Radolfzell und vor allem Böhringen trauern um einen engagierten Bürger: Manfred Brunner setzte sich über drei Jahrzehnte für das Allgemeinwohl ein und prägte besonders seinen Heimat-Ortsteil, wo er vor 30 Jahren die „Liberalen Bürger Böhringen“ gründete. Noch im Juni dieses Jahres sprachen viele Menschen ihm nochmal das Vertrauen aus und wählten ihn erneut in den Ortschafts- und Gemeinderat. Nun ist Manfred Brunner im Alter von 62 Jahren am Donnerstag, 31. Oktober, überraschend verstorben.
Groß ist der Schock bei seiner Familie und Weggefährten, die sich an einen vorsichtigen, aber stets engagierten und uneigennützigen Mann erinnern. „Er war mein Kindheitsfreund und ein politischer Partner auf Augenhöhe“, erinnert sich sein bester Freund und FDP-Kollege Jürgen Keck. Seine Ehefrau Daniela Brunner spricht von einem „guten Menschen, der es mit jedem gut gemeint und jeden gleich behandelt hat.“ Er hinterlasse in seiner Familie auch politisch eine große Lücke.

Idyllische Kindheit in Böhringen
Geboren wurde Manfred Brunner 1962, er wuchs in Böhringen auf, wo er laut Jürgen Keck eine idyllische Kindheit erlebte. „Wir kannten uns von klein auf, haben in Böhringen schon als Kinder nebeneinander gewohnt und sind zusammen aufgewachsen. Es hat zwischen uns von Anfang an gepasst“, erinnert er sich. Man habe viel zusammen unternommen, auf Fahrrädern die Gegend erkundet und das eine oder andere Abenteuer erlebt. „Manfred war dabei immer der Vorsichtige, aber hat sich da schon für andere eingesetzt. Ein ganz toller Kerl“, so Keck.

Manfred Brunners Vater führte in Böhringen damals einen Stuckateurbetrieb. Früh entschied er sich, in dessen Fußstapfen treten. 1977 stieg er im elterlichen Betrieb als Lehrling ein, nach seinem Bundeswehrdienst fing er bei der Firma Alber im Jahr 1983 zunächst als Stuckateurgeselle an. 1985 besuchte er die Meisterschule in Heilbronn. Nach Bestehen der Meisterprüfung im Jahr 1986 kehrte er in den elterlichen Betrieb zurück, 1997 gründete er seinen eigenen und führte diesen bis zuletzt.
Uneigennütziger Politiker und Gründer der Liberalen Bürger
Auch mit der Politik kam Manfred Brunner durch das Elternhaus früh in Berührung, erzählt Jürgen Keck. Brunners Vater saß für die SPD im Böhringer Ortschaftsrat. „Manfred hat im Elternhaus die Politik von Kindesbeinen an aufgesogen. In die SPD wollte er aber nicht“, erinnert Keck sich. Im Jahr 1994 gründete Brunner daher die „Liberalen Bürger Böhringen“, überzeugte Jürgen Keck auch mitzumachen – und prägte von da an die Böhringer und Radolfzeller Lokalpolitik mit. Daneben war im Pfarrgemeinderat, im Narrenverein und in der Feuerwehr aktiv.
„Manfred war uneigennützig und hat sich für andere und das Allgemeinwohl eingesetzt“, so Keck, der sich an etliche Beispiele erinnert. So habe Brunner für die Wahlkämpfe das Programm geschrieben und sich dafür eingesetzt, die Listen vollzukriegen. „Er war sich für nichts zu schade und sein eigener Listenplatz war ihm dabei egal“, so Keck. 1999 wäre Brunner in den Ortschaftrat gewählt worden, konnte jedoch nicht eintreten, da sein Vater schon drin war. Zwei Mitglieder aus der gleichen Familie waren damals nicht erlaubt.
Ab der nächsten Amtsperiode 2004 saß er dann im Ortschaftsrat, ab 2016 auch im Gemeinderat. Dort setzte er sich vor allem für Schulen, Kindergärten, bezahlbaren Wohnraum und das Böhringer Strandbad ein, berichtet Jürgen Keck. Brunner sei es immer um die tägliche Bedarfe der Menschen gegangen, zu ihren Gunsten habe er pragmatisch und lebensnah entschieden. „Manfred hatte immer das Ohr an der Bevölkerung. Er hat sich bis zuletzt immer um andere gekümmert, trotz seiner Schmerzen durch die jahrelange Arbeit auf dem Bau“, so Keck.
Liebevoller und mitfühlender Vater und Ehemann
Seine Kinder Jennifer und Marc Brunner erinnern sich an einen mitfühlenden und liebevollen Vater, bei dem sie auch als Erwachsene jederzeit um Hilfe oder Ratschlag fragen konnten. „Als Vaterfigur war er für uns genau so, wie er auch nach außen in der Öffentlichkeit gewirkt hat“, erzählen sie. Sie seien sehr von ihm und seinen Werten geprägt worden. Auch zuhause habe er Engagement, Einsatz für andere und das Übernehmen von Verantwortung vorgelebt. „Er war ein Mensch, der trotz Hindernissen nie aufgab, sondern weitermachte – und das hat er auch uns vermittelt“, erzählen sie und ihre Mutter Daniela Brunner.
Denn Menschen seien Manfred Brunner immer wichtig gewesen. „Und zwar der Mensch an sich, egal wer man war und wo man herkam. Er hat alle gleich und auf Augenhöhe behandelt. Unser Papa hat sozusagen Diversität gelebt, bevor es dieses Wort gab. Er hat es mit jedem gut gemeint“, so seine Tochter.
Trauer auch im Rathaus
Auch im Rathaus ist man über den Tod des langjährigen Gemeinderat bestürzt. „Der frühe und überraschende Tod von Manfred Brunner hat uns tief getroffen und bedeutet einen schweren Verlust für unsere Stadt und den Gemeinderat“, so Oberbürgermeister Simon Gröger.
Brunner habe sich seit 2016 als Gemeinderat bei zahlreichen Projekten und Maßnahmen dafür eingesetzt, Radolfzells Straßen sicherer zu machen – sei es durch gezielte Verbesserungen in der Infrastruktur, Temporeduzierungen oder den Ausbau von Fuß- und Radwegen. „Für alles, was ihm am Herzen lag, hat er sich in seiner gutmütigen, besonnenen Art eingesetzt und seine Vorstellungen klar und präzise geäußert“, erinnert sich Gröger.
Die Stadt verliere nicht nur einen engagierten Kommunalpolitiker, sondern auch einen Menschen, dessen Herzlichkeit und Menschlichkeit fehlen werde. „Mein tiefes Mitgefühl in dieser schweren Zeit gilt vor allem seiner Frau, seiner Familie, seinen Freunden und Angehörigen“, so Gröger.
Auf den Sitz im Gemeinderat, den Manfred Brunner innehatte, wird nun zwar bald jemand nachrücken. Doch die große Lücke, die er hinterlässt, wird bleiben. Sein Betrieb wird nun aufgelöst, da es keinen Nachfolger gibt.