Hm, da hat sich der Hegau-Geschichtsverein mächtig ins Zeug gelegt. Der will wegen der Vorahnung auf einen beeinträchtigten Ausblick auf Herrgotts Kegelspiel, gemeinhin Hegauberge genannt, gleich einen ganzen Windpark verlegen. Ja, ja, wo der Blick auf so einen Gotteskegel fällt, da raubt einem so ein benachbartes Windrad die ganze Ehrfurcht. Der Schutz der „einmaligen Vulkanlandschaft“ und seiner hochherrschaftlichen Ruinen liegt dem Verein schwer am Herzen. Ein in Radolfzell amtierender OB würde sagen, sie sei dem Hegau-Geschichtsverein eine „Herzensangelegenheit“.

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Wo mit Herzensangelegenheiten Politik zu machen ist und mit dem Schutz der Landschaft noch viel mehr, da stürzen sich Nachahmer in das Verhindertdieerneuerbarenenergien-Getümmel. Wo die blöden Windräder den ungetrübten Blick auf tote Steine brechen, da stört ein Solarpark auf einem Acker ebenso. Nur hier konnte der Mais in anständiger Kolonne und eins a ausgerichtet sich ungeteilter Bewunderung sicher sein.

Mais auf den Acker, Windrad ans Kap Hoorn

Was der Hegau-Geschichtsverein kann, das spornt Richard Atkinson als Allzeit-Liberaler im Gemeinderat Radolfzell an. Treu der FDP-Leitlinie, Landschaft zu retten, wo Landschaft zu retten ist, sagt er zum geplanten Solarpark Brandbühl: „Schade um die Landschaft.“ Genau da, wo jeder von Reute aus hinguckt, also hinter die Bahnlinie zwischen Stahringen und Radolfzell, kommt der Solarpark hin. Ist da nicht die Monokultur Mais viel besser aufgehoben? Und ein Windrad an Kap Hoorn? Mais kann Biogas und vor der Südspitze Südamerikas ist viel mehr Wind. Solaranlagen gehören nur aufs Dach und Windräder nur in die raue See – um im Landschaftsbild zu bleiben.

Baudokument am See?

Es wäre an der Zeit, dass der Hegau-Geschichtsverein und Richard Atkinson sich auch um andere unverstellte Aussichten kümmern. Etwa, wenn das neue Pflegeheim auf der Mettnau vom Krankenhaus gesehen den Blick auf die Kläranlage verstellt. Hegau-Geschichtsverein, übernehmen Sie! Schließlich ist das „Faule Ei“ der Kläranlage ein Baudokument für die Reinhaltung des Sees. Und müsste Stadtrat Atkinson nicht einen Neubau auf dem Grundstück des abgebrannten Hotels Viktoria verhindern, damit die gewonnene Seesicht nicht abhanden kommt? Seelandschaft sticht Baugeschäft.

Was noch ansteht: Das Atomkraftwerk Leibstadt sollte in die Liste der geschützten Güter wegen einmaliger Dampfsäule aufgenommen werden. Singens Industriegürtel möchte als Aussicht vom Hohentwiel herunter keiner missen, eine Renaturierung des Kieswerks Markelfingen raubt den Blick auf die Geschichte über den Abbau von Bodenschätzen. Mit etwas gutem Willen könnte das eingefrorene Landschaftsbild eine Herzensangelegenheit aller werden. Wer weiß, wie lange wir sie noch haben.