänden und wartete mit Gesprächsergebnissen aus der Verwaltung auf. So sagte Fehr dem Gremium, dass der Leiter des Baudezernats, Thomas Nöken, ein Ingenieurbüro beauftragt hat, das Vorschläge für eine barrierefreie Ertüchtigung der Unterführung Schlesierstraße unterbreiten soll. Aktuell sind in der Konstanzer Straße vier barrierefreie Bushaltestellen im Bau. Ebenso sollen im Frühjahr drei weitere Bushaltestellen in Markelfingen barrierefrei erneuert werden. Für die Baumaßnahme wurden 250 000 Euro in den Nachtragshaushalt eingebracht, so Nöken.

Im November stellte das Baudezernat dem Planungsausschuss das Gesamtkonzept für den barrierefreien Umbau der städtischen Bushaltestellen vor. Demnach sollen in den nächsten vier Jahren 156 Bushaltestellen umgebaut werden. Die Kosten für den barrierefreien Komplettumbau aller Bushaltestellen in Radolfzell inklusive Ortsteilen liegen bei rund 2,5 Millionen Euro. Ebenso soll die Unterführung am Libellenweg in Kombination mit einem neuen Bahnhaltepunkt barrierefrei umgebaut werden. Auch das nördliche Stadterweiterungsgebiet könnte durch eine Linienerweiterung ans bestehende Stadtbusnetz barrierefrei angeschlossen werden, so Nöken.

Auf Initiative des Rates können künftig Menschen mit einem Handicap gelbe Säcke ebenerdig an der Rezeption der Abteilung Tiefbau in der Güttinger Straße 3 abholen, informierte Fehr. Im Milchwerk werden bei Redebeiträgen Audioverstärker für Schwerhörige mit Hörgeräten kostenlos angeboten. Diese können an der Abendkasse angefordert werden. Einige Vereine bieten Angebote speziell für Menschen mit Handicap an. Der Behindertenrat möchte dabei ein Netzwerk aufbauen, um deren Arbeit miteinander zu verknüpfen.

Rosa Karte soll Menschen mit Gehbehinderung Erleichterung beim Parken bringen

Der Rat lud außerdem den stellvertretenden Leiter der Abteilung Ordnung und Sicherheit ein. Frank Matthes überraschte mit der Initiative "rosa Karte". Wer keine Berechtigung für einen blauen oder orangefarbenen Sonderparkausweis besitzt, für den richtet die Verwaltung eine Parkerleichterung für gehbehinderte Menschen ein. Jeder Einwohner mit dem Vermerk G im Behindertenausweis kann befristet eine "rosa Karte" bekommen.

Diese berechtigt mit einer Parkscheibe auf allen von der Stadt bewirtschafteten Parkflächen zum gebührenfreien Parken für die Dauer von 24 Stunden sowie zum dreistündigen Parken auf öffentlichen Anwohnerparkplätzen. Von dieser Regelung ausgenommen sind die Parkplätze mit der Höchstparkdauer von 15 Minuten sowie gekennzeichnete Parkplätze für Schwerbehinderte. Die rosa Karte berechtigt auch nicht für ein Parken oder Durchfahren in der Fußgängerzone. Die Karte soll etwa eine Übernachtung bei Freunden erleichtern und Schwerbehinderten die Möglichkeit bieten, am alltäglichen Leben teilzunehmen, so Matthes. Schwerbehinderte, die keinen eigenen Stellplatz auf dem Grundstück der Wohnung besitzen, können bei der Stadt einen reservierten Parkplatz beantragen.