Die Stimmung ist angespannt in Markelfingen. Im Ortschaftsrat machte sich unter Räten und Zuhörern Ärger breit, dass die abbruchreife Halle zweieinhalb Jahre nach dem Brand noch steht. Nach derzeitigem Stand der Planung könnte eine neue Halle im Februar 2023 fertiggestellt sein.
Für den Neubau der 1,5-fach Sport- und Mehrzweckhalle und die Sanierung des Feuerwehrgebäudes liegen nun ein Entwurf und eine Kostenberechnung vor. 12,3 Millionen Euro sollen beide Baumaßnahmen laut den Architekten betragen. Damit liegen die berechneten Kosten um etwa zwölf Prozent über der Summe, die im Rahmen des Vorentwurfs und der Kostenschätzung angegeben wurde.

In der Fragestunde meldeten sich Tilo Ruther, Abteilungskommandant der Markelfinger Feuerwehr, und Thomas Böttinger, Präsident der Narrenzunft Seifensieder, zu Wort. Beide beklagten, in Markelfingen liege das gesellschaftliche Leben seit dem Brand der Markolfhalle im Februar 2018 brach. Seitdem Corona alle Großveranstaltungen unmöglich mache, könnten auch Radolfzeller aus der Kernstadt nachvollziehen, wie Markelfinger seit zweieinhalb Jahren lebten. Böttinger nannte den „langsamen“ Planungsfortschritt „ein Trauerspiel“. Ihrer Kritik stimmten alle Zuhörer applaudierend zu. Die Entwürfe, die nun auf dem Tisch liegen, seien jedoch vielversprechend, fand Ruther.
Dachbegrünung würde weitere 350.000 Euro kosten
Gerhard Schöpperle, Leiter des Fachbereichs Hochbau und Gebäudemanagement, führte im Folgenden aus, grundsätzlich seien nur kleine Veränderungen am Vorentwurf vorgenommen worden. Aus drei Gutachten, einem Bodengutachten, einem Brandschutzgutachten sowie einem Gutachten zur Akustik, hätten sich neue Anforderungen ergeben. Diesen sei nun entsprochen.
Des Weiteren schlägt die Stadtplanung vor, das Dach als Ausgleichsfläche mit Flechten und Moosen zu begrünen, erklärte Schöpperle. Die Dachbegrünung würde aufgrund einer nötigen Verstärkung des Dachunterbaus zusätzlich zu den 12,3 Millionen Euro Mehrkosten von 350.000 Euro verursachen. Auf dem Dach soll zudem eine Photovoltaikanlage installiert werden.

Birgit Wohlfart vom Architekturbüro Steimle aus Stuttgart stellte den Entwurf in weiteren Details vor. Besucher sollen die Halle von Norden kommend im ersten Stock betreten. Von einem Foyer, zu dessen östlicher Seite eine Bewirtungsmöglichkeit vorgesehen ist, fällt der Blick von oben auf das 680 Quadratmeter große Spielfeld, das sich aufgrund der Hanglage im darunterliegenden Erdgeschoss befindet. Auf dieser Ebene sollen ebenfalls Umkleiden, ein Stuhllager und Geräteräume sowie Sanitärräume Platz finden.
Das Bodengutachten habe ergeben, dass das Gebäude gegen Hang- und Schichtenwasser geschützt werden müsse, so Wohlfart. Die Erdgeschosswände seien deshalb als Betonwände geplant. Darauf soll ein auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Holzbau entstehen, dessen Energieeffizienz sich am Passivhausstandard orientiert.
Sanierung des Feuerwehrhauses soll 1,6 Millionen Euro kosten
Die Sanierung des Feuerwehrhauses wird in der Kostenberechnung nun mit knapp 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Das Fahrzeuggebäude soll nicht verändert werden, das Feuerwehrhaus jedoch kernsaniert und umgebaut werden. Direkt an die Fahrzeughalle sind Umkleiden und Sanitärbereiche angeordnet. Daran anschließend sind Büroräume sowie ein Schulungsraum geplant.
Der Entwurf fand weitgehend Anklang. Nicht einverstanden waren einige Räte mit dem Begrünen des Dachs. Andreas Blum und Andreas Danner vertraten die Meinung, einen Ausgleich für versiegelte Flächen könne man auch mit bedeutend weniger Geld schaffen, beispielsweise durch Pflanzung von Bäumen. Auch Martina Gleich wollte vor einer Abstimmung über ein Gründach Informationen dazu, ob eine Dachbegrünung in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage günstig sei.
Peter Blum appellierte allerdings, die Planung nicht weiter hinauszuziehen, man befinde sich zeitlich gesehen „an der Schmerzgrenze“. Sein Antrag, über die Begrünung des Daches in der Vorberatung nicht abzustimmen und die Entscheidung dem Gemeinderat zu überlassen, wurde einstimmig angenommen. Ebenso einstimmig sprach sich der Rat dafür aus, die Baumaßnahmen auf der Grundlage der Entwurfsplanung und Kostenberechnung zu realisieren sowie die bisherigen Projektplaner weiter zu beauftragen.