Das Thema bleibt ein Aufreger: Geplante neue Windkraftanlagen, wie aktuell auf der Tengener Gemarkung Brand. Konzipierte Standorte musste das Singener Unternehmen Solarcomplex um einige hundert Meter verlegen, weil an ursprünglichen Positionen mehr Milan-Horste als gesetzlich zulässig festgestellt wurden. Die Änderung besorgt den Hegau-Geschichtsverein mit Sitz in Singen, der gut 1000 Mitglieder aufweist. Deren Vorsitzender Wolfgang Kramer ist nicht nur ehemaliger Kreisarchivar, sondern auch Kritiker des aktuell geplanten Standorts. Auf Rückfrage äußert sich Solarcomplex-Geschäftsführer allerdings klar.

Die Änderungsplanungen von Solarcomplex und der Hegauwind-Gruppe für einen zweiten Windpark im Landkreis Konstanz – nach Verenafohren im Wald des Tengener Stadtteils Wiechs am Randen – sind soweit gediehen, dass ein Bauantrag nach dem Bundesimmissionsschutz-Gesetz beim Landratsamt Konstanz eingereicht wurde.

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Trotz fortgeschrittenem Planungsstatus hat Wolfgang Kramer einen Vorschlag: „Die Firma Solarcomplex und die an den Windkraftanlagen Brand beteiligten Stadtwerke der Hegau-Gemeinden wollen einen der drei geplanten Standorte etwas weiter nach Westen verlegen“, erklärt er in einer Pressemitteilung. „Trotz dieser Verschiebung würden die Windanlagen den Blick auf die imposanten Hegauvulkane, auf die wir so stolz sind und mit denen der Hegau-Tourismus immer wirbt, massiv beeinträchtigen“, erklärt Wolfgang Kramer.

Wolfgang Kramer sorgt sich als Vorsitzender des Hegau-Geschichtvereins zusammen mit deren Mitgliedern darum, dass der geplante Windpark ...
Wolfgang Kramer sorgt sich als Vorsitzender des Hegau-Geschichtvereins zusammen mit deren Mitgliedern darum, dass der geplante Windpark Brand auf Tengener Gemarkung das Landschaftsbild negativ beeinträchtigt. | Bild: Christel Rossner

„Wir vom Hegau-Geschichtsverein sind der Meinung, dass die einmalige Vulkanlandschaft des Hegau mit ihren Burgruinen vor einer dauerhaften Beeinträchtigung geschützt werden muss“, betont er. „Der Hegau-Geschichtsverein schlage deshalb der Firma Solarcomplex und ihren Partnern aus den Hegau-Gemeinden vor, die drei Schwachwind-Anlagen mit einer Höhe von jeweils knapp 250 Metern wenige Kilometer weiter westlich im Tengener Stadtwald zu errichten. Dort stünden sie immer noch sichtbar im Hegau, würden aber die einmalige Vulkankegellandschaft viel weniger stören als an dem geplanten und jetzt korrigierten Standort.

Optisch und ökologisch besserer Standort?

Dort gebe es wegen Käferbefall und Trockenheit einige Schadflächen auf einer fast identischen Meereshöhe und mit einer ähnlichen Windhöffigkeit wie an den geplanten Standorten. Zudem läge dieser Standort auch auf Tengener Gemarkung, was der Stadt eine satte jährliche Pacht und Gewerbesteuerzuflüsse erbringen würde.

Der Tengener Bürgermeister Marian Schreier (links) und Solarcomplex-Geschäftsführer Bene Müller haben im Jahr 2020 den Pachtvertrag für ...
Der Tengener Bürgermeister Marian Schreier (links) und Solarcomplex-Geschäftsführer Bene Müller haben im Jahr 2020 den Pachtvertrag für Grundstücke der Stadt Tengen für den Bau des geplanten Windparks Brand unterzeichnet. | Bild: Solarcomplex

„Der Hegau-Geschichtsverein wäre glücklich über diesen Standort und unterstützt ihn, weil er die einmalige Vulkankegellandschaft im Hegau schonen würde und womit zugleich der Hegau seinen Beitrag zur Gewinnung von erneuerbarer Energie leisten könnte“, so Kramer. Der Hegau-Geschichtsverein habe sich nie generell gegen Windkraftanlagen im Hegau gewandt, doch es komme auf den landschaftsschonenden Standort an.

Standort-Verlegung kommt für Macher nicht in Frage

Die Hegau-Wind-Gruppe, die nach Verenafohren auch den Windpark Brand als Gesellschaft betreiben will, stellt allerdings durch Peter Sartena als einen der beiden Sprecher klar: Alle drei Windräder sollen nach der derzeitigen Planung auf Tengener Gemarkung erstellt werden. „Das ist per Pachtvertrag auch so festgeschrieben“, betont Sartena. Dort, wo die Anlagen in Forstgebieten gebaut werden soll, sei der Wald auch stark geschädigt.

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„Eine geringfügige Verschiebung von Windkraftanlagen im Rahmen des Genehmigungsverfahrens kann es immer geben. Da geht es um einige Meter hin oder her“, erklärt Bene Müller. Eine komplette Verschiebung eines Windparks an einen anderen Standort sei aber undenkbar. Sie würde das Projekt zurück auf Null stellen und eine mehrjährige Verzögerung bedeuten. „Fakt ist, dass bis zum Einreichen eines jeden Genehmigungsantrags von Windkraftanlagen eine mehrjährige Vorarbeit geleistet wurde, welche sich auf konkrete Standorte bezieht“, betont er.

Schon mehrere 100.000 Euro finanziert

Es seien Grundstücke gesichert worden für die Windkraftanlagen, aber auch für Zuwegung und Netzanbindung. „Es wurden vor allem aber Gutachten gemacht zu Artenschutz, Schall und Schatten, Standsicherheit und vielem mehr. Jeweils für konkrete Standorte, welche auf den Meter genau angegeben werden. Für diese sogenannte Projektierung hat Hegauwind mehrere hunderttausend Euro aufgewendet“, sagt r.

Darüber hinaus habe die Stadt Tengen einen umfangreichen Bürgerdialog abgehalten, der in einen Bürgerentscheid für genau den ausgewiesenen Standort mündete und eine klare Mehrheit für eine Verpachtung der kommunalen Grundstücke ergab. Es sei laut Bene Müller abwegig, am Ende eines derart aufwendigen Prozesses mal eben einen Vorschlag für einen Alternativstandort zu unterbreiten. Eine komplette Neuplanung des Windpark Brand an einem anderen Standort komme für die Hegauwind-Gruppe keinesfalls in Frage.

„Im übrigen weise ich darauf hin, dass Deutschland – und der Landkreis Konstanz nochmals in besonderen Maße – dringend einen Zubau an regenerativen Stromerzeugungskapazitäten benötigt. Anders werden wir aus der aktuellen Energiekrise nicht heraus kommen. Verzögerungen jedweder Art kann sich dieses Land eigentlich nicht leisten“, streicht der Solarcomplex-Geschäftsführer heraus.