Für einen Stadtrat gilt bei seinem Abschied aus dem Gemeinderat so gut wie immer: Etwas bleibt unvollendet. Das gilt auch für Josef Klett, der in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Radolfzell von Oberbürgermeister Simon Gröger und dem Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler Dietmar Baumgartner mit Worten und Geschenkkorb verabschiedet worden ist.
Zwischen Böhringen und Stahringen
Jose Klett war seit 2009 Stadtrat in Radolfzell und war auch bis Februar Ortschaftsrat in Böhringen. Aber das ist nur die halbe Geschichte. Denn mindestens so wie sein Bauernhof am Hang hinauf zur Homburg mit einem guten Stück auf die Stahringer Gemarkung liegt, schlägt sein Herz auch für den Ortsteil Stahringen. Als solcher warf er sich ins Zeug, als es um die Planung des neuen Dorfplatzes im anderen Dorf seines Einfluss- und Bezugsbereichs ging.
Da stand doch im Dezember 2018 tatsächlich zur Debatte, den neuen Dorfplatz ohne öffentliche Toilette zu bauen. Der Grund waren die Kosten: 120.000 Euro hatten die Planer dafür berechnet. Bevor der Posten gestrichen wurde, erhob Klett das Wort: „Wenn man möchte, dass Jung und Alt auf dem Platz zusammenkommen, muss man eine Toilette haben.“ Ohne dieses WC wäre die Gestaltung des neuen Dorfplatzes eine glatte Fehlplanung. Die Mehrheit im Ausschuss und Gemeinderat folgte Klett. Beim Spatenstich für den neuen Dorfplatz im November 2019 lobte ihn der damalige OB Martin Staab: Dem „klugen Schachzug“ von Stadtrat Josef Klett sei es zu verdanken, dass für den Platz „in letzter Minute“ noch eine öffentliche Toilette eingeplant worden sei.
Geplant ist das WC, gebaut nicht. Stahringens Ortsvorsteher Jürgen Aichelmann, der als Stadtrat für Klett in den Gemeinderat nachrückt, hat das im Januar noch beklagt. Bei der Mittelanmeldung für den Haushalt habe der Ortschaftsrat dem Bau der Toilette „höchste Priorität“ eingeräumt. Aichelmann kann, darf, muss als Stadtrat das Vermächtnis von Josef Klett übernehmen. Ohne WC auf dem Dorfplatz bliebe das Wirken des „Böhringer“ Stadtrats in Stahringen wirklich unvollendet.