In der Stahringer Homburghalle, wo normalerweise zumeist Kinder und Jugendliche Sport treiben, der Musikverein Konzerte gibt und Narren die Fasnacht feiern, ist es seit nunmehr fast zwei Jahren sehr still geworden.

Das änderte sich allerdings am vergangenen Sonntag. Für einen Impftag wurde die Halle kurzerhand zum Impfzentrum umfunktioniert. „Wir alle möchten mit der Impfaktion einen Beitrag dazu leisten, dass wir alle schon bald wieder die Gemeinsamkeit erleben können, die unser Dorfleben ausmacht“, sagt Arzt Olav Kromrey.

Viele helfende Hände

Gemeinsam mit einem Kernteam von zwölf Helfern hat der Arzt eine Impfaktion auf die Beine gestellt. „Wir haben die Aktion seit mehreren Wochen in einem kleinen Team vorbereitet“, so Kromrey. „Es ist wirklich unglaublich, welche Energie diese Aktion entwickelt hat.“

Vor allem von der enormen Hilfsbereitschaft aller Beteiligten zeigt sich der Arzt tief beeindruckt. „Unsere Helfer sind abgesehen von einer Helferin aus unserer Nachbargemeinde Wahlwies allesamt Stahringer Bürger, darunter drei Ärzte, vier Krankenschwestern, eine medizinische Fachangestellte sowie fünf Helfer aus dem DRK-Ortsverein“, ergänzt Kromrey.

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Darüber hinaus hätten viele Bürger spontan ihre Hilfe angeboten. Einzig die Beschaffung der 320 Impfdosen stellte eine Herausforderung dar, doch auch hier fand der Arzt rechtzeitig eine Lösung.

Ein positives Feedback

Für die Koordination der Termine war Diana Specht von der Ortsverwaltung zuständig. „Ich kann nur Positives berichten, jeder war einfach dankbar, dass es dieses Angebot gibt“, erzählt Specht.

Bereits am Samstag wurde die Homburghalle zum Impfzentrum umfunktioniert, bevor es am Sonntag pünktlich um 10 Uhr mit dem Spritzen losging. Im Eingangsbereich wurden alle Impfungen von Beate Klatt registriert.

Neben Stahringern konnten bei der Impfaktion auch Bürger aus Radolfzell, den Ortsteilen aber auch aus umliegenden Gemeinden wie Schienen, Eigeltingen oder Hilzingen geimpft werden.

Erste Station für die Impfwilligen in der Homburghalle war am Sonntag ein Aufklärungsgespräch mit einem der Ärzte Olav Kromrey (rechts), ...
Erste Station für die Impfwilligen in der Homburghalle war am Sonntag ein Aufklärungsgespräch mit einem der Ärzte Olav Kromrey (rechts), Bruno Sauter (im Vordergrund) oder Peter Stoll (nicht im Bild). | Bild: Petra Reichle

Für ein persönliches Aufklärungsgespräch standen die Ärzte Olav Kromrey, Bruno Sauter und Peter Stoll bereit. Parallel zogen auf der Bühne der Halle Veronika Rebert und Katja Kromrey die Spritzen auf. Für die Impfungen selbst hatten die Helfer des DRK-Ortsvereins zwei Zelte aufgebaut. Hier kamen die erfahrenen Krankenschwestern Sandra Fröhlich und Bianca King zum Einsatz.

„Wir helfen, wo wir können“

Vom DRK-Ortsverein Stahringen-Wahlwies engagierten sich Sabrina Honsell, Beate Klatt, Lioba und Dietmar Senger sowie Stephan Rohleder. „Wir wurden von unserem Bereitschaftsarzt Bruno Sauter angesprochen, ob wir die Aktion unterstützen würden. Jeder hat spontan zugesagt, wir helfen, wo wir nur können“, sagt Sabrina Honsell.

„Wir stehen natürlich für einen Notfall bereit, unterstützen aber auch den Auf- und Abbau, die Logistik und Administration“, ergänzt Stephan Rohleder.

Der in Frankfurt wohnende Stahringer Dominik Birr nutzte einen Urlaub in der Heimat, um sich von Bianca King impfen zu lassen.
Der in Frankfurt wohnende Stahringer Dominik Birr nutzte einen Urlaub in der Heimat, um sich von Bianca King impfen zu lassen. | Bild: Petra Reichle

Über 90 Prozent der Impfungen, die an diesem Tag gesetzt wurden, waren Booster-Impfungen, es gab aber auch einige Erstimpfungen bei Kindern und Jugendlichen. Der älteste Impfling war der 96-jährige Johann Sauter – ihm wurde die Booster-Impfung von seinem Sohn Bruno Sauter verabreicht.

Nach erfolgten Impfung war bei allen vor allem eins spürbar – große Dankbarkeit. Während das Stahringer Urgestein Wilfried Jöst von einem „lustigen Heimatgefühl beim Impfen“ berichtet, bei dem alles perfekt organisiert gewesen sei, ruft eine ältere Dame allen Helfern beim Herausgehen „Danke, dass Sie so etwas tolles für uns machen“ über die Schulter zu.

Ein Lob für die Dorfgemeinschaft

Auch der Stahringer Peter Leicht berichtet, dass seine Impfung reibungslos funktioniert hätte. Für ihn spiegelt die Aktion die tolle Dorfgemeinschaft Stahringens wieder. „Super, dass es bei uns im Dorf so etwas gibt. Wäre der Anlass nicht so ernst, so würde ich sagen, dass jetzt nur noch der Glühwein fehlt“, ergänzt Leicht scherzhaft.

Walter Braun aus Eigeltingen wurde von einem Arbeitskollegen auf die Impfaktion aufmerksam gemacht. „Es läuft richtig schön durch, alles ist perfekt organisiert“, berichtet er.

Auch die Bühne der Homburghalle wurde zum Schauplatz der Impfaktion. Hier zieht die medizinische Fachangestellte Veronika Rebert eine ...
Auch die Bühne der Homburghalle wurde zum Schauplatz der Impfaktion. Hier zieht die medizinische Fachangestellte Veronika Rebert eine Spritze auf. Bild: Petra Reichle | Bild: Petra Reichle

Für einen ganz besonderen Moment sorgte die Stahringerin Ursel Fischer. Bepackt mit einem Eimer voller roter Rosen ergriff sie kurz vor Ende der Impfaktion das Wort. Sie dankte allen ehrenamtlichen Helfern von Herzen für ihren Einsatz und überreicht jedem persönlich eine rote Rose.

Honorar wollen die Beteiligten spenden

Das Honorar der Impfaktion wollen die Beteiligten spenden. „Ein großer Teil des Erlöses wird der Covax-Initiative zu Gute kommen, die sich für eine gerechtere weltweite Verteilung der Impfstoffe einsetzt“, erklärt Olav Kromrey.

„Zudem werden wir den Stahringer Vereinen sowie dem DRK-Ortsverein Stahringen-Wahlwies eine Spende zukommen lassen“, so Kromrey weiter. Bereits am Sonntag, 16. Januar 2022 wird das Helferteam erneut zusammenkommen, um eine weitere Impfaktion in der Homburghalle durchzuführen. Alle Informationen zur Terminvergabe wird das Team Anfang Januar mitteilen.