Die Markelfinger haben wieder einmal die Gelegenheit genutzt, um beim kommunalpolitischen Stammtisch mit Oberbürgermeister Martin Staab in Kontakt zu kommen – und wie zu erwarten, stand der Bau einer neuen Mehrzweckhalle im Vordergrund. Aber auch die Planung von Kindergarten- und Schulplätzen, die Verkehrs- und Parksituation an der Kaltbrunner Straße, die fehlende Markierung in der Radolfzeller Straße, die Strahlung der Mobilfunkanlage und Möglichkeiten der Niederlassung von Gewerbetreibenden brannte ihnen unter den Nägeln.

Kritik an den Kosten
Bei Stammtischen in anderen Ortsteilen kritisierten Bürger den Umfang und die Kosten für die neue Halle in Markelfingen. In Güttingen fielen gar die Worte Luxushalle und Luxusprojekt. Andreas Blum (CDU) sowie andere Markelfinger Ortschaftsräte sahen sich zu Unrecht in der Kritik. Nicht nur Markelfingen sei auf eine neue Halle angewiesen, auch Radolfzeller Vereine wie der Turnverein bräuchten weitere Trainingsmöglichkeiten. Insofern sei es wichtig gewesen, den Neubau der Halle größer anzulegen, sagte Blum beim Stammtisch. Ortsvorsteher Lorenz Thum wehrte sich zudem gegen den Vorwurf einer Luxushalle. Nach langen Verhandlungen mit allen Beteiligten habe man sich auf das absolut Nötige geeinigt: „In vielen Bereichen haben wir wirklich abgespeckt.“ Die mit dem Küchenplaner entwickelte Lösung entspreche beispielsweise nur dem Minimum dessen, was tatsächlich notwendig sei.
OB spricht von gutem Findungsprozess
Rückendeckung kam von Oberbürgermeister Martin Staab. Die Planung der Halle sei zwar langwierig, aber im Endeffekt „ein guter Prozess“ gewesen. Nachdem abschließend auch der Katastrophenschutz berücksichtigt worden sei, halte er den Bau der Halle in diesem Umfang gesamtstädtisch für die richtige Entscheidung. Auch was die Deckung der Mehrkosten angeht, sehe es beim derzeitigen Stand der Haushaltsverhandlungen gut aus. Umbauten und Sanierungen von Hallen anderer Ortsteile würden durch die Entscheidung für einen Neubau in Markelfingen zwar verschoben, aber nicht gänzlich aufgehoben.
Kindergarten-Modul bis Ende 2020
Zur Erweiterung des Markelfinger Kindergartens sagte er: Bis Ende des Jahres soll das Modul aufgestellt sein. Auch die Schulsanierung und die Planungsrate für das nächste Jahr seien im Haushalt berücksichtigt. Zudem berichtete er von Gesprächen mit der Abteilung Kinderbetreuung im Rathaus. Für die nächsten Jahre sollten in Kindertagesstätten in Radolfzell und seinen Ortsteilen 80 Plätze über dem anhand von Prognosen errechneten Bedarf vorgesehen werden.

Ärger über Kaltbrunner Straße
Bürger erklärten, die Kaltbrunner Straße sei oft derart durch parkende Autos verengt, dass entgegenkommender Verkehr auf den Gehweg ausweichen müsse. Zudem werde in Richtung Wildpark oft zu früh und damit noch innerhalb der Ortsgrenze beschleunigt. Es wurden die Fragen nach Parktaschen und einer Geschwindigkeitsberuhigung laut. Auf die fehlende Fahrbahnmarkierung in der Radolfzeller Straße angesprochen, erläuterte Ortsvorsteher Thum, dies sei Angelegenheit des Landkreises, weil es sich hierbei um eine Kreisstraße handle. Er stehe in Kontakt mit den zuständigen Behörden und bemühe sich seit längerem um eine Markierung.
Stadt hat „viel Lehrgeld“ gezahlt
Zu guter Letzt bemerkte Andreas Blum, die Möglichkeiten zur Niederlassung von Gewerbetreibenden in Radolfzell seien nicht attraktiv gestaltet. Mit der Abwanderung von Unternehmen gingen der Stadt wichtige Einnahmequellen für Projekte wie beispielsweise den Klimaschutz verloren. „Der Haushalt hat ein Riesenloch, nicht erst seit Corona. Und Blurado ist ein Schuss in den Ofen“, beklagte der Ortschaftsrat. OB Staab räumte ein, beim Projekt des klimaneutralen Gewerbepark im Nordwesten der Stadt habe man „viel Lehrgeld“ gezahlt. Doch mit Sicht auf die Zukunft sei ein Gleichgewicht zwischen ökologischen und ökonomischen Interessen geboten.
Ansiedlung erwünscht
Bislang gebe es zwei unterschriebene Optionsverträge mit mittelständischen Unternehmen, die nicht in internationale Konzerne eingebunden seien. Die Ansiedlung solcher Unternehmen sei auch weiterhin sein Ziel. Nur ohne Gewinnabführungsverträge könnten langfristig Gewerbesteuereinnahmen generiert werden.