Aus Krisen kann man auch gestärkt hervorgehen – frei nach dieser Binsenweisheit hat jetzt der Zukunftsforscher und ehemalige Zeit-Redakteur Matthias Horx im Radolfzeller Milchwerk seine Sicht auf die Corona-Krise und ihre Folgen geworfen.

Sein Impulsvortrag, der im Rahmen des Kulturkongresses stattfand, beleuchtete dabei auch die Rolle der Kultur für die Zukunft. Und dabei drehte Horx das ganz große Rad: Denn bei allem, was er über die Entwicklung zu sagen hatte, bezog er sich auf die gesamte Menschheit und den gesamten Planeten Erde.

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Aber warum auch nicht ? – man muss ja nicht zwangsläufig die Dinge von Klein nach Groß betrachten, sondern kann auch den umgekehrten Weg beschreiten. Im Fall von Corona und seinen Folgen zudem ein logisch anmutender Schritt. Schließlich hat sich die Pandemie binnen kürzester Zeit über die gesamte Erde verteilt und ist so zu etwas wie einer Geißel für die Menschheit geworden.

Wie ein Bumerang

Diese Herausforderung erfordert von allen eine Art von Transformation. Denn ohne derartige Konsequenzen wäre es schlecht um die Menschen bestellt: „Gesellschaften gehen zugrunde, wenn sie nicht auf ihre Umwelt reagieren“, erklärte Matthias Horx in diesem Zusammenhang. In Zeiten des Klimawandels bekommen solche Aussagen eine doppelt hohe Bedeutung.

Das uns die Probleme am anderen Ende der Erde mittlerweile eben doch etwas angehen, haben die meisten spätestens mit der Corona-Pandemie gemerkt. Vielfach sind die Schwierigkeiten, die sich vor der eigenen Haustür ergeben, ein Ergebnis von Prozessen, die ihren Ursprung an ganz anderer Stelle genommen haben. Oder sie erreichen uns wie ein Bumerang, den wir einst selbst abgeworfen haben.

Einige denken um

Als Beispiel zog Horx hierbei die Auslagerung von Produktionsprozessen in mitunter fragwürdige Länder und Gesellschaften heran, in denen die Produkte unter hierzulande nicht zulässigen Standards geschaffen werden. All das habe Folgen, die uns letztendlich wieder auf die eigenen Füße fallen. Matthias Horx hat jedoch bereits eine Gegenentwicklung ausgemacht, die für Besserung sorgen könnte.

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Denn mittlerweile denken zahlreiche Unternehmen – nicht zuletzt wegen des nicht mehr leugbaren Klimawandels – an eine Umstellung oder gar Rücktransformation ihrer Produktionsstätten aus fernen Ländern, so Horx. Wie empfindlich heute die Wertschöpfungsketten seien, haben uns in jüngster Zeit ja auch die Folgen von Corona aufgezeigt.

Kultur als Katalysator

Wie wichtig Kultur im weitesten Sinn für eine nachhaltige und sinnvolle Entwicklung sein kann, zeigte der Zukunftsforscher anhand mehrerer Beispiele auf. So hat zum Beispiel das von Frank O. Gehry entworfene Kunstmuseum in Bilbao der siechenden Stadt einen echten Boom verschaffen. Kulturschaffende sieht Matthias Horx daher als so etwas Katalysatoren für eine positive soziale und ökonomische Entwicklung.

Matthias Horx vor dem Publikum im kleinen Saal des Milchwerks.
Matthias Horx vor dem Publikum im kleinen Saal des Milchwerks. | Bild: Jarausch, Gerald

Aus diesem Grund machte er auch Städten wie Radolfzell Mut, diese Kräfte vor Ort zu nutzen und auszubauen. Es gelte daher Heimkehrer als lokale Visionäre zurückzugewinnen. Weltoffenheit und Mehrsprachigkeit sowie der Mut zu Leuchtturmprojekten könnten eine positive, nachhaltige Entwicklung ermöglichen, machte Horx deutlich.

Derartige Aussagen dürften in den Ohren der Radolfzeller Kulturverantwortlichen gut geklungen haben. An Ständen der verschiedenen städtischen Fachbereiche konnten sich die Besucher im Anschluss mit den jeweiligen Leitern austauschen und Anregungen für die Zukunft geben.