Die Liste war lang und konkret, was sich die Stadtverwaltung von einem Pächter der Gastronomie in der Poststraße 5 gewünscht hatte. Ein Weinlokal, mit Fischgerichten, alles regional und nachhaltig und geöffnet an sechs Tagen in der Woche. Dem Radolfzeller Gemeinderat waren das zu viele Vorgaben, der Rahmen viel zu eng für eine neue Verpachtung. Aus diesem Grund sind in der jüngsten Sitzung einige Änderungen in der Ausschreibung für die Poststraße 5 vorgenommen worden. Beim Konzept und der Art des Angebotes sind potenzielle Interessenten nun frei. Nur die erwarteten Öffnungszeiten bleiben. Denn eins wollen alle: eine dauerhafte Belebung der Innenstadt.

Was es in der Poststraße 5 künftig zu essen geben soll, das möchten die Stadträte nicht so konkret vorgeben. Der Vorschlag der Verwaltung, ein Fisch- und Weinlokal zu präferieren, sei ohne besonderen Grund gemacht worden, wie Julia Schüssler von der Stabsstelle Bauverwaltung erklärte. Die Nähe zum See habe den Fisch passend erscheinen lassen und der Wein sei passend zum Fisch gewesen. „Die Ausschreibung ist zu eng gefasst“, befand Andrea Gnann (CDU). Der Interessent müsse ein wirtschaftliches Konzept vorlegen, nicht die Stadt.

Regional und nachhaltig ist ein Wunsch, aber keine Pflicht

Das sah auch die SPD-Fraktion so. Auf deren Antrag wurden die Vorgaben zum Konzept wieder gestrichen, einzige Einschränkung: Der Betrieb als Systemgastronomie, also ein Fastfood-Restaurant, Imbiss oder Pizzeria, sind untersagt. Die Nutzung regionaler, nachhaltiger und saisonaler Produkte werde gewünscht, aber dies sei nicht zwingend vorgeschrieben.

Das Lokal in der Poststraße 5 sucht einen neuen Pächter oder eine neue Pächterin. Zuletzt hatte die Unvergleichbar nur unregelmäßig ...
Das Lokal in der Poststraße 5 sucht einen neuen Pächter oder eine neue Pächterin. Zuletzt hatte die Unvergleichbar nur unregelmäßig geöffnet, bis sie vor einigen Monaten ganz zumachte. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Gewölbekeller soll Veranstaltungsort werden

FGL-Stadträtin Mona Kramer fragte sich, warum denn der Gewölbekeller nicht öfter genutzt werden könne. In der Ausschreibung der Verwaltung wurde der Raum als Tanzlokal deklariert und ein Pächter dürfe maximal zwei Veranstaltungen im Monat abhalten. Das sah Kramer als vergeudetes Potenzial an. Der Keller könnte als Veranstaltungsraum für Kultur, kleine Konzerte und Versammlungen genutzt werden.

Auf Antrag der FGL wurde das Wort Tanzlokal aus der Ausschreibung gestrichen, auch die Begrenzung der Veranstaltungstage auf zwei pro Monat wurde entfernt. Ein potenzieller Pächter solle den Keller ins Konzept einplanen dürfen. „Der ist gut gedämmt, da wird es nicht zu laut“, sagte Martin Mehne (Freie Wähler), als es um eine mögliche Ruhestörung bei Abendveranstaltungen ging.

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Einzig bei den Öffnungszeiten ging die sonst einhellige Meinung des Gemeinderates etwas auseinander. Die SPD-Fraktion fand die Vorgabe, einen Ganzjahresbetrieb an sechs Tagen in der Woche geöffnet zu halten, für zu viel für einen Gastronomen. Kristina Koch (SPD) schlug deswegen vor, für drei Monate eine Reduzierung der Öffnungszeiten zu genehmigen. Welche Monate das sind, sollte dem Pächter freigestellt werden.

Lokal soll dauerhaft geöffnet sein

Flexibilität beim Konzept begrüßte auch Siegfried Lehmann, Fraktionssprecher der FGL. Aber an den Öffnungszeiten wollte er festhalten. „Weniger als fünf, sechs Tage die Woche, das passt nicht“, so Lehmann. Man einigte sich darauf, dass in der Ausschreibung Öffnungszeiten von sechs Tagen in der Woche vorgegeben sind, Abweichungen davon aber schriftlich vereinbart werden können.

Er kritisierte das verzögerte Vorgehen der Stadtverwaltung in der Sache. Bereits im Sommer 2024 sei klar gewesen, dass die Pächterin der Unvergleichbar dort nicht weitermachen wollte. Nun sei es bereits April, man habe Monate an Pachteinnahmen verloren. Bis ein neuer Pächter anfangen könne, sei vermutlich die Sommersaison vorbei. „Das war kein gutes Beispiel dafür, wie man so einen Prozess leitet“, sagte Lehmann.