Gerald Jarausch

Gastronomen hat die Corona-Krise besonders hart getroffen. Von einem auf den anderen Tag brachen die Umsätze ein, weil die Restaurants und Kneipen nicht mehr geöffnet bleiben durften. Das ist seit drei Wochen nun so. Um nicht ein finanzielles Desaster zu erleben, haben viele Gastronomen nach Alternativen gesucht, wie sie ihre Kunden weiterhin bedienen können. Einige Radolfzeller Betreiber von Restaurants und Bistros bieten deshalb einen Abhol-und Lieferservice an.

„Not macht erfinderisch“, sagt Florian Repnik vom Restaurant „Einkehr am Gleis“ in Markelfingen. Er selbst hätte es sich eigentlich „nie vorstellen können, mal einen Lieferservice anzubieten“, gibt er unumwunden zu. Doch mittlerweile kann er dem Angebot durchaus etwas Positives abgewinnen. Denn der Verkauf außer Haus bietet zumindest theoretisch die Möglichkeit, mehr Essen zu verkaufen als es Plätze im Restaurant gibt. Aktuell gibt sein Restaurant 40 bis 50 Mahlzeiten pro Tag heraus. „Zu Beginn wollte ich eigentlich nur 400 bis 500 Euro am Tag umsetzen. Aber jetzt bin ich ganz zufrieden. Wir tun etwas und verlassen uns nicht auf den Staat“, sagt Florian Repnik.

Gerichte müssen anders zubereitet werden

Für ihn als Betreiber ist die Situation eine „reine Kopfsache“, wie er es beschreibt. Dazu gehört unter anderem auch, dass die verkauften Gerichte anders angerichtet und herausgegeben werden, als das normalerweise der Fall ist. „Die To-go-Gerichte werden komplett anders angerichtet und müssen auf die Minute genau fertig sein“, berichtet Repnik. Sie werden entweder geliefert oder können abgeholt werden. Sein Personal musste er dennoch reduzieren oder an Kollegen ausleihen. Überhaupt sorgt die aktuelle Situation dafür, dass die Gastronomen untereinander kollegialer werden. „Das schweißt uns zusammen. Wir telefonieren regelmäßig untereinander und versuchen uns gegenseitig zu helfen“, berichtet der Restaurantbetreiber.

Florian Repnik zeigt in der Corona-Krise mit einer kurzen Formulierung Macher-Qualität: „Wir tun etwas und verlassen uns nicht auf ...
Florian Repnik zeigt in der Corona-Krise mit einer kurzen Formulierung Macher-Qualität: „Wir tun etwas und verlassen uns nicht auf den Staat.“ | Bild: Jarausch, Gerald

Tina Laakmann vom Bio-Restaurant „Safran“ in Radolfzell hat generell ein neues Verhältnis der Menschen zum Essen ausgemacht. Sie bietet seit Anfang der Woche einen Abholservice an, den sie vor allem auf Wunsch ihrer Kunden eingerichtet hat. „Man hat mir gesagt, dass mein Essen vermisst wird“, berichtet sie und ergänzt: „Die Wertschätzung für gesundes Essen steigt.“ Auch wenn der aktuelle Umsatz kein Vergleich zum normalen Tagesumsatz sei, wie sie ausführt, ist sie „sehr, sehr positiv von der Nachfrage überrascht“.

Der Catering-Bereich ist eingebrochen

To-go-Menüs sind für sie im Grunde nichts Neues, da sie so etwas schon immer angeboten hat. Allerdings stellt auch sie im Moment ihr Angebot ein bisschen um. Neben frischen Speisen bietet Tina Laakmann nun eine Auswahl an Gerichten an, die in Weckgläsern verkauft werden. „So können die Leute sich die Gerichte auch mit nach Hause nehmen“, sagt sie. Im Moment kommt ihr zugute, dass das Safran viele Stammkunden hat, die auf das neue Angebot reagieren.

Besonders leidet ihr Betrieb unter dem Wegfall aller Veranstaltungen. „Unser Catering-Bereich ist total eingebrochen“, lässt sie wissen. Umso mehr freut sie sich, dass ihre Kunden nun wieder vorbeischauen können, um bei ihr Lebensmittel oder Gerichte zu kaufen. Mit dem angegliederten Lebensmittelverkauf fällt das Safran unter eine Sonderregelung für den Lebensmittel-Einzelhandel.

Hier gibt es Angebote von Gastronomen

Der SÜDKURIER bietet mit #SKverbindet neben privaten Hilfsaktionen auch Handel, Gewerbe und Gastronomie eine Plattform, zentral ihre Angebote zu platzieren beziehungsweise kurzfristig ihre Gäste und Kunden zu informieren. Auch Tourismus und Stadtmarketing Radolfzell hält Informationen zu Lieferdiensten oder Menüs zum Abholen bereit.