Der Landkreis Konstanz hat jetzt eine weitere Halle auf dem ehemaligen Firmenkomplex von Dekorsy an der Radolfzeller Herrenlandstraße für die Unterbringung von Flüchtlingen vorbereitet. In einem anderen Teil der Gebäude sind bisher 63 Flüchtlinge aus Syrien, Madzedonien, Türkei, Georgien und Palestina untergebracht.
In der nächsten Wochen sollen zunächst einige Bewohner aus diesem Bereich in die neuen Räumlichkeiten wechseln, bevor die Gesamtanzahl der Personen auf rund 100 erhöht wird, wie die Leiterin der Einrichtung, Cornelia Knobelspies, jetzt beim Eröffnungstermin erklärte.
4000 Ukrainer leben im Landkreis
Für den Landkreis Konstanz stellt die aktuelle Flüchtlingssituation nach wie vor eine besondere Herausforderung dar: Während im Jahr 2015 rund 2500 Personen aus anderen Ländern im Landkreis untergebracht werden mussten, wurden 2022 über 3140 hilfsbedürftige Menschen aufgenommen, wie Monika Brumm vom Amt für Migration und Integration berichtete.
Die meisten dieser Menschen stammen aus dem Kriegsgebiet der Ukraine. Rund 4000 von ihnen leben mittlerweile im Landkreis Konstanz. Die große Mehrzahl konnte privat untergebracht werden. Alle anderen werden nach Möglichkeit gemeinsam in Einrichtungen des Landkreises betreut.

Wie es mit den Sporthallen weitergeht
Auch wenn die Räumlichkeiten in dem ehemaligen Industriegebäude in Radolfzell aus Sicht von Monika Brumm nach wie vor eine Notunterkunft darstellen, hält sie diese für deutlich geeigneter als die vorübergehend genutzten Sporthallen im Landkreis. Immerhin konnte man in dem Dekorsy-Areal noch die Ausbauten nutzten, die vor Jahren für die damaligen Flüchtlinge errichtet worden waren und zum Teil dann gar nicht bezogen wurden.
Nicht zuletzt durch die Neuanmietung dieser Halle und die Inbetriebnahme der Leichtbauhallen in Konstanz und Rielasingen-Worblingen können nun die Kreissporthallen auf der Mettnau und in Stockach wieder freigegeben werden. Derzeit sei man mit dem Rückbau der Einbauten beschäftigt. Bis zum Spätsommer werden die Sporthallen dann wieder von den Vereinen genutzt werden können.
So ist die Einrichtung ausgestattet
Die neuen Räumlichkeiten, die jetzt von interessierten Bürgern, Gemeinderäten und Teilen der Stadtverwaltung begutachtet wurden, sind aus Sicht des Landkreises zwar nicht „das, was wir uns wünschen“, wie Monika Brumm bemerkte, „aber wir können nicht anders“, ließ sie wissen.
Die Schlafbereiche für bis zu sechs Personen sind mit nach oben offenen Trennwänden aus drei Meter hohen Grobspanplatten voneinander getrennt. Es befinden sich jeweils drei Etagenbetten in den Abteilen sowie ein Vorraum zur Unterbringung von privaten Habseligkeiten. Die Küche, Toilettenanlagen, Waschräume und ein Bereich für den sozialen Austausch müssen die Bewohner miteinander teilen.

Jeder Bewohner erhält beim Bezug ein Starterset, das aus Geschirr, Handtuch, Bett und anderen praktischen Dingen besteht. Im Laufe des Monats werden voraussichtlich 37 weitere Flüchtlingen in den neuen Bereich einziehen. Die Leitung der Einrichtung will dabei darauf achten, dass keine der untergebrachten Nationen einen nennenswerte Überzahl erreicht, um das Zusammenleben nicht vor zusätzliche Herausforderungen zu stellen.