Gereizte Stimmung herrschte im Ausschuss für Soziales, Bildung und Sicherheit im Radolfzeller Rathaus. Die mit der schlechtesten Laune waren die beiden CDU-Stadträte aus Markelfingen, Martina Gleich und Ortsvorsteher Lorenz Thum.

Stadt will kleineren Kindergarten bauen

Grund für den Missmut war ganz allgemein der Kita-Bedarfsplan für die kommenden Jahre und im speziellen der Vorschlag der Verwaltung, auf einen Kindergarten-Neubau mit drei Gruppen durch die Erika- und Werner Messmer-Stiftung zu verzichten. Dies wurde vor einigen Wochen zum Thema.

Da der Gemeinderat beschlossen hatte, für die Erweiterung des Markelfinger Kindergartens ein festes Gebäudemodul zu kaufen, statt nur zu mieten, berechnete die Stadtverwaltung, dass der Neubau eines Kindergartens im Wohngebiet „Im Tal“ mit drei Gruppen überdimensioniert sei. Zwei würden reichen. Für die Messmer-Stiftung wäre es allerdings nicht rentabel, in diesen verringerten Dimensionen zu bauen. Sie würden sich in dem Fall aus dem Projekt zurückziehen.

„Ich fühle mich da ehrlich gesagt hintergangen.“Lorenz Thum, CDU
„Ich fühle mich da ehrlich gesagt hintergangen.“Lorenz Thum, CDU

„Ich fühle mich da ehrlich gesagt hintergangen“, machte Thum seinem Ärger Luft. Es sei schon immer Ziel gewesen, einen neuen Kindergarten in Markelfingen zu bauen. Dass jetzt Module gegen einen Neubau aufgewogen würden, das fände er „schon ein bisschen dreist“.

Auch seine Fraktionskollegin Gleich verstand die Diskussion nicht. „Die Stiftung würde uns einen Kindergarten bauen, der uns nichts kostet“, fasste sie die Vorteile zusammen. Die Betriebskosten seien das einzige, das die Stadt tragen müsste. Aber das müsste sie auch bei zwei Gruppen, plus den Neubau, wenn die Stiftung aussteigt. Die Modul-Lösung für den jetzigen Kindergarten sei als kurzfristige Lösung gedacht gewesen, nicht als Ersatz.

„Die Stiftung würde uns einen Kindergarten bauen, der uns nichts kostet.“Martina Gleich, CDU
„Die Stiftung würde uns einen Kindergarten bauen, der uns nichts kostet.“Martina Gleich, CDU | Bild: Becker, Georg

Grundlage für den Vorschlag der Verwaltung für eine zweigruppige Einrichtung ist die Bevölkerungsvorausrechnung. Diesen Zahlen schenken allerdings einige Stadträte schon lange keinen Glauben mehr. „Es waren bisher immer mehr Kinder als wir geplant hatten, die Zahlen gingen noch nie zurück“, so Gleich. Jürgen Keck (FDP) attestierte Radolfzell schon heute einen Mangel an Jugend, dem man aktiv entgegenwirken müsse.

Auch Derya Yildirim (SPD) sah die Zahlen kritisch: „Wir hinken bei Betreuungsplätzen hinterher, weil es doch immer mehr Kinder gibt.“ Die Abstimmung über den Kauf des Gebäudemoduls für den Markelfinger Kindergarten im Sommer bewertete sie aktuell anders: „Wir haben abgestimmt, ohne alle Fakten zu kennen. Wir wussten nicht, dass die Messmer-Stiftung einen fertigen Plan in der Schublade hat.“

Das könnte Sie auch interessieren

An dem Kauf des Moduls wollten die Mitglieder des Ausschusses allerdings festhalten. „Ich hoffe, das Modul kommt im Januar, denn der Bedarf ist da“, sagte der Markelfinger Ortsvorsteher. Was damit nach einem etwaigen Neubau durch die Messmer-Stiftung passieren solle, dafür hatte Gabriel Thum keine Antwort.

Gabriel Deufel (Freie Wähler) machte gleich einen Vorschlag. Man könne diesen Container an andere Einrichtungen versetzen, die ebenfalls mehr Platz benötigten. Zum Beispiel in Güttingen habe man die Erweiterung wegen Geldmangels verschoben. Hier könne man dank des Moduls schneller agieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Laut Monika Laule sei der Bedarf an Kinderbetreuung in den vergangenen Jahren gestiegen. So sei der Bedarf bei Kindern bis ein Jahr auf fünf Prozent, davor drei Prozent, gewachsen. Der Bedarf für Plätze für Kinder bis drei Jahre sei von 40 auf 55 Prozent angestiegen und bei Kindern über drei Jahren bis zum Schulalter von 45 auf 55 Prozent. Aktuell würden bis zu 30 Plätze für Kinder unter drei Jahren fehlen. Laut Laule könne man den gesamten Bedarf für Kinder über und unter drei Jahren ab 2023 aber abdecken.