Die Gartenmöbel im Außenbereich sind ordentlich aufeinandergestapelt, die Türen zum Innenraum geschlossen, die Lichter aus: Die Unvergleichbar in der Poststraße gegenüber dem Kappedeschlebrunnen ist schon seit Sommer 2024 geschlossen. Und vorerst wird das auch so bleiben.

Der Außenbereich zeigt es: Das Lokal Unvergleichbar ist verwaist.
Der Außenbereich zeigt es: Das Lokal Unvergleichbar ist verwaist. | Bild: Jennifer Moog

Der Verwaltungsausschuss- und Finanzausschuss berät in seiner Sitzung am Donnerstag, 27. März, über die Kündigung des Mietverhältnisses. Und das rückwirkend zum 31. Oktober 2024. Sie würde somit auf die Pacht von November 2024 bis März 2025 verzichten. Das sind laut Sitzungsvorlage fast 20.000 Euro.

Krankheit zwingt zum Ende des Lokals

Doch warum ist nun Schluss mit der Unvergleichbar? Die bisherige Pächterin Birgit Hotz könne das Lokal aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst betreiben und habe daher den Schritt der Schließung gehen müssen, wie sie auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilt. Hotz betreibt auch eine Kaffeerösterei in der Ziegelei. Da soll es ihr zufolge weitergehen. Doch das Gebäude, das der Radolfzeller Stadtverwaltung gehört, soll nicht ungenutzt bleiben. Laut Hotz werde die Stadt als Vermieterin zeitnah nach einem geeigneten Nachmieter suchen.

Es gibt erste Interessenten

Das bestätigt auch die städtische Pressestelle. Die Pacht soll erneut ausgeschrieben und die Räume nach dem Willen der Stadtverwaltung erneut als Gastronomie betrieben werden. Über die Kriterien für die Ausschreibung berate der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, 8. April. Stehen diese fest, gehe es dann in die Ausschreibung. Einzelne Anfragen für die Pacht seien bei der Stadtverwaltung auch schon eingegangen. Es sieht also so aus, als könnten in dem Gebäude zeitnah wieder die Lichter angehen.

Aber wie sieht es generell mit dem Leerstand in der Radolfzeller Altstadt aus? Gar nicht mal so schlecht, wie eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung ergeben hat. Demnach lag der Leerstand im vergangenen Jahr bei rund vier bis fünf Prozent. Deutschlandweit liege der Schnitt bei etwa 15 Prozent.

Viel Wandel in der Altstadt

Und schaut man sich in der Radolfzeller Altstadt um, sieht man, dass vereinzelte Flächen zwar verwaist sind, aber oft auch ein Nachfolger gefunden wird. So stehen etwa die Räume am Bahnhof, in der zuvor die Shisha-Bar Kohlenwerk untergebracht war, zwar aktuell leer. Doch es prangt bereits ein neues Schild an der Außenfassade, was auf eine Nachfolge hindeutet.

In dem Gebäude, in dem früher die Weinstube Der Baum beheimatet war, ist inzwischen das Bodensee-Institut untergebracht.
In dem Gebäude, in dem früher die Weinstube Der Baum beheimatet war, ist inzwischen das Bodensee-Institut untergebracht. | Bild: Jennifer Moog

In den Räumen der ehemaligen Weinstube Der Baum, die Ende 2023 geschlossen hatte, ist jetzt das Bodensee-Institut untergebracht. Die Räume des ehemaligen Höll-Sport stehen hingegen weiterhin leer.

Steht schon eine ganze Weile leer: die ehemaligen Räume von Höll-Sport in der Höllturm-Passage, mitten in der Radolfzeller Altstadt.
Steht schon eine ganze Weile leer: die ehemaligen Räume von Höll-Sport in der Höllturm-Passage, mitten in der Radolfzeller Altstadt. | Bild: Jennifer Moog

Doch landesweit geht es der Gastronomie nicht gut. Immer mehr Lokale müssen schließen. Habe es im Land 2019 noch 30.800 Gaststätten gegeben, seien es aktuell nur noch rund 27.600, wie Daniel Ohl, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, auf Nachfrage mitteilt. Das entspricht einem Rückgang von rund 10,4 Prozent.

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Die Gründe sind vielfältig. So liege das laut Ohl unter anderem an den wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Krisen der zurückliegenden Jahre. Ohl nennt die Corona-Krise sowie die Kosten-Krise als Folge des Ukraine-Kriegs als Beispiele.

Daniel Ohl, Pressesprecher beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, sagt: „Die Anhebung der Gastro-Mehrwertsteuer ...
Daniel Ohl, Pressesprecher beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, sagt: „Die Anhebung der Gastro-Mehrwertsteuer auf Speisen von sieben auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 hat zu einer massiven Verschlechterung der Umsatzentwicklung geführt.“ | Bild: Dehoga

Als weiteren Grund gibt er die Anhebung der Gastro-Mehrwertsteuer auf Speisen von sieben auf 19 Prozent an. Die Steuer war im Zuge der Corona-Pandemie zeitweise gesenkt, zum 1. Januar 2024 allerdings wieder angehoben worden. Dies habe „zu einer massiven Verschlechterung der Umsatzentwicklung geführt“, so Ohl.

Doch nicht nur das. Laut Dehoga hat das auch negative Auswirkungen auf die Beschäftigungsentwicklung. Es wandern also Fachkräfte aus der Gastronomie ab. Die Zahl habe sich zwar mit landesweit 136.734 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern zum 30.6.2024 wieder dem Vorkrisen-Niveau von 2019 angenähert, dennoch sei sie 2024 gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Prozent gesunken.