Es wurde uns ja schon lange hinter vorgehaltener Hand unterstellt, aber nun ist es amtlich: Spazierengehen ist deutscher Volkssport. Dieses ziellose umherstreifen durch die Landschaft wird aktuell exzessiv betrieben.
Geschlossene Fitnessstudios, Sportstätten, Schulen, Kitas sowie das allgemeine Reiseverbot lassen aber auch nicht viel mehr Möglichkeiten, sich körperlich mit der Familie zu betätigen. Mit Kindern joggen gehen ist sicher auch eine Herausforderung, doch nicht viele wollen sich dieser stellen. Es soll ja schließlich der Entspannung dienen.
Steine bringen Spaß in den Spaziergang
Nun ist aber dieses Herumlaufen zum Spaß nicht für jeden der Höhepunkt des Tages in der selbst auferlegten Corona-Isolation. Um etwas mehr Spannung in das sonst spießig wirkende Spazierengehen zu bringen, hat sich auf der Höri der neue Trend des Steine bemalens entwickelt.
Immer wieder posten Hörianer in den sozialen Netzwerken bunt bemalte Steine, manche mit einem schönen Spruch oder einem Gruß verziert, die sie während ihres Spaziergangs durch die Landschaft gefunden haben.
Online können sich Steinefinder vernetzen
Woher diese schönen Überraschungen am Wegesrand kommen, das weiß niemand. Und die Besucher und Bewohner der Höri schätzen diese Geste sehr. Die schmückenden Steine werden ein Stück mitgenommen und an einer anderen Stelle wieder ausgelegt. Sodass möglichst viele Menschen Freude an ihrem Fund haben können.
Unter dem Hashtag #bodenseesteine auf Facebook kann man weitere bunte Minifindlinge anschauen oder selbst posten, wenn man das Glück hatte solch einen Schatz zu entdecken. So könnte jeder noch so langweilige Spaziergang zum wahren Erlebnis werden.
Ein weiterer Trend, der sich in den sozialen Medien abzeichnet, ist das musikalische Zusammenspiel großer Musikgruppen, die aber aktuell durch die Kontaktsperre zur Untätigkeit verdammt sind.
Nach der Holzhauermusik haben nun auch die Musiker der Narrenmusik dank Videokonferenz ein Stück für ihre Fans daheim aufgenommen. Sie haben sich für den Holländer entschieden. Gespielt wurde er „dehom in zell„, so lautet auch Hashtag (#dehominzell) unter dem all diese Aktionen gebündelt werden.
Sehr interessante Dekoration im Hintergrund
Auch hier lohnt sich wieder der genaue Blick in die Wohnzimmer, denn es werden einige Deko-Perlen offenbart. Ein Trompeter steht vor einer Weltkarte, in der in jedem Land, das er vermutlich bereits besucht hat, eine Nadel steckt. Wir zoomen mal rein und stellen fest: Der junge Mann war vornehmlich in Europa unterwegs.
In einer anderen Aufnahme sitzt ein Hornist vor einer Wand, an dem mehrere Bilder hängen, die auf eine besondere Liebe zum Wein hindeuten. Man muss schon ein großer Liebhaber sein, wenn man sich gleich mehrere Bilder von gefüllten Weingläsern und Reben an die Wand hängt.
Dass manche auch lieber Bier trinken wird dann in der nächsten Szene deutlich. Ein Narrenmusiker hat es sich auf dem Sofa mit einer Flasche Bier und zwei Rollen Toilettenpapier gemütlich gemacht. Wenn das die Hamsterprodukte der Narrenmusik sind, dann sind sie bestens ausgerüstet. Die Narrenmusik hat in ihrem Beitrag die Froschenkapelle aufgefordert nachzuziehen. Wir sind gespannt, wie deren Wohnzimmer aussehen.
Die Kolumne: Das Corona-Tagebuch der Redaktion Radolfzell begreift sich als hoffentlich vorübergehende Erscheinung