Knapp 350 Personen zogen trotz des starken Regens vor dem Allweiler-Werk durch die Schützenstraße in Radolfzell. Die Gewerkschaft IG Metall hat einen Aktionstag veranstaltet, auf dem sie über die personellen Missstände in der Verwaltung des Pumpen-Herstellers informierte und ihre Forderungen an die Geschäftsführung stellte.

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Grund für diese Aktion ist, dass die Allweiler-Konzernmutter Circor im chinesischen Weihai ein „Kompetenzzentrum“ errichtet. Laut Gewerkschaft plant Circor dort alles zu produzieren, was im asiatischen Raum gebraucht wird. Das bedeute für den Radolfzeller Standort betriebliche Kündigungen.

Robert Bäuerlein von der IG Metall moderierte die Protestaktion. „Ich selbst habe meine Ausbildung bei Allweiler absolviert und stehe immer noch in engem Kontakt mit den Mitarbeitern“, sagte er in seiner Eröffnungsrede.

Die Redner standen hoch oben auf einem Feuerwehr-Wagen, um ihre Meinungen zu äußern.
Die Redner standen hoch oben auf einem Feuerwehr-Wagen, um ihre Meinungen zu äußern. | Bild: Nico Talenta

Er empörte sich: „Mein Herz blutet, wenn ich höre, was in diesem Unternehmen vor sich geht.“ Diesen Satz richtete er an die Geschäftsführung, die ohnehin das Gespräch des Aktionstages aufzeichne und so die Ansprachen mitbekomme. Bäuerleins Forderung: „Allweiler muss sich aus dem Würgegriff der US-Mutter Circor lösen.“ Auf diesen Satz trommelten, klatschten und riefen die anwesenden Mitarbeiter dem Gewerkschafter ihren Zuspruch zu.

Stefan Gajer, Betriebsrat des Allweiler-Werks in Radolfzell, hatte im Jahr 2017 noch Hoffnung in die Übernahme von Circor gelegt, die jetzt enttäuscht werde: „Durch die Übernahme des amerikanischen Mutterunternehmens läuft jetzt noch viel mehr schief.“ Als Bespiel führte er die Verlagerung der Informationstechnik-Abteilung nach Indien auf.

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„Zu uns hieß es, dass dieser Schritt aus Datenschutzgründen wichtig sei“, erklärte Gajer. Allerdings werde alles rund um das Thema Datensicherung ohnehin in den USA geregelt. „Deswegen ist die Begründung der Geschäftsführung dahingehend völlig hinfällig und ohne Sinn.“ Anfang Januar habe der Betriebsrat einen Fragenkatalog mit über 100 Seiten an die Geschäftsführung übergeben und bis heute keine Antworten bekommen.

Auch der SÜDKURIER hat die Geschäftsführung von Allweiler um eine Stellungnahme zu den Hintergründen der Kündigungen und den Verlagerungen gebeten. Trotz mehrmaligem Nachfragen antwortete niemand. Die Geschäftsführung stellt sich stumm.

Sogar ein Trommel-Spieler begleitete den Aktionstag vor dem Allweiler-Werk.
Sogar ein Trommel-Spieler begleitete den Aktionstag vor dem Allweiler-Werk. | Bild: Nico Talenta

Fragen wie „Die IG Metall wirft Circor vor, Teile der Produktion und der Belegschaft nach Weihei, China, und Indien abzuziehen. Ist das richtig?“ und „Auch die CDU-Fraktion hat an Sie und Ihr Unternehmen appelliert, eine gemeinschaftlichere Lösung zu finden. Wie stehen Sie dazu?“ bleiben unbeantwortet.

Die Aussichten für Allweiler in Radolfzell sind nicht gut. Im laufenden Jahr will das Unternehmen keine Ausbildungsplätze anbieten, berichtet Betriebsrat Gajer. Dafür im Jahr 2022 doppelt so viele wie normal. „Diese Aussage wirkt irreal“, sagt der Betriebsrat. Auch die Gewerkschaft fordert, in diesem Jahr mindestens genauso viele Auszubildenden einzustellen wie im Jahr 2019.

Die Ausgangslage

Nach der Protestaktion merkt ein Mitarbeiter im Gespräch mit unserer Zeitung an: „Es ist wichtig, dass alle wissen, worum es hier geht.“ Ein Arbeitskollege greift ihm mit folgendem Satz ins Wort: „Wir dürfen nicht einfach alles hinnehmen.“ Sie wollen aus der Angst, ihren Job zu verlieren anonym bleiben, sind sich aber einig und fordern mehr Investitionen am Standort Radolfzell. Ob die Aktion der IG Metall wirklich etwas bringe, stelle sich erst noch heraus.

„Ich hoffe, dass die Geschäftsführung das Potenzial von unserer deutschen Qualität erkennt.“ Markus Rebstock, aus der ...
„Ich hoffe, dass die Geschäftsführung das Potenzial von unserer deutschen Qualität erkennt.“ Markus Rebstock, aus der Abteilung Betriebsunterhalt bei Allweiler. | Bild: Nico Talenta

Die Mitarbeiter merkten an: „Unsere Kunden sind schlussendlich die Leidtragenden bei der ganzen Geschichte. Die Arbeit ist ja da, nur werden wir weniger Arbeiter.“ Nach der Veranstaltung löste sich die Menge wegen des anhaltenden Regens zügig auf. Im Betrieb wartete die tägliche Arbeit auf die Mitarbeiter.

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