Für das Tierheim Radolfzell braucht es einen neuen Standort. Darin ist sich die Mehrheit der Stadträte im Ausschuss Planung, Umwelt und Technik einig. Sie haben einem Antrag der CDU-Fraktion zugestimmt, der eine Verlegung des Tierheims vorsieht. Auf der Mettnau, zwischen Kläranlage und den Gebäuden der Technischen Betriebe gezwängt, besteht für die Anlage des Tierschutzvereins Radolfzell keine Erweiterungsmöglichkeit. Die Auslauffläche für die Hunde beträgt gerade mal 220 Quadratmeter.
Auf der Mettnau gibt es keine Erweiterungsmöglickeit
Für nicht genutzte Flächen der Technischen Betriebe gibt es zwar Ideen und Pläne, aber ohne Raum für Tierschutz. Im Bericht der Verwaltung heißt es knapp, aber bezeichnend: „Das Tierheim ist derzeit im Erweiterungskonzept zum Sportpark Mettnau nicht enthalten.“ Berthold Keller, Vorsitzender des Tierschutzvereins, erkennt die tatsächliche Entwicklung auf dieser Fläche an, hält aber dagegen: „Noch sind wir da und wir brauchen mehr Platz.“
Etwa 450 bis 500 Tiere beherbergt der Tierschutzverein Radolfzell im Jahr, etwa 60 Prozent davon sind Katzen, 40 Prozent Hunde. „Junge Katzen können wir meist in Wochenfrist weitervermitteln, bei Hunden dauert es länger“, sagt Keller. Hunde bellen, deshalb werden sie bei einer angrenzenden Wohnbebauung als Lärmbelästigung wahrgenommen. Schon jetzt gibt es Beschwerden aus der Nachbarschaft auf der anderen Seite der Bahnlinie. Wenn im angrenzenden Gleisdreieck 300 Wohneinheiten hinzukommen, sei die Unverträglichkeit zwischen dem Betrieb eines Tierheims und der Nachbarschaft vorhersehbar: „Wir brauchen Abstand zur Wohnbebauung und genügend Auslauf für die Tiere“, beschreibt der Vorsitzende des Tierschutzvereins die Notwendigkeiten für ein neues Tierheim.
Mehr Wohnungen in der Nachbarschaft
Diese Rahmenbedingungen sind im Ausschuss bei der Beratung mitgetragen worden. Oberbürgermeister Martin Staab stellt zum jetzigen Tierheim auf der Mettnau fest: „Wir haben ein Platzproblem und ein Nachbarproblem.“ Als mögliche neue Flächen sind die ehemalige Deponie Rickelshausen und eine Fläche in der Nähe des Hundevereins in Böhringen-Reute genannt worden. Stadtrat Christoph Stadler, der den Antrag für die CDU eingebracht hat, will, dass die Kosten für eine Verlegung und einen Neubau des Tierheims dem Investor für die Bebauung im Gleisdreieck angerechnet werden: „Er profitiert davon, wenn wir eine Verbesserung der Wohnqualität dort ermöglichen.“
Stadtrat Sindlinger spricht von „Kollateralschäden“
Unterschiedliche Standpunkte gibt es in der Fraktion der Freien Grünen Liste. Siegfried Lehmann kann sich mit einer Verlegung des Tierheims weg von der Mettnau anfreunden: „Für Tiere ist das nicht der richtige Standort, der Antrag der CDU ist völlig richtig.“ Dagegen sieht Thomas Sindlinger die Interessen des Sports als Ursache zu den Überlegungen einer Standortverlegung. Hinter dem bestehenden Kunstrasenplatz soll in Richtung See ein zweiter Kunstrasenplatz erstellt werden. Sindlinger spricht davon, dass immer mehr „Kollateralschäden“ durch den Sportpark auf der Mettnau entstünden.
Sportpark schon lange ein Thema
Der Duden erklärt einen „Kollateralschaden“ mit einem bei einer militärischen Aktion entstandenen schweren Schaden, der nicht beabsichtigt ist und nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ziel der Aktion steht, aber in Kauf genommen wird. Diese Wortwahl ist SPD-Stadtrat Norbert Lumbe zuviel: „Wenn wir den Sportpark als Schimpfwort benutzen, empfinde ich das als unangemessen.“ Das Aufrechnen passe hier nicht. „Sportpark und Tierheim sind schon lange ein Thema“, sagt Lumbe. Mit der Suche nach einem neuen Standort für das Tierheim sei man auf einem guten Weg.
Man geht für die Anlage eines neuen Tierheims von einer benötigten Fläche von etwa fünf Hektar aus. Als Kosten für den Bau eines Hundezwingers, eines Katzenhauses, einer Quarantänestation und eines Funktionsgebäudes hat der Tierschutzverein eine Summe von etwa 900.000 Euro genannt.